In der Europa League stehen die Schweizer Klubs heute unter Druck. YB benötigt bei Udinense einen Punkt, um im Geschäft zu bleiben. Und Basel muss gegen Videoton die Aufwärtstendenz bestätigen.
Noch sind die Young Boys Letzter der stark besetzten Gruppe A. Doch dank dem 3:1 vor zwei Wochen gegen den italienischen Vertreter sieht es aus Berner Sicht wieder deutlich besser aus. Mit drei weiteren Punkten würde das Team von Martin Rueda in der Tabelle an Udinese vorbeiziehen und seine Ausgangslage nochmals deutlich verbessern. Aber selbst ein Remis wäre unter Umständen – je nachdem, wie das zweite Spiel der Gruppe zwischen Anschi Machatschkala und Liverpool endet – ein gutes Resultat.
Der Schwung, den sich die Berner mit dem überzeugenden Auftritt gegen Udinese geholt hatten, ist aber bereits ein wenig verpufft. Es ist beinahe eine Konstante in der laufenden Saison: Auf ein gutes Resultat folgt ein schlechtes. In der Meisterschaft konnte die Mannschaft bislang noch nicht zwei Siege aneinanderreihen. In erster Linie ist dafür die Auswärtsschwäche verantwortlich. Im Europacup resultierten aus vier Spielen in der Ferne drei Niederlagen; nur in der Qualifikation gegen den FC Midtjylland konnte YB auswärts siegen und überhaupt Tore erzielen.
Dass YB nicht dort steht, wo es gerne stehen möchte, liegt nicht zuletzt an einer hohen Summe von individuellen Fehlern. Am Wochenende in Basel (0:2) – wenige Tage nachdem CEO Ilja Kaenzig den Hut hatte nehmen müssen – patzten Goalie Marco Wölfli und Verteidiger Juhani Ojala. Während Präsident Werner Müller fatalistisch meint, Fehler gehörten einfach zum Spiel, ist Rueda kritischer: „Fehler gibt es immer, aber momentan sind es zu viele. Hat dies mit der Qualität der Mannschaft zu tun? Diese Frage müssen wir uns stellen.“
Zumindest bis zur Winterpause wird Rueda mit dem Personal vorliebnehmen müssen, dass er derzeit zur Verfügung hat. Und von diesem verlangt er, dass es mental stärker wird und die Konzentration nicht verliert, damit solche Gegentreffer wie gegen Basel nicht zustande kommen. Rueda kann dabei weiterhin nicht auf die Routine und Ruhe von Christoph Spycher zählen. Dieser laboriert seit geraumer Zeit an einer Knieverletzung. Auch Josef Martinez und Josh Simpson machten die kurze Flugreise von Bern nach Triest, dem 60 Kilometer von Udine entfernten Hauptort der Region Friaul, nicht mit.
Basels Steigerungslauf
Seit dem Trainerwechsel in Basel sind etwas mehr als drei Wochen vergangen. Zuletzt hat der FCB mit dem 2:0 gegen YB klare Aufwärtstendenz gezeigt. In der Europa League gegen Videoton Szekesfehervar (21.05 Uhr/live SF zwei) soll der Steigerungslauf nun weitergehen.
Es ist noch immer eine Findungsphase, in der sich der FC Basel befindet. Die ersten Wochen waren und sind für den neuen Trainer, die Mannschaft und das Umfeld des Klubs intensiv, intensiver noch als unter Heiko Vogel. Yakin muss dem Team seine Ideen, seine Taktik, seine Spielphilosophie möglichst schnell einverleiben. Dazu würde er an sich Zeit benötigen, was er auch immer wieder betont hat. Doch diese Zeit hat er nicht. Denn heute Abend steht in der Europa League bereits das fünfte Spiel an, seitdem er vor 24 Tagen als FCB-Coach vorgestellt worden ist. Vor dem 1:2 verlorenen Hinspiel in Ungarn hatte Captain Marco Streller gesagt, die englischen Wochen seien für den FCB Fluch und Segen zugleich. Neue Systeme bräuchten Zeit.
Yakin hat in Basel einen komplett anderen Weg eingeschlagen. Als Luzerns Trainer sei es jeweils nicht sehr schwer gewesen, die FCB-Taktik zu durchschauen, hatte er vor seinem Debüt als FCB-Coach gesagt – und prompt in Luzern 0:1 verloren. Das 4-4-2 unter Vogel war primär auf Ballbesitz ausgelegt. Yakin forciert die Flexibilität, dass sich sein Team in System und taktischer Ausrichtung wandeln und zur Not dem Gegner anpassen kann. „Das macht uns unberechenbarer.“ In den bisherigen vier Partien (drei Super League- und ein Europa-League-Spiel) hatte Yakin immer wieder Überraschungen parat. Etwa, als er Alex Frei zuletzt zweimal als linken Flügel spielen liess. Oder als er im Hinspiel gegen Videoton Valentin Stocker erstmals seit dessen Jugendzeiten wieder im zentralen Mittelfeld aufstellte. Die „Experimente“ gingen nicht immer vollends auf, aber sie zeugen von Yakins Mut zur Veränderung.
Erste messbare Ergebnisse der Fortschritte waren die beiden Siege in Zürich und gegen YB. Auch wenn in taktischer Hinsicht noch nicht alles so funktioniere, wie er sich das vorstelle, sagte Yakin. Der Blick auf die Rangliste der Super League wird die leichte Unzufriedenheit etwas relativieren. Innert einer Woche hat der FCB den Rückstand auf die führenden Grasshoppers von 11 auf 6 Punkte reduziert, nach dem Cupspiel in Chiasso vom kommenden Wochenende ist GC nächster Basler Gegner in der Meisterschaft.
Bis dahin will der FCB seine Mini-Siegserie ausbauen. Angefangen mit dem ersten Europacup-Heimspiel unter Yakin. „Wir haben uns in kämpferischer Hinsicht in jedem Spiel gesteigert“, sagte der Basler Trainer. „Die Arbeit mit dem Ball können wir noch nicht in Perfektion beherrschen, das ist klar. Aber gegen den Ball haben wir bislang sehr gut bearbeitet. Diesbezüglich wollen wir an die Leistung gegen YB anknüpfen.“ Yakin setzt mit Blick auf den angestrebten Sieg, der ein „Überwintern“ im Europacup wieder realistischer werden lässt, auf die Faktoren „Geduld, Vorsicht und Konzentration“. „Der Gegner wird im Vergleich zum Hinspiel strategisch nicht viel ändern.“ Vor zwei Wochen hatte Videoton mit seinem ersten und lange Zeit einzigen Angriff der Partie das 1:0 erzielt (2.) und in der 32. mit dem einzigen Corner auf 2:0 gestellt. „Es ist wichtig, dass diesmal wir in Führung gehen“, sagte Yakin. „Das würde die Sache beruhigen.“