Die Schauspielerin und Sängerin Yvette Théraulaz erhält den Hans-Reinhart-Ring 2013. Der Preis wird seit 1957 von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur SGTK vergeben, seit 2001 mit Unterstützung des Bundesamts für Kultur BAK. Er ist die höchste Auszeichnung für Theaterschaffende in der Schweiz.
Yvette Théraulaz wird für „die kreative Originalität ihres leidenschaftlichen und einfühlsamen Schauspiels geehrt“, heisst es in der Jurybegründung. Die am 28. Februar 1947 in Lausanne geborene Théraulaz habe über 50 Jahren lang die Westschweizer Theaterszene geprägt und deren Einflussbereich auf Frankreich und Belgien ausgedehnt.
Die SGTK lobt insbesondere Théraulaz‘ „einzigartige Fähigkeit der kritischen Hinterfragung“ und auch ihr bemerkenswertes Engagement für die Frauenrechte.
Die offizielle Preisverleihung des Hans-Reinhart-Rings 2013 findet im Herbst statt. Zeitpunkt und Ort der feierlichen Übergabe werden später festgelegt.
„Zufrieden und erstaunt“
Yvette Théraulaz zeigte sich auf Anfrage „total zufrieden und gleichzeitig erstaunt“, mit dem Preis ausgezeichnet zu werden, den erst so wenige Schauspielerinnen bekommen haben.
Sie ist erstaunt, dass sie überhaupt diese Arbeit macht: „Niemand in meiner Familie war in diesem Milieu.“ Zum Theater sei sie nur zufällig gekommen. Als sie elf Jahre alt war, hörte sie, man suche Mitglieder für eine Kindertruppe. Deshalb schrieb sie sich am Konservatorium ihrer Heimatstadt Lausanne ein.
Drei Wochen vor ihrem 66. Geburtstag hat Yvette Théraulaz derzeit gleich mehrere Eisen im Feuer. So spielt sie in Dostojewskis „Schuld und Sühne“. Die Produktion, die in Sitten Premiere hatte, wird bald in Treyvaux (FR) und Paris gezeigt.
Daneben hat Théraulaz eine Chanson-Tournée in Vorbereitung. Das Programm „Les Années“ wird zunächst durch Frankreich ziehen und erst nachher in der Schweiz gastieren. Vorerst aber wird die Künstlerin ab April in Berlin einen Kurzfilm drehen, eine Ausdrucksform, die für sie noch relativ neu ist.
Erste Rolle mit 15
Yvette Théraulaz begann ihre Karriere 1962, als sie noch Schauspielschülerin war in Brechts „Die Heilige Johanna der Schlachthöfe“. Regie führte Benno Besson, ebenfalls ein Träger des Reinhart-Rings.
Die Waadtländerin spielte in den letzten 50 Jahren in praktisch allen Freien Truppen der Westschweiz. Zu ihren grossen Rollen gehörten Vera Baxter im gleichnamigen Stück von Marguerite Duras (1983) und Klara aus Robert Walsers „Geschwister Tanner“ (1990).