Schweizerinnen und Schweizer bestellen zwar immer noch häufig Arzneimittel im Ausland. Erektionsförderer stehen dabei zuoberst auf der Liste. Der Anstieg der illegal in die Schweiz importierten Substanzen konnte jedoch gestoppt werden.
Die am häufigsten illegal importierten und beschlagnahmten Präparate bleiben mit 38 Prozent die Erektionsförderer, wie das Schweizerische Heilmittelinstitut Swissmedic am Donnerstag mitteilte. 24 Prozent der aus dem Internet bestellten Substanzen sind Psychopharmaka, 14 Prozent fallen auf Dopingmittel.
«Ein Monatsbedarf von im Ausland zugelassenen Arzneimitteln darf legal in die Schweiz importiert werden», sagte Swissmedic-Sprecher Peter Balzli auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. So würden etwa zahlreiche portugiesische Gastarbeiter sich einmal im Monat ein blutdrucksenkendes Mittel aus der Heimat schicken lassen.
Gefährliche Schlankheitsmittel
Stark abgenommen haben Internet-Bestellungen von Schlankheitsmitteln. Nur noch zwei Prozent der beschlagnahmten Sendungen enthielten Produkte zum Abnehmen. Offenbar habe die letztjährige Sensibilisierungskampagne und Publikationen zur Gefährlichkeit der Mittel Wirkung gezeigt, schreibt Swissmedic.
Untersuchungen im vergangenen Jahr hatten die grossen Gesundheitsrisiken dieser Schlankheitsmittel an den Tag gebracht. Von 61 kontrollierten Präparaten hatten mehr als drei Viertel nicht deklarierte Wirkstoffe enthalten, über die Hälfte sogar einen wegen seiner Risiken vom Markt genommenen Wirkstoff.
In die Schweiz werden gemäss Zahlen von Swissmedic und Zoll jährlich rund 40’000 legale und illegale Arzneimittelsendungen importiert. «Rund ein Drittel davon sind illegale Substanzen», sagte Swissmedic-Sprecher Balzli. Diese Zahlen blieben seit einigen Jahren konstant.
Fiktive Kinderhilfswerke
In der vergangenen Woche wurden am Flughafen Basel-Müllhausen und im Postzentrum Zürich Mülligen im Rahmen der alljährlichen Aktionswoche über 2000 Lieferungen kontrolliert. 765 Sendungen enthielten Arznei- oder Dopingmittel, 82 wurden beschlagnahmt.
Weltweit kontrollierten die zuständigen Behörden bei der Aktion «PANGEA» zwischen 30. Mai und 8. Juni 332’936 Sendungen, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Davon beschlagnahmten sie 170’217 Lieferungen. 4938 Webseiten, welche illegale Arzneimittel anboten, wurden geschlossen.
Mit Abstand am meisten der illegal in die Schweiz importierten Substanzen stammen aus Indien (23 Prozent). Auch in den 18 Prozent aus Deutschland versandten Paketen waren zahlreiche asiatische Präparate verpackt. 16 Prozent der Sendungen kamen aus Kambodscha, Die meisten davon waren Beruhigungs- und Schlafmittel.
Oft seien die Pakete aus Kambodscha mit Adressen von fiktiven Kinderhilfswerken versehen, warnte der Swissmedic-Sprecher. «Weltkinderhilfe Kambodscha» oder «Help a child smile» hiesse dann etwa ein Absender. «Die Zollangestellten sind jedoch sehr spezialisiert und erkennen meist illegale Sendungen», sagte Balzli.