Die Zahl der IV-Neurenten in der Schweiz wird in den nächsten Jahren wieder zunehmen. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Universität St. Gallen und Versicherer PKRück. Die Mehrheit der Befragten geht gesamthaft aber von einer stabilen oder rückläufigen Invaliditätsentwicklung aus.
Die als relevant erachteten wirtschaftlichen, gesellschaftlichen, beruflichen und betrieblichen Faktoren deuten eher auf eine wieder steigende Zahl an Invaliditäts-Neurenten hin, wie Hato Schmeiser vom Institut für Versicherungswirtschaft an der Universität St. Gallen am Donnerstag bei der Präsentation der Studie in Zürich sagte.
Insbesondere bei einer Erhöhung des AHV-Alters erwarten 74 Prozent der 422 befragten Experten einen Anstieg der IV-Neurenten. Dies hätte zur Folge, dass die Zahl der IV-Neurenten in den kommenden zehn Jahren um 10,9 Prozent im Vergleich zum Stand von 2012 ansteigen würde.
Gemäss der Befragten wirken sich unter anderem auch Wettbewerb im Arbeitsmarkt, höherer Leistungsdruck, Wirtschaftskrisen, Stress am Arbeitsplatz sowie Arbeitslosigkeit negativ auf die Zahl der IV-Neurenten aus.
Wiedereingliederung: grosses Potenzial
Trotzdem kommen 75 Prozent der Experten zum Schluss, dass die Invaliditätsentwicklung in den kommenden fünf Jahre gesamthaft stabil oder rückläufig sein wird. Schmeiser deutet dies so, dass juristische Faktoren und Massnahmen zur Wiedereingliederung diesen Effekt kompensieren.
Das Potenzial für Wiedereingliederung anerkennen 90 Prozent der Befragten. Die Studienteilnehmenden erwarten, dass die Zahl der IV-Neurenten dadurch in den kommenden zehn Jahren um 7,8 Prozent sinken wird.
Zahl der IV-Neurenten in den letzten Jahren stabil
Nach einem starken Anstieg in den Jahren 2000 bis 2003 nahm die Zahl der IV-Neurenten ab. Im Jahr 2003 wurden nahezu 25’000 IV-Neurenten gesprochen. Seither hat sich diese Zahl gemäss Studie etwa halbiert. In den letzten Jahren pendelte sie sich bei jährlich etwa 13’000 neu zugesprochenen krankheitsbedingten Renten ein.
Der grösste Zuwachs an IV-Neurenten gab es bei Arbeitnehmenden mit einem Jahreseinkommen über 130’000 Franken, wie PKRück-Chef Hanspeter Tobler sagte. Die Wahrscheinlichkeit invalid zu werden, sei stark altersabhängig und nehme mit dem Alter zu.
Die Studie zur Invaliditätsentwicklung in der Schweiz wurde vom Pensionskassen-Rückversicherer PKRück in Zusammenarbeit mit dem Institut für Versicherungswirtschaft und mit dem Institut für Rechtswissenschaft und Rechtspraxis der Universität St. Gallen durchgeführt.
Befragt wurden 422 Experten unter anderem von Pensionskassen, Sammelstiftungen, der IV und von Lebensversicherern. 85 Prozent der Studienteilnehmenden kommen aus der Deutschschweiz, 15 Prozent aus der Westschweiz.