Die Kidnapperin eines 17 Jahre lang entführten Mädchens aus Südafrika muss für zehn Jahre ins Gefängnis. Die 52-Jährige soll Zephany Nurse 1997 drei Tage nach ihrer Geburt in einem Spital in Kapstadt ihrer schlafenden Mutter entrissen haben.
Bis zum Auffliegen der Tat zog sie das Mädchen als ihre eigene Tochter auf. Am Montag verfügte das Gericht in Kapstadt eine Haftstrafe von 14 Jahren, vier davon wurden zur Bewährung ausgesetzt, wie es aus Gerichtskreisen hiess. Die Täterin war bereits im März der Entführung und des Betrugs schuldig gesprochen worden.
Der Fall hatte internationales Aufsehen erregt. Nurse hatte sich in der Schule zufällig mit ihrer biologischen Schwester angefreundet. Aufgrund der grossen Ähnlichkeit der Teenager veranlasste Nurses biologischer Vater 2015 einen DNA-Test, der Zephany als seine leibliche Tochter bestätigte. Die Frau, die Zephany für ihre Mutter gehalten hatte, wurde verhaftet. Kontakt zu dem entführten Mädchen wurde ihr untersagt.
Die Täterin hatte die Entführung vor Gericht stets bestritten. Eine Frau, die sie wegen Unfruchtbarkeit behandelt habe, habe ihr das Neugeborene an einem Bahnhof übergeben. Die Täterin selbst hatte laut Berichten kurz zuvor eine Fehlgeburt erlitten. Der Ehemann der Kidnapperin soll die Fehlgeburt seiner Frau ignoriert und das kleine Mädchen als seine leibliche Tochter akzeptiert haben.
Richter John Hlope sagte laut der Nachrichtenagentur ANA, die Angeklagte habe keine Reue gezeigt. Stattdessen habe sie Zephany Nurse 17 Jahre lang «belogen und betrogen», obwohl sie Gelegenheit gehabt habe, sie ihren leiblichen Eltern zurückzugeben.
Sie habe der Familie Nurse grossen Schaden zugefügt, ohne sich je dafür zu entschuldigen. Dennoch habe der Richter die persönlichen Umstände der Täterin in Betracht gezogen – ihr Alter, ihre Fehlgeburten, ihre chronischen Krankheiten und ihre bisherige Unbescholtenheit.
Ein Psychologe hatte laut einem Bericht des «Herald» zuvor ausgesagt, die Entführerin sei eine «geborene Mutter», die Zephany gut behandelt habe. Sie sei sich ihrer Straftat nicht bewusst gewesen. Auch Anklagevertreter Evadne Kortje hatte demnach bestätigt, dass sich die Täterin fälschlich für das Hauptopfer in dem Fall halte.
Kontakt zu leiblicher Familie schwierig
Der Kontakt zu ihrer leiblichen Familie ist für Nurse weiterhin schwierig. Südafrikanischen Medien zufolge lebt das Mädchen mittlerweile wieder bei dem Ehemann der Verurteilten, dem Mann, den sie 17 Jahre lang für ihren Vater gehalten hatte.
Zudem soll die 19-Jährige inzwischen selbst schwanger sein, wie Medien unter Berufung auf die Schwester der Entführerin berichteten. «Wir werden diese Schwangerschaft nicht verheimlichen. … Es reicht, dass dieser Teenager 17 Jahre lang ein Geheimnis war», wurde die Frau zitiert.