Nach dem Kapitän der im April verunglückten südkoreanischen Fähre «Sewol» ist nun auch der Chef der Betreiberfirma verurteilt worden. Ein Gericht in Gwangju verhängte am Donnerstag gegen ihn wegen fahrlässiger Tötung zehn Jahre Haft.
Nach Auffassung der Richter hatte der 71-jährige Chef des Fährbetreibers Chonghaejin Marine, Kim Han Sik, zugelassen, dass die Fähre routinemässig überladen wurde. Zudem habe er illegalen Umbauten zugestimmt, um die Kapazität des Schiffes zu erhöhen.
Der Untergang der Fähre mit 476 Menschen an Bord hatte landesweit Empörung hervorgerufen. Die meisten der mehr als 300 Opfer waren Schüler.
Vor gut einer Woche waren bereits der Kapitän Lee Jun Seok und drei weitere führende Besatzungsmitglieder zu langjährigen Haftstrafen verurteilt worden. Der 69-jährige Lee muss für 36 Jahre in Haft – zum Entsetzen der Hinterbliebenen wurde er aber vom Vorwurf des vorsätzlichen Totschlags freigesprochen und nur wegen grober Fahrlässigkeit und Verletzung seiner Dienstpflichten verurteilt.
Reederei-Chef tot aufgefunden
Nach einem Anfang Juli veröffentlichten Bericht trugen neben der Inkompetenz der Besatzung auch Behördenversagen, Korruption sowie Geldgier der Reederei zu der Katastrophe bei. Fährbetreiber-Chef Kim hatte eine Verantwortung stets zurückgewiesen und Reedereichef Yoo Byung Eun die Schuld gegeben.
Der 73-jährige Patriarch der Eigner-Familie war nach dem Unglück verschwunden. Im Juni wurde dann seine bereits stark verweste Leiche gefunden. Die Todesursache konnte nicht mehr ermittelt werden.
Yoos ältester Sohn wurde Anfang des Monats wegen Untreue zu drei Jahren Haft verurteilt, ein Urteil gegen dessen Mutter steht noch aus. Die Eigner-Familie soll Geld aus dem Unternehmen abgezogen haben, das dann für Sicherheitsmassnahmen fehlte.
Neben dem Chef des Fährunternehmens wurden neun weitere Angeklagte zu Haftstrafen bis zu sechs Jahren verurteilt, ein weiterer wurde freigesprochen. Unter ihnen waren sechs weitere Vertreter des Fährunternehmens.