Zehntausende Kambodschaner haben am Sonntag dem ermordeten Regierungskritiker Kem Ley das letzte Geleit gegeben.
Der Trauerzug in der Hauptstadt Phnom Penh erstreckte sich über mehrere Kilometer, während tausende weitere Menschen dem getöteten Bürgerrechtler und Radiokommentator am Strassenrand die Ehre erwiesen. Viele trugen weisse T-Shirts mit dem Porträt Kem Leys und den Worten: «Trockne deine Tränen, setze deinen Weg fort.»
«Er war ein Spiegel der Gesellschaft, ein Held. Seine Ermordung ist ein riesiger Verlust für die Demokratie», sagte der 39-jährige Hul Chan, der am Beerdigungszug teilnahm. Der Trauerzug, der mit der Beisetzung Kem Leys in seinem Heimatdorf rund 70 Kilometer südlich der Hauptstadt enden sollte, war die grösste öffentliche Versammlung der vergangenen Jahre in Kambodscha.
Politische Hintergründe vermutet
Der 46-jährige Kem Ley war am 10. Juli in Phnom Penh erschossen worden. Als Tatverdächtiger wurde ein früherer Soldat festgenommen, der Kem Ley angeblich wegen ausstehender Schulden tötete.
Viele Kambodschaner gehen aber davon aus, dass der Mord politische Hintergründe hatte. Kem Ley war bekannt für seine unverblümte Kritik an Ministerpräsident Hun Sen, der das südostasiatische Land seit Jahrzehnten regiert.
Allerdings kritisierte Kem Ley auch die Oppositionsparteien und warb für einen politischen Neuanfang in dem von Korruption geprägten Land. Des weiteren setzte er sich für eine Land- und Arbeitsrechtsreform ein.
«Kem Ley war jemand, der kein Blatt vor den Mund nahm und scharfe Kritik an sozialen Ungerechtigkeiten übte», sagte Am Sam Ath von der Bürgerrechtsgruppe Licadho. «Die Menschen stehen auf gegen Ungerechtigkeit.»
Rechtsexperten beunruhigt
Die Opposition wirft der Regierung vor, wieder verstärkt gegen ihre Kritiker vorzugehen. In den vergangenen Monaten wurden zahlreiche Regierungskritiker und Menschenrechtsaktivisten festgenommen.
UNO-Rechtsexperten äusserten sich besorgt über den Mord an Kem Ley, der einen «besorgniserregenden negativen Trend in Kambodscha» zeige, wo Bürgerrechtler zunehmenden Einschränkungen ausgesetzt seien.