In Deutschland ist ein neues Ermittlungsverfahren gegen die mutmassliche Rechtsterroristin Beate Zschäpe eröffnet worden. Das Verfahren betrifft einen erst neu bekannt gewordenen versuchten Rohrbombenanschlag in Nürnberg, wie die «Süddeutsche Zeitung» berichtete.
Gegen die Hauptangeklagte im NSU-Prozess werde neu auch wegen des Vorwurfs des versuchten Mordes ermittelt, bestätigte der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Markus Köhler, den Zeitungsbericht vom Dienstag. Die Bundesanwaltschaft gehe davon aus, dass bei dem Anschlag ein Mensch getötet werden sollte.
Die Bombe galt offensichtlich dem türkischen Wirt einer Nürnberger Kneipe. Eine Putzhilfe fand den als Taschenlampe getarnten Sprengstoff unter dem Lavabo und wurde dabei leicht verletzt.
Nach Informationen der «Süddeutschen Zeitung» war das 13,5 mal zwei Zentimeter grosse Eisenrohr, in das der Sprengstoff abgefüllt war, nicht geplatzt und hatte so keine Splitterwirkung entfaltet. Offenbar waren die Enden des Rohrs nicht fest genug verschraubt, so dass der Druck entweichen konnte.
Polizei sah zunächst keinen politischen Hintergrund
Die Teile der Bombe liegen dem Bericht zufolge noch in der Asservatenkammer. Sie würden nun auf DNA und Fingerabdrücke von Zschäpe und ihren beiden mutmasslichen, mittlerweile toten Komplizen Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt untersucht.
Die Nürnberger Polizei hatte 1999 laut der «Süddeutschen Zeitung» notiert, es sei kein politischer Hintergrund erkennbar. Dafür machte sie deutlich, dass sowohl die Putzhilfe als auch der türkische Wirt wegen Drogendelikten «in Erscheinung getreten» seien.
Dem rechtsextremistischen Nationalsozialistischen Untergrund (NSU) werden bereits zehn Morde zur Last gelegt, zumeist an türkischstämmigen Menschen, sowie zwei Bombenanschläge und fünfzehn Banküberfälle. Zschäpe musste sich bisher wegen zehnfachen Mordes und mehrerer Mordversuche des NSU verantworten.