Nach dem Einbruch im Jahr 2011 hat der Zementkonzern Holcim im vergangenen Jahr wieder zugelegt. Der Konzerngewinn kletterte 2012 um die Hälfte auf 1,026 Mrd. Franken, wie Holcim am Mittwoch bekannt gab.
2011 hatten Abschreiber für einen Absturz des Gewinns um knapp 60 Prozent auf lediglich 682 Mio. Fr. gesorgt. Unter dem Strich war den Aktionären damals gerade noch ein Gewinn von 275 Mio. Fr. verblieben. Das war das schlechteste Ergebnis seit 1996 und trübte den Abschied von Konzernchef Markus Akermann.
Nun hat sein Nachfolger Bernard Fontana in seinem ersten Amtsjahr den Aktionären wieder 622 Mio. Fr. beschert. Der so genannte betriebliche EBITDA (operative Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen), den der Konzern als massgebliche Kennzahl betrachtet, nahm nur leicht um 0,7 Prozent auf 3,984 Mrd. Fr. zu. Der Umsatz stieg um 3,9 Prozent auf 21,544 Mrd. Franken.
Damit hat Holcim die Erwartungen der Analysten verfehlt. Die Experten hatten im Durchschnitt laut der Nachrichtenagentur AWP mit einem Umsatz von 21,7 Mrd. Fr. und einem den Aktionären verbleibenden Gewinn von 684 Mio. Fr. gerechnet.
Restrukturierungen
Namentlich die Krise in Europa macht dem grössten Zementkonzern der Welt zu schaffen. Auf dem „Alten Kontinent“ tauchte der Absatz von Zuschlagsstoffen und Transportbeton markant. Auch die Zementverkäufe sanken. Der Umsatz schrumpfte um 5,1 Prozent auf 5,8 Mrd. Franken, was auch die Gewinne schmelzen liess.
In der Folge griff der neue Konzernchef Fontana durch: Die Gesellschaften in Europa wurden einer Restrukturierung unterzogen, Topmanager mussten gehen. So wurden im krisengeschüttelten Spanien die Kapazitäten substantiell reduziert. Holcim Deutschland reorganisierte das Transportbetongeschäft. In Belgien soll das Mahlwerk Haccourt geschlossen werden.
In Frankreich machte der Konzern das Werk Ebange dicht. Ein weiteres Werk soll dort in eine Mahlstation umgewandelt werden. Das gleiche gilt für das Werk Merone in Italien. Insgesamt will Holcim zur besseren Auslastung die Zementkapazität in Europa um etwa 10 Prozent reduzieren.
Aber auch ausserhalb Europas verringerte Holcim die Kapazitäten: Im Werk Yocsina in Argentinien wurde die Klinkerproduktion aufgegeben. In Australien, Brasilien und Mexiko reduzierte der Konzern auch das Zuschlagsstoff- und Transportbetongeschäft.
Kosten schlagen zu Buche
Die Kosten für diese Restrukturierungen schlugen auf den Gewinn durch. Ohne diese wäre der betriebliche EBITDA des Konzerns um 6,4 Prozent gestiegen, teilte Holcim weiter mit.
In Afrika und im Nahen Osten litt der Konzern unter den politischen Wirren, die auf die Verkäufe schlugen. So sank der Umsatz leicht um gut 1 Prozent, während der betriebliche EBITDA um 11 Prozent schrumpfte.
Dagegen konnte der Zementkonzern in den Schwellenländern zulegen. So kletterten Umsatz und Betriebsgewinn in Asien je um rund 10 Prozent. Auch in Lateinamerika verdiente Holcim deutlich mehr. In den aufstrebenden Ländern will Holcim in den nächsten Jahren eine Reihe von Werken ausbauen oder neu errichten.
Der grösste Sprung gelang indes in Nordamerika, wo der Umsatz um knapp 10 Prozent zulegte. Der betriebliche EBITDA schoss gar um beinahe 40 Prozent nach oben.
Mehr Betriebsgewinn erwartet
Im laufenden Jahr sollen die Zementverkäufe weiter steigen. Bei den Zuschlagsstoffen und beim Transportniveau sei das Erreichen des Vorjahresniveaus indes eine Herausforderung, schreibt Holcim. Während der Konzern mit einem höheren Absatz in Asien, Ozeanien sowie in Nord- und Lateinamerika rechne, sei man bezüglich Europa und Afrika, Naher Osten etwas weniger optimistisch.
Unter ähnlichen Marktbedingungen soll der Betriebsgewinn 2013 aus eigener Kraft signifikant wachsen, hiess es weiter. Bis Ende 2014 will Holcim gemäss früheren Angaben den Betriebsgewinn gegenüber 2011 um mindestens 1,5 Mrd. Fr. steigern. Damals hatte Holcim einen Betriebsgewinn ohne Restrukturierungskosten von 2,3 Mrd. Fr. erzielt.