Die dritte Hochzeit, auf der der FC Basel tanzt, findet in Thun statt: der Viertelfinal im Schweizer Cup, den die Basler verteidigen.
Für den FC Thun ist es die grosse Chance, in dieser Saison noch etwas Aufsehen erregendes zu erreichen. Mit dem – bemerkenswert genug – 4:0 gegen Sion haben die Berner Oberländer in der Super-League-Tabelle den Sieben-Punkte Abstand zum Abstiegsplatz verteidigt, und wenig bis nichts spricht im Moment dafür, dass sie in ernsthafte Verlegenheit kommen könnten.
Selbstverständlich bezeichnet Urs Fischer, seit Jahreswechsel neuer Trainer in Thun, den Cupwettbewerb als lohnenswertes Tummelfeld und sagt in einem Interview mit der «Basler Zeitung» (online nicht verfügbar): «Wir wollen in den Final.» Aber wer will das nicht?
Auf Seiten des Titelverteidigers hat Murat Yakin in der Wintervorbereitung ohnehin eine besondere Ansprache angewandt, und jedes einzelne Spiel des Frühjahrs – in der Meisterschaft und den beiden K.o.-Wettbewerben – als Match mit Cup-Charakter im Bewusstsein seiner Spieler verankert. Oder gab es diesen psychologischen Kniff gar schon einmal?
Basler Pleiten, Latours Läckerli
Wie auch immer: Der Match ist für den Trainer speziell, er hat in Thun als Trainer gearbeitet, er hat dort mit dem FCB im November verloren – notabene das letzte Mal bis dato. Und er war – wenn auch verletzt – Teil jener FCB-Mannschaft, die im November 2004 im alten Stadion Lachen im Elfmeterschiessen des Viertelfinals die Segel streichen musste – unter Hohn und Gelächter der restlichen Fussball-Nation.
Zwei Monate zuvor war der FCB bereits in der Meisterschaft beim Underdog mit 1:4 unter die Räder gekommen – ein Coup mit Ansage, worauf der damalige Trainer Hans-Peter Latour mit seinen Spielern anderntags 12’000 Basler Läckerli im Oberland unter Fans und Leute brachte (siehe Bild in der Slideshow).
Nur 6000 Zuschauer dürfen ins Stadion
Heute ist das Aussenverhältnis – sagen wir: abgekühlt. Zumindest mit einem Teil der Anwohner nahe der neuen Thun Arena. Seit Monaten schwelt dort ein Streit wegen Lärmbelästigung, was man als Besucher aus – sagen wir: Basel – gar nicht recht verstehen kann, wenn man die Lage des Stadions betrachtet. Jüngstes Ergebnis einer Auseinandersetzung, die auch noch unfassbare verwaltungstechnische Irrungen und Wirrungen zu bieten hat: Es dürfen nur noch 6000 Zuschauer in die 10’000 Zuschauer fassende Arena.
Nachdem der FCB im November leichtfertig einen Vorsprung wegschenkte – aus einem 2:1 wurde ein 2:3– findet Murat Yakin, das noch eine offene Rechnung mit den Thunern zu begleichen sei. Der damalige zweifache Thuner Torschütze Anatole Ngakumol ist inzwischen für kolporierte – und für Thuner Verhältnisse rekordverdächtige – eine Million Franken an GC weiterverkauft worden. Neu ist der finnische Stürmer Berat Sadik (26) von HJK Helsinki, alt die Weissagung von Trainer Fischer: «Im Cup ist alles möglich.»
Stolze Basler Cup-Bilanz
Antipode Yakin will trotz aller Rotationsüberlegungen ein Team auf den Thuner Kunstrasen schicken, das über Durchschlagskraft verfügt: «Wir haben ein grosses Kader, damit alle mal zum Zug kommen.» Und auch der FCB-Coach hat eine Binsenweisheit zur Hand: «Thun hat nichts zu verlieren. Das macht sie gefährlich.»
Der FCB schaut eine stolze, jüngere Bilanz im seit 1925 ausgetragenen Schweizer Cup: Seit 2001/02 hat er in elf Konkurrenzen sechsmal triumphiert (total: elf Siege). Der FC Thun hat es in dieser Zeit einmal in den Halbfinal gebracht, wo 2007/08 Endstation war nach einem 0:1 gegen – den FC Basel.