Die verheerende Gewalt der Explosion einer Düngerfabrik im texanischen Dorf West erschwert die Suche nach sterblichen Überresten. Auch zwei Tage nach der Katastrophe konnten die Behörden nur schätzen, wie viele Personen ums Leben gekommen waren.
Die jüngste Bilanz vom Freitag gab die Zahl der Toten mit zwölf an. Rund 200 Personen seien verletzt worden, sagte Jason Reyes vom texanischen Amt für öffentliche Sicherheit.
Die Lokalzeitung «Waco Tribune» berichtete von insgesamt 14 Toten. Zwölf Leichen seien im Fabrikgelände geborgen worden. Dabei handle es sich vermutlich um Feuerwehrleute. Zudem seien zwei Tote in einem nahen Wohnhaus gefunden worden.
Die gewaltige Explosion in der Düngemittel-Fabrik der Firma West Fertilizer hatte am Mittwoch ein ganzes Wohnviertel zerstört. Die Suche gestaltet sich entsprechend mühsam.
Helfer durchsuchten am Freitagmorgen weiter das Gelände und angrenzende Wohngebiete nach Toten und möglicherweise Überlebenden. Für die Bewohner der texanischen Kleinstadt West hiess es warten, hoffen und bangen.
Vor Einsturz schützen
Die Rettungsteams mussten oft zuerst beschädigte Gebäude stabilisieren, bevor sie sie betreten konnten. In dem Wohnhaus mit den zwei Toten seien die Helfer noch nicht bis in den zweiten Stock vorgedrungen, schrieb die «Waco Tribune» unter Berufung auf den örtlichen Friedensrichter David Pareya. Dort würden weitere drei bis vier Tote vermutet.
Die Polizei geht derzeit von einem Unfall als Ursache der Explosion aus, die die gesamte Nachbarschaft der Fabrik verwüstete. Gemeindepräsident Tommy Muska sagte, dass 50 bis 80 Häuser zerstört worden seien.
Die Region um das 2800-Einwohner-Dorf West nahe Waco wurde zum Katastrophengebiet erklärt. «Diese Tragödie hat wahrscheinlich jede Familie in dieser kleinen Gemeinde getroffen», sagte der Gouverneur von Texas, Rick Perry.
Die Fabrik hatte am Mittwochabend gegen 19.30 Uhr ein Feuer gemeldet. Gut 20 Minuten später zerriss eine Explosion Tanks auf dem Gelände und ein 30 Meter grosser Feuerball stieg in den Himmel.
Die Erschütterung war so stark, dass Seismologen sie als Erdbeben der Stufe 2,5 klassifizierten. Die Explosion soll noch in 75 Kilometern Entfernung zu hören gewesen sein.
Gedenkmesse
Hunderte Menschen gedachten in West bei einer Messe der Opfer. Sie drängten sich am späten Donnerstagabend in die Kirche St Mary’s, um den tröstenden Worten von Pfarrer Ed Karasek zuzuhören. «Unser Ort wird nie mehr der alte sein, aber wir werden das gemeinsam überstehen», sagte der Geistliche in seiner Traueransprache.
US-Präsident Barack Obama, der an dem Tag an der Gedenkfeier für die Opfer des Terroranschlags von Boston teilnahm, sicherte Unterstützung zu. Auch Papst Franziskus bat um Gebete für die Opfer und ihre Familien.