ZFF: A Touch of Sin – «Tian Zhu Ding»

Gleich zu Beginn führt der chinesische Film «Tian Zhu Ding» die dumpfe Rebellion des Minenarbeiters Dahai vor, als wäre es eine Mafia-Rache. Obwohl die Darstellung der Gewaltszenen schnörkellos explizit ist – Sensationslüstern ist der Film nie. Ein Episodenfilm von. Auf den ersten Blick folgt der chinesische Regisseur Jia Zhang-Ke einem sozialen Dokumentarismus, den er mit […]

Gleich zu Beginn führt der chinesische Film «Tian Zhu Ding» die dumpfe Rebellion des Minenarbeiters Dahai vor, als wäre es eine Mafia-Rache. Obwohl die Darstellung der Gewaltszenen schnörkellos explizit ist – Sensationslüstern ist der Film nie.

Ein Episodenfilm von. Auf den ersten Blick folgt der chinesische Regisseur Jia Zhang-Ke einem sozialen Dokumentarismus, den er mit einer überkommen Kung-Fu-Tradition kombiniert: So stehen Zitate des sozialistischen Realismus kommentarlos neben jenen der Martial-Art-Zeit. Nahtlos geht die Schilderung der sozialen Spannung in die Entladungssituationen über.

Erst auf den zweiten Blick zeigt Jia Zhang-Ke sich dann als Meister der Kompostion: Gleich zu Beginn führt «Tian Zhu Ding» die dumpfe Rebellion des Minenarbeiters Dahai vor, als wäre es eine Mafia-Rache. Der Dorf-Rebell schafft es kaum, die demokratische Aufarbeitung der Korruption anzukündigen, da bezieht er bereits brutalste Prügel. Kalt und emotionslos mäht er kurz danach die Schuldigen nieder.

Gewalt mit sozialrealistischem Impetus 

Obwohl die Darstellung der Gewaltszenen schnörkellos explizit ist – Sensationslüstern ist der Film nie. Jia Zhang-Ke zeigt im Gegenteil die Mechanismen der Gewalt in zunehmend sublimen Formen. In nur lose zusammenhängenden Episoden zieht er eine Zwischenbilanz der früh- bis spätkapitalistischen Produktionsformen seiner zentralistisch regierten Heimat: Arbeitskräfte werden zu geldnahen Leistungen erpresst. Die Rechte von Arbeitern werden missachtet. Menschen werden wie Vieh herumgeschoben. Selbst das Vieh wird dreckiger als menschenunwürdig behandelt.

Jia Zhang-Ke stellt die Geschichten vor zunehmend modernere Kulissen. Die Bilder lassen leicht verstehen, dass sich wohl die Formen, nicht aber die Mechanismen der Unterdrückung geändert haben. In den deutlich westlichen Kulissen, in einem Mietsilo, in einer Traumfabrik, in einem Luxury-Klub, erzählen die Bilder von der unerbittlichen Gewalt der Wachstumsmaschine China. Wenn der junge Mann, der sich in die junge Frau verliebt, Zeuge werden muss, wie sie sich prostituiert, geschieht das nur noch leise, lächelnd, fernöstlich kühl. Bis zur Explosion.

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