Der Schuldenschnitt in Griechenland wird zur Zitterpartie: Einen Tag vor Ende der Frist für die Beteiligung privater Gläubiger kommen bei den Banken immer mehr Zweifel auf, ob genug Investoren mitziehen.
Am deutlichsten schlug Ulrich Schröder, Chef der deutschen Staatsbank KfW, am Mittwoch Alarm. Er befürchtet eine ungeordnete Pleite Griechenlands. Denn an den Märkten mehrten sich die Anzeichen dafür, dass sich weniger Gläubiger als gedacht an dem Schuldenerlass beteiligen, betonte er.
Auch die französische Grossbank BNP Paribas, die mit am Verhandlungstisch in Athen sitzt, vermag das Ergebnis nicht vorauszusagen, wie Unterhändler Jean Lemierre der Zeitung „Le Monde“ sagte. „Aber ein Erfolg ist in jedermanns Interesse“, mahnte er. Ansonsten drohten „sehr schlimme“ Konsequenzen für die Euro-Zone.
Der niederländische Finanzminister Jan Kees de Jager warnte sogar, die internationalen Folgen eines Scheiterns drohten die Verwerfungen nach dem Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im Herbst 2008 zu übertreffen.
Zusicherung von rund 40 Prozent der Gläubiger
Insgesamt sollen die privaten Gläubiger Griechenlands auf mehr als die Hälfte ihrer Ansprüche aus Staatsanleihen verzichten. Nach Angaben des Internationalen Bankenverbandes IIF sind bislang Halter von rund 40 Prozent der griechischen Anleihen bereit, bei dem Bond-Tausch mitzumachen – darunter auch grosse griechische Institute. Das entspricht rund 81 Mrd. Euro.
Finanzkreisen zufolge will die griechische Zentralbank rund 19 Mrd. Euro in den Anleihetausch einbringen, die sie für Rentenfonds und andere Einrichtungen verwaltet. Damit wären derzeit rund die Hälfte der Gläubiger bereit mitzumachen.
Die Annahmefrist läuft am Donnerstag um 24.00 Uhr aus. Der Schuldenschnitt ist eine Voraussetzung dafür, dass das überschuldete Land mit dem neuen Hilfspaket seiner Euro-Partner im Volumen von 130 Mrd. Euro gerettet wird.
Umschuldungsklauseln
Wenn sich nicht genügend Gläubiger freiwillig beteiligen, will Griechenland den Schuldenschnitt mit Hilfe von Umschuldungsklauseln (Collective Action Clauses, CACs) erzwingen.