Der grösste Fahrplanwechsel im öffentlichen Verkehr seit zehn Jahren ist laut SBB bislang pannenfrei verlaufen. Obwohl der neue Fahrplan zahlreiche bessere und schnellere Verbindungen bringt, profitiert nicht jeder Einzelne.
Dieser Fahrplanwechsel war gemäss SBB der anspruchsvollste seit Einführung der Bahn 2000 im Jahr 2004. Bis Sonntagmittag gab es keine Pannen, wie SBB-Sprecherin Lea Meyer auf Anfrage der sda sagte. «Heute Sonntag war die Voraufführung, die richtige Premiere ist morgen Montag, wenn die Pendler unterwegs sind.» Damit niemand den Zug verpasst, sind in den ersten Tagen rund 350 Kundenbetreuerinnen und -betreuer an den Bahnhöfen im Einsatz.
Der Fahrplanwechsel hat zwei Hauptelemente: Zum einen wird die abschliessende zweite Etappe der Durchmesserlinie eröffnet – der Bahnhof Zürich ist damit kein Kopfbahnhof mehr. Zum anderen starten am Genfersee zwischen Lausanne und Renens VD die Bauarbeiten zum Drei-Milliarden-Franken-Projekt «Léman 2030».
Der neue Fahrplan bringt zwar mehr und teilweise schnellere Verbindungen. Das bedeutet aber nicht, dass jeder einzelne Bahnkunde künftig schneller ans Ziel kommt. Einzelne Verbindungen werden gestrichen, auf gewissen Routen müssen Pendler neu umsteigen. Wieder andere sind offenbar deutlich länger unterwegs. So beklagte sich ein ÖV-Nutzer auf Twitter, er brauche für seine gewohnte Strecke im Zürcher Oberland neu über eine halbe Stunde länger als bisher.
Ohne Halt bis St. Gallen
Die meisten Änderungen betreffen die West-Ost-Achse, weil die Durchmesserlinie nun auch für den Fernverkehr genutzt wird. Dies ermöglicht drei Fernzüge pro Stunde zwischen Zürich HB und St. Gallen. Bisher waren es zwei. Der Intercity vom Flughafen Genf via Bern und Zürich HB nach St. Gallen verkehrt ab Winterthur ohne Halt bis St. Gallen.
Der sogenannte «Flugzug» ab Basel SBB fährt neu via Zürich HB zum Flughafen. Damit ergibt sich ein halbstündliches Angebot aus dem Fricktal nach Zürich HB. Der Interregio von Konstanz fährt nicht mehr bis Biel, sondern endet neu im Hauptbahnhof Zürich.
Die direkten Verbindungen von Basel in die Westschweiz werden wegen der Bauarbeiten in der Westschweiz gekappt: Wer ab Basel nach Lausanne reist, muss in Olten umsteigen; nach Genf ist der Anschluss in Biel auf dem gleichen Perron möglich.
Jura verliert direkte Verbindung nach Zürich und Genf
Aus Kapazitätsgründen fällt auch ein morgendlicher Entlastungs-Pendlerzug nach Zürich weg. Dafür werden einzelne EC-Züge zwischen München und Zürich nach Basel verlängert, was Direktverbindungen in die bayerische Metropole bringt.
Die internationalen Verbindungen von Zürich HB via Schaffhausen nach Stuttgart erhalten dort bessere Anschlüsse. Neu gibt es ICE-Verbindungen ab Chur via Basel nach Frankfurt beziehungsweise Hamburg. Bisher gab es Direktverbindungen per EC.
In der Westschweiz erfahren viele Regional- und Fernverkehrslinien Neuerungen. So wird mit dem neuen Fahrplan ein Halbstundentakt an der Jura-Südfuss-Linie eingeführt. Hingegen verliert der Jura die direkten Verbindungen nach Zürich und Genf. Reisende aus dem Jura müssen künftig in Biel umsteigen.
Doch kein Halt in Bern-Wankdorf
Auf der Nord-Süd-Achse zwischen Basel und Brig respektive Domodossola werden gewisse stark frequentierte EuroCity-Züge künftig mit zwei Kompositionen geführt. In der Zentralschweiz kommt es ein Jahr vor Inbetriebnahme des Gotthard-Basistunnels nur zu wenigen Änderungen.
Insgesamt wird das Fernverkehrsangebot mit dem Fahrplanwechsel um rund ein Prozent ausgebaut, das Angebot im Regionalverkehr wächst um 3,3 Prozent. Vor allem der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) bietet mehr Verbindungen an.
Einen probeweisen zusätzlichen Intercity-Halt in Zürich-Altstetten und in Bern-Wankdorf wird es nun aber doch nicht geben. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) lehnte einen entsprechenden Versuch der SBB ab.