Im Penaltyschiessen gewinnt der FC Sion den Cup-Viertelfinal gegen den FC Basel mit 6:5, weil beim Meister Birkir Bjarnason und Walter Samuel vom Elfmeterpunkt nicht treffen. Nach 120 Minuten steht es 2:2 (1:0). Die Walliser gehen durch die Tore von Pa Modou (37. Minute) und Ebenezer Assifuah (66.) in Führung. Die Basler gleichen per Freistoss von Mohamed Elneny (79.) und durch einen Elfmeter von Marc Janko (89.) aus.
Mirko Salvi konnte nur noch schmunzeln. Da steht der 21-Jährige in der Kälte des Walliser Tourbillons und weiss, dass er in wenigen Sekunden gegen Salatic, Ziegler und Co. zum Elfmeterduell gebeten wird. In den Monaten zuvor war er Torhüter der U21 des FC Basel gewesen, trainierte mit der ersten Mannschaft, aber während der Spiele, da sass er auf der Tribüne.
Und nun hatte Salvi die Aufgabe, für den FC Basel im Cup-Viertelfinal das Elfmeterschiessen gegen den FC Sion zu gewinnen. Dass es für den Meister letztlich nicht reichte und die Walliser in den Halbfinal einzogen, lag nicht an Salvi.
An mehreren Versuchen der Sittener war er dran, Reto Ziegler scheiterte gar, weil er nur die Latte traf. Das Basler Problem war, dass auf ihrer Seite Birkir Bjarnason und Walter Samuel ebenfalls zu hoch schossen. Pa Modou verwertete den zehnten und entscheidenden Versuch der Elfmeterentscheidung, bei der Urs Fischer auf seiner Liste einen Spieler ersetzen musste, weil der Betroffene offenbar nicht schiessen wollte.
Die Umstellungen in der Abwehr zu Beginn eines turbulenten Nachmittags
Irgendwie war es bereits vor dem Anpfiff um 15.30 Uhr in der Luft gelegen, respektive stand es auf dem Terrain geschrieben, dass dieser Nachmittag ein spezieller werden könnte. Im Tourbillon lag Schnee, nicht viel, aber doch genug, um auf einem rund zehn Meter breiten Streifen darzulegen, wie sich die Platzverhältnisse für die Spieler anfühlen mussten.
Auf dieser harten, teils gefrorenen Unterlage, «wo Fussballspielen fast nicht möglich war», wie Fischer sagt, war es keine Überraschung, dass sich zum Jahresabschluss chaotische Szenen abspielten. Alles begann bereits nach einer halben Stunde, als Taulant Xhaka ausrutschte, sich verletzte und ausgewechselt werden musste.
Birkir Bjarnason scheitert mit seinem Versuch im Elfmeterschiessen. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)
Das Basler Abwehrkonzept war fortan dahin. Urs Fischer wechselte Walter Samuel ein, beorderte Michael Lang wieder auf die Seite und musste wenige Minuten später mit ansehen, wie seine neu formierte Defensive das erste Gegentor kassierte.
Das Sittener Tor mit zwei Schönheitsfehlern
In der Neuauflage des Cupfinals, den der FC Basel im eigenen Stadion mit 0:3 verloren hatte, spielte Xavier Kouassi einen hohen Ball über die Abwehr. Léo Lacroix verlängerte mit dem Kopf und Pa Modou erzielte in der 37. Minute das 1:0.
Zwei Schönheitsfehler haften dem ersten Sittener Treffer gegen die Basler in dieser Saison an: Sowohl Lacroix stand bei Kouassis Pass, als auch Pa Modou bei Lacroix’ Kopfball im Abseits.
Die Sittener Feier nach dem 2:0 durch Ebenezer Assifuah. (Bild: Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE)
Kouassi war es auch, der mit seinem Pass den Konter vor dem 2:0 auslöste. Luca Zuffi und der ausrutschende Matias Delgado verloren den Ball, der Walliser spielte sofort in die Tiefe, wo Ebenezer Assifuah übernahm und in der 66. Minute Salvi zwischen den Beinen erwischte.
Walliser Möglichkeiten, Basler Harmlosigkeit
Salvi, die Nummer 3 im Tor des FCB, kassierte im Tourbillon die ersten Gegentreffer im Dress der ersten Mannschaft. Er, der nicht nur sein erstes Spiel von Anfang an machte, sondern auch gleich eine Verlängerung und ein Elfmeterschiessen erlebte, war von Fischer ins Tor gestellt worden, weil mit Tomas Vaclik und Germano Vailati die Torhüter Nummer 1 und 2 verletzt sind.
Und Salvi war in Sion wiederholt mit heiklen Situationen konfrontiert: Während die Basler in Halbzeit eins keine Torchance hatten, erspielten sich die Walliser neben Pa Modous Tor mehrere Möglichkeiten: In der 13. Minute lenkte Lang einen Schuss von Carlitos neben den Pfosten, nach einer Viertelstunde verpasste Assifuah eine Flanke vor dem Tor nur knapp, und nach 30 Minuten wehrte Salvi Assifuahs Schuss ab.
Im Elfmeterschiessen ist Mirko Salvi gegen den letzten Schuss von Pa Modou chancenlos. Im Spiel, seinem ersten von Beginn an, zeigt er eine gute Leistung. (Bild: Keystone/LAURENT GILLIERON)
Eine ganze Stunde dauerte es, bis Basel zu einem Abschluss kam. Behrang Safari flankte zur Mitte, wo Marc Janko die Volley-Abnahme über das Tor setzte. Es lief eine Phase, der ruppige Momente vorangegangen waren. Breel Embolo fiel mit einem harten Einsteigen gegen Reto Ziegler auf, Lang geriet mit Carlitos aneinander und der ehemalige Basler danach innert Sekunden mit Delgado und Walter Samuel. Schiedsrichter Stephan Klossner zog die Karten gleich reihenweise, sieben für den FCB, fünf für die Walliser.
Jankos 16. Saisontor zum Ausgleich
Diese Szenen, passend zur geladenen Affiche einer Neuauflage des Endspiels, rüttelten den FC Basel wach. Plötzlich begann die Mannschaft, die Fischer auf sieben Positionen im Vergleich zum Spiel in Posen verändert hatte, in der Walliser Kälte aufzutauen.
Mohamed Elneny verwandelte in der 79. Minute einen Freistoss direkt zum Anschlusstor. Und der sechste Saisontreffer des Ägypters war der endgültige Startschuss für die beste Basler Phase. Diese fand ein für die Gäste erfreuliches Ende: Klossner pfiff in der 89. Minute Lacroix’ Foul an Embolo, Marc Janko verwandelte den Penalty in die linke hohe Ecke, womit der Österreicher die Halbsaison mit 16 Treffern abschliesst.
«Das war eine sehr gute Reaktion, ein Steigerungslauf bis zum verdienten 2:2, und ich hatte in der Verlängerung das Gefühl, dass wir näher am 3:2 sind als Sion», sagt Fischer, für den das Ausscheiden «bitter» ist. Und im Penaltyschiessen zu scheitern, «tut doppelt weh».
Die positive Bilanz – trotz Aus im Cup
Mit dieser Niederlage geht beim FC Basel das erste halbe Jahr unter Fischer zu Ende. Positiv bilanzieren dürfen Fischer und der ganze FCB trotzdem: «Wir haben eine gute Vorrunde hinter uns, stehen in der Meisterschaft gut da und überwintern im Europacup. Im Cup weiterzukommen wäre schön gewesen, aber das Glück war nicht auf unserer Seite», sagt Fischer.
Vor allem sind die Leistungen in der Meisterschaft hervorzuheben. Mit zehn Punkten Vorsprung führt der 18-fache Meister die Super League an. Alles andere als der siebente Titel in Serie wäre eine Überraschung.
Urs Fischer geht mit einer Niederlage in die Weihnachtspause. Die Feiertage wird ihm das Aus im Cup gleichwohl nicht verderben. (Bild: Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE)
Den Tiefpunkt erlebten die Basler in Tel Aviv, als Maccabi in den Playoffs der Champions-League-Qualifikation das Ende der Träume von den lukrativen Sternen bedeutete. Der FCB scheiterte an einem Team, das in der Königsklasse in der Gruppe mit Chelsea, Dynamo Kiew und Porto keinen einzigen Punkt holte; er scheiterte an einem Gegner, der auf dem Papier und auf dem Platz in seiner Reichweite war.
Am Montag werden die Europa-League-Sechzehntelfinals ausgelost
Die Europa League wurde zur Realität. Und damit begann das grosse Punktesammeln. Die Basler gewannen alle drei Auswärtsspiele der Gruppe I, gegen Belenenses, gegen Lech Posen und gegen die italienische Topmannschaft ACF Fiorentina mit Ex-FCB-Trainer Paulo Sousa.
Als Gruppensieger ist er bei der Auslosung der Sechzehntelfinals am Montag gesetzt. Und wenn es im neuen Jahr international in die K.o.-Phase geht, dann wird Mirko Salvi, der Torhüter Nummer 3, wieder auf der Tribüne sitzen.
Was Salvi aber niemand mehr nehmen kann, ist dieser dramatische Nachmittag im Wallis, bei dem er im Penaltyschiessen zum Helden hätte werden können.
Auch die Fans gehen nun in die Winterpause. Ein letztes Mal noch wird pyrotechnisches Material gezündet. (Bild: Keystone/ALESSANDRO DELLA VALLE)
Vor dem Spiel:
» Germano Vailati fällt aus: Mirko Salvi hütet auch im letzten Spiel des Jahres das Tor
» Einen Sieger gibt es schon: Pepe gewinnt die zweite Staffel von Knack den Kiesel
» Der Mann, der mit Birkir Bjarnason Golf spielt: Marc Janko im Interview mit Rotblauapp.ch