Die Zürcher Regierung ist bürgerlicher und weiblicher geworden. Drei statt zwei Frauen gehören dem neu gewählten Regierungsrat an. Die Grünen sind nach vierjährigem Gastspiel wieder aus der Regierung verschwunden.
Sie mussten der CVP den Sitz zurückgeben, den sie ihr 2011 abspenstig gemacht hatten. Mit der Abwahl des grünen Justizdirektors Martin Graf und der Wahl von CVP-Politikerin Silvia Steiner ist die Zürcher Regierung nach rechts gerückt.
Zugenommen hat der Frauenanteil: Im Regierungsrat sitzen nun drei Frauen und vier Männer – statt wie bisher zwei Frauen und fünf Männer. Parteipolitisch setzt sich die Regierung aus je zwei SVP-, FDP- und SP-Sitzen und einem CVP-Sitz zusammen.
Bereits früh zeichnete sich am Sonntag eine problemlose Wiederwahl der vier bisherigen Regierungsräte Thomas Heiniger (FDP), Mario Fehr (SP), Ernst Stocker (SVP) und Markus Kägi (SVP) ab.
Mit dem besten Resultat bestätigt wurde Gesundheitsdirektor Heiniger mit 150’557 Stimmen. Sicherheitsdirektor Fehr kam auf dem zweiten Platz mit 146’307 Stimmen, gefolgt von Volkswirtschaftsdirektor Stocker mit 145’205 und Baudirektor Kägi mit 136’563 Stimmen.
Wie vor vier Jahren
Neu in das siebenköpfige Gremium gewählt wurden Silvia Steiner (CVP) mit 118’477 Stimmen, Carmen Walker Späh (FDP) mit 116’058 und Jacqueline Fehr (SP) mit 115’618 Stimmen. Die Wahlbeteiligung betrug 31,3 Prozent.
Fast bis zum Schluss blieb die Besetzung dieser drei Sitze spannend. Um 16.47 Uhr waren dann alle 183 Gebiete ausgezählt. Der grüne Regierungsrat Martin Graf erreichte zwar mit 109’625 Stimmen das absolute Mehr von 90’888 Stimmen problemlos, schied aber als Überzähliger aus.
Damit ereilte Graf das gleiche Schicksal wie Hans Hollenstein von der CVP: Hollenstein war vor vier Jahren ebenfalls als Überzähliger ausgeschieden – zu Gunsten von Martin Graf. Die CVP hat nun ihren Sitz mit Silvia Steiner zurückerobert.
Einbruch im linken Lager
Graf, Vorsteher der Direktion der Justiz und des Innern, dürfte hauptsächlich über sein ungeschicktes Agieren im Fall des jugendlichen Straftäters «Carlos» gestolpert sein, der wegen einer teuren Sonderbehandlung national für Schlagzeilen gesorgt hat.
Graf räumte am Sonntag ein, seine Kommunikation im Fall «Carlos» sei nicht optimal gewesen. Als entscheidenden Faktor sieht Graf aber den Einbruch im linken Lager.
Ebenfalls bis zum Schluss zittern musste Carmen Walker Späh. Sie belegte in den Hochrechnungen abwechselnd mit Graf den letzten Platz. Mit ihrer Wahl kann die Kantonsrätin nun ihr Verlierer-Image ablegen, das ihr wegen verschiedener parteiinterner Niederlagen anhaftete.
Dass SP-Nationalrätin Jacqueline Fehr die Wahl schliesslich schaffte, dürfte auch ihr eine besondere Genugtuung bringen: Parteiintern hatte sie in den letzten Jahren ebenfalls mehrere Zurückweisungen einstecken müssen.
Überraschung CVP
Die grosse Überraschung ist die deutliche Wahl von CVP-Frau Silvia Steiner, war die Staatsanwältin und Kantonsrätin doch nur wenig bekannt. Geholfen haben dürfte ihr eine anonyme Flyer-Aktion, die Steiner frontal angriff. Wer den Flyer in die Haushalte verteilte, ist nicht abschliessend geklärt.
Ebenfalls zu Steiners Gunsten dürfte der Schulterschluss der bürgerlichen Parteien SVP, FDP und CVP gewesen sein, deren Kandidierenden gemeinsam als Top 5 in den Wahlkamp gestiegen waren. Wie Steiner am Sonntag sagte, hat das bürgerliche Ticket funktioniert.