Die Zürcher bleiben am diesjährigen Sechseläuten doch nicht ganz unter sich: Der Gastkanton Zürich stellt seinen Auftritt unter das Motto «Züri mitenand» und präsentiert seine Solidarität mit Bergregionen.
Eingeladen sind das Greyerzerland (FR), das Schächental (UR), die Obere Leventina (TI) und das Münstertal (GR). Obwohl er offizieller Gastkanton ist, überlässt der Kanton Zürich die grosse Bühne lieber den anderen: Präsentieren werden sich am dreitägigen Frühlingsfest vor allem die eingeladenen Bergregionen, die im Rahmen der Patenschaft für Berggemeinden ausgewählt wurden.
Die Regionen zeigen Bräuche, Produkte und Handwerk. Vertreter aus dem Greyerzerland beispielsweise führen den Besucherinnen und Besuchern die Schindel-Herstellung vor. Die Urner wiederum zeigen, wie die Riemen von Treicheln bestickt werden.
Die Regionen werden auch beim Umzug durch die Zürcher Innenstadt mitlaufen, wie das Zentralkomitee der Zünfte Zürichs (ZZZ) am Donnerstag vor den Medien erklärte. Getreu dem solidarischen Motto «Züri mitenand» präsentiert Zürich zudem Entwicklungsprojekte in Osteuropa, Armenien, Bhutan und Tschechien.
Zürich zahlt weniger als Luzern und Liechtenstein
Der Gastkanton wird sich zwar ebenfalls darstellen – bleibt aber für einmal lieber im Hintergrund. Er war schliesslich auch nicht erste Wahl des ZZZ: Zürich wurde erst angefragt, nachdem der Kanton Luzern und das Fürstentum Liechtenstein abgesagt hatten.
Sowohl Luzern als auch Liechtenstein hätten bis zu einer halben Million Franken für den Auftritt in Zürich zahlen müssen – zu viel für angespannte Staatskassen. Der Auftritt des Kantons Zürich wird nun einiges günstiger: 350’000 Franken wird er für den Auftritt in der eigenen Hauptstadt ausgeben. Das Geld stammt aus dem Lotteriefonds.
Als Lückenbüsser fühlt sich Zürich nicht. «Die engsten Nachbarn sind halt immer noch die liebsten Gäste», sagte Regierungspräsidentin Regine Aeppli. Es sei ja auch nicht das erste Mal, dass Zürich Gastkanton sei. Schon 1998 sei dies der Fall gewesen.
Dass die Zürcher nicht unter sich bleiben, sondern Gäste aus allen Sprachregionen einladen, hat nicht zuletzt einen positiven Einfluss auf die Speisekarte: Das Verpflegungsangebot wird sich nicht nur auf Zürcher Geschnetzeltes beschränken, sondern wird um Urner Chässuppe, Fondue und Nusstorte erweitert.
Ueli Maurer und Francine Jordi
Auch in diesem Jahr stehen wieder viele Prominente aus Politik, Wirtschaft, Sport und Gesellschaft auf der Gästeliste: Am Umzug durch die Innenstadt erwartet werden beispielsweise Bundesrat Ueli Maurer, der Einsiedler Abt Urban Federer, Schlagersängerin Francine Jordi und Marathonläufer Viktor Röthlin.
Der Traditionsanlass erfährt in diesem Jahr eine für seine Verhältnisse bedeutende Änderung: Erstmals darf die Zürcher Frauenzunft offiziell am Zug der Zünfte mitmarschieren.
Im vergangenen Herbst schloss das ZZZ eine Vereinbarung mit den Frauen ab, dass die Gesellschaft zu Fraumünster bis auf weiteres Gast bei der Gesellschaft zur Constaffel sein und mit dieser am Umzug teilnehmen darf. Gültig ist die Abmachung bis 2022.
Bis anhin war jedes Jahr von neuem unklar, in welcher Form die Frauen am Traditionsanlass teilnehmen durften. Nun ist diese Frage- zumindest für die kommenden acht Jahre – geklärt. Am Abend wollen die Männer aber immer noch unter sich bleiben: In die Zunfthäuser dürfen die Frauen nicht. Sie feiern deshalb in einem Luxus-Hotel.
Fische werfen bleibt Teil des Umzugs
Gar nicht flexibel zeigen sich die Zünfter hingegen bei einem anderen Brauch: dem Fischewerfen, bei dem tote Schwalen und Weissfische ins Publikum geworfen werden. Vergangenes Jahr bezeichnete der Zürcher Tierschutzbund dies als «Affront gegenüber Lebewesen» und forderte einen «ethisch einwandfreien Ersatz».
Die Zuschauer müssen aber auch in diesem Jahr in Deckung gehen. Das ZZZ betont in seinem Magazin, dass man auf diesen Brauch nicht verzichten werde – auch wenn er unseren heutigen Wertvorstellungen nicht vollumfänglich entspreche. Es sei gerade das «archaisch Unbekümmerte», das von vielen Besuchern geschätzt werde.
Das Sechseläuten dauert vom 10. bis 13. April. Der Umzug mit der «Böögg»-Verbrennung findet am 13. April statt.