Zum 100. Geburtstag: Die 7 denkwürdigsten Auftritte von Q

Ghetto-Blaster als Raketenwerfer, Zahnpasta als Sprengstoff, Helikopter im Kofferformat – wie oft wäre James Bond schon auf der Strecke geblieben, hätte er nicht auf den Erfindergeist des «Quartiermeisters» Q setzen können. Heute wäre Darsteller Desmond Llewelyn 100 Jahre alt geworden. Ghetto-Blaster als Raketenwerfer, Zahnpasta als Sprengstoff und «Little Nelly», ein Helikopter im Kofferformat – wie […]

Ghetto-Blaster als Raketenwerfer, Zahnpasta als Sprengstoff, Helikopter im Kofferformat – wie oft wäre James Bond schon auf der Strecke geblieben, hätte er nicht auf den Erfindergeist des «Quartiermeisters» Q setzen können. Heute wäre Darsteller Desmond Llewelyn 100 Jahre alt geworden.

Ghetto-Blaster als Raketenwerfer, Zahnpasta als Sprengstoff und «Little Nelly», ein Helikopter im Kofferformat – wie oft wäre James Bond schon auf der Strecke geblieben, hätte er nicht auf den Erfindergeist des «Quartiermeisters» Q, des Waffenexperten des britischen Inlandgeheimdienstes MI6, zurückgreifen können.

17-mal verkörperte Desmond Llewelyn die Rolle, mehr als jeder anderer Schauspieler im 007-Kosmos, und die Figur des Q entwickelte dabei eine immer innigere Beziehung der liebenswürdigen Abneigung zu seinem renommiertesten Abnehmer. So inständig er Bond auch ermahnte, sorgfältig mit den anvertrauten Innovationen umzugehen, so sicher brachte 007 nach vollbrachtem Auftrag in «Her Majesty’s Secret Service» nur noch Schrott zurück.

1999, kurz nachdem er im Film seine Rolle dem Nachfolger R übergeben hatte, starb Llewelyn an den Folgen eines Autounfalls. Heute könnte er seinen 100. Geburtstag feiern. Zur Feier des Jubiläums – die sieben denkwürdigsten Auftritt des Quartiermeisters.

From Russia With Love (1963) 

Llewelyn schlüpfte erst im zweiten offiziellen Teil der Bond-Reihe in die Rolle des Waffenmeisters. Im Bond-Debut «Dr. No.» erhielt Bond seine Walter PKK schlicht von Major Boothroyd, gespielt vom Schauspieler Peter Burton, der reichlich regungslos seine Aufgabe erfüllte. Ian Fleming, Autor der Bond-Romane, entnahm die Figur dem echten Leben: Geoffrey Boothroyd war ein britischer Waffenexperte und Autor verschiedener Bücher zum Thema, der Fleming für seine Agentenstories beratend zur Seite stand.

Erst in «From Russia with Love» wurde Llewelyn als Q eingeführt, der die Rolle noch mit der gebotenen Seriosität und ohne den späteren Schalk ausführte. Und auch sein erstes Gadget für Bond diente eher praktischen denn extravaganten Zwecken: ein Aktenkoffer mit versteckter scharfer Munition, Goldmünzen und einer Tränengaskartusche.

«Goldfinger» (1964)

 

Ein Klassiker: die inständige Mahnung Q’s an 007, er möge die ausgehändigten Gadgets doch intakt zurückbringen, garniert mit der Enervierung des Waffenmeisters über Bonds Nonchalance im Umgang mit den Erfindungen, die in Q’s Empörung gipfelt: «I never joke about my work, 007.»

In «Goldfinger» tritt diese Vater-Sohn-Beziehung erstmals zutage, anlässlich eines anderen Klassikers der Reihe: Q stellt Bond den neuen Aston Martin vor, bestückt mit allerhand Schnellfeuerwaffen, einem Schutzschild und dem roten Knopf unter dem Schaltungshebel, der den Schleudersitz auslöst. Selbstverständlich geht das Auto zu Bruch, kehrt fast 50 Jahre später jedoch unversehrt zurück: in «Skyfall», dem bisher letzten Bond-Abenteuer.

Diamonds Are Forever (1971)

Manchmal durfte Q auch raus aus seiner unterirdisch verbunkerten Waffenschmiede, um Bond im Felde zu assistieren. In «Thunderball» empfängt er 007 auf den Bahamas und trägt dazu, stilkonform, ein tropisches Hemd im überzeugenden Ananas-Muster, in «You Only Live Twice» bastelt er für Bond auf einer japanischen Insel den handlichen Mini-Helikopter Little Nelly zusammen. Und gönnt er sich mal etwas Auslauf, testet er seine Erfindungen zu seinen Gunsten aus: so in «Diamonds Are Forever», als er mit einem elektromagnetischen Fingerring die einarmigen Banditen im Casino ausräumt.

 

The Spy Who Loved Me (1977)

 

«Look What Q has brought for us»: ein Lotus Esprit, ein schnittiges, schneeweisses Sportauto, das sich unter Wasser zum U-Boot umfunktionieren lässt – eine Sternstunde aus der Küche des Quartiermeisters. «The Spy Who Loved Me» steht sinnbildlich für die Moore-Ära von James Bond, deren komödiantischer Geist auch im Waffenlabor Einzug gehalten hat und sich in Gag-Erfindungen wie dem mörderischen Geschirrtablett manifestiert. Die Liste der tödlichen Scherzartikel findet fortan vor allem in den Moore-Jahren beliebte Fortsetzungen: etwa der Prügelgips und die Regenschirm-Kralle in «For Your Eyes Only».

 

Octopussy (1983) 

Selten darf Q selbst ins Geschehen eingreifen, in «Octopussy» ist es ihm erlaubt – und er nutzt für einen Waffenmeister reichlich antike Mittel. Für den Endkampf bringt Q 007 per Heissluftballon aufs Gelände des «Monsunpalastes», und während Bond sich nach einigen Prügeleien zu Pferde auf die letzte Jagd nach den Bösewichten macht, rettet Q mit dem Ballon ein paar Tempeltänzerinnen – und wird dafür mit Schäkereien belohnt. Unter Garantie eine willkommene Abwechslung für den stets jovialen Q.

 

Licence To Kill (1989)

In den Achtziger Jahren hat sich der Stil der Bond-Marke verändert. Auf den snobistischen Gentleman Roger Moore folgte Timothy Dalton, der 007 als dunkleren Charakter verkörperte und sich in «Licence To Kill» nach seiner Suspendierung vom MI6 auf einen persönlichen Rachefeldzug begab. Einzig «Uncle Q» hielt ihm die Treue und stattete ihn ausserplanmässig mit seinen neusten Würfen aus: ein explosiver Wecker und eine Polaroid-Kamera mit Laserstrahl. Bond zeigte sich in diesem Alleingang zuerst uneinsichtig und wollte auf die Hilfe des langjährigen Verbündeten verzichten, doch der überzeugte den Jüngling schnell von seiner lebenssichernden Notwendigkeit: «If there hadn’t been a Q-branch you should be dead long ago.» Wie wahr.

 

The World Is Not Enough (1999) 

 

Welch Vorsehung: Für «The World Is Not Enough» war nach 36 Jahren der letzte Auftritt von Llewelyn als Q geplant, der Schauspieler wollte kürzer treten – und machte im Film Bond mit seinem Nachfolger R bekannt. Dass das komödiantische Gehalt der Rolle beibehalten werden sollte, war mit der Wahl von Llewelyns Nachfolger offensichtlich: der «young fellow» war John Cleese, der mit einer behäbigen Slapstick-Szene eingeführt wurde, die weit unter dem Niveau des ex-Python lag. Nur noch einen weiteren Film durfte Cleese als R bestreiten, bevor die gesamte Bond-Reihe neu aufgegleist wurde: auf Pierce Brosnan folgte Daniel Craig als sechster Bond-Darsteller, und in «Skyfall» kehrte auch Q zurück: zeitgemäss als junger Computer-Nerd. Es war eine Variation, die sich aufdrängte: zu stark war die ursprüngliche Ausgestaltung der Q-Rolle von der gutväterlichen Aura Llewelyns geprägt worden, als dass ein Nachfolger sie nahtlos hätte übernehmen können.

Geradezu ikonisch war sein Abgang in «The World Is Not Enough», in dem er Bond in seiner letzten Szene einen wohlmeinenden Rat auf den Weg gibt, bevor er sich in Rente begab und in den Boden versank. «Always have an escape plan». Einen Monat nach der Premiere des Films war Llewelyn tot.

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