Zum Tod von Georg Kreisler

Der Satiriker Georg Kreisler ist tot. Hansjörg Betschart hat ein paar Worte zum Abschied gefunden – von Kreisler selbst.

Der Satiriker Georg Kreisler ist tot. Hansjörg Betschart hat ein paar Worte zum Abschied gefunden – von Kreisler selbst.

Mensch Georg. Vor nicht allzu langer Zeit konnte man dir noch in Basel ­begegnen. Wie viele Jahre habe ich deine Lieder gesummt, gesungen und mit ihnen Mädchen beeindruckt! Ich singe heute den ganzen Tag das «Mädchen mit den drei blauen Augen». Und gehe dann «Tauben vergiften». Dir darf man keine Worte nachrufen. Wir lassen dich lieber selber sprechen – mit ein paar Zeilen aus dem Text, mit dem du dich damals von Basel nach Salzburg verabschiedet hast:

Ein Abschied …
Für einen Fremden wie mich sind 15 Jahre Schweiz mehr als genug, und das sage ich auch im Interesse der Schweizer. Denn man hat mich hier sehr geduldig behandelt, und es wäre unhöflich von mir, das zustrapazieren. (…)

Es ist mir ja nirgends schlecht er­gangen, nicht in Österreich, nicht in Deutschland und auch fast nicht in der Schweiz. Wenn man das Land alle paar Jahre wechselt, hat das sogar Vorteile, denn sobald man sich ärgert, kann man sagen: Macht nix, ich gehe eh bald weg. (…)

Ausdrücklich entschuldige ich mich auch bei den Verlegern, die meine ­Manuskripte nicht lasen, meine Briefe nicht beantworteten oder meine Bücher, nachdem sie doch irrtümlich gedruckt worden waren, boykottierten. Auch bei den Theaterintendanten und deren Dramaturgen, die meine Stücke und Opern ignorierten, entschuldige ich mich. Bleibt bei der Nobelpreis­trägerin Elfriede Jelinek, da weiss man, was man nicht hat: ein Stück.

Auf nach Salzburg!
Georg Kreisler

Was ich jetzt tu? «Bidla Buh!»

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25/11/11

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