Achtung, die folgenden Filmtipps enthalten Szenen, die nur für Erwachsene bestimmt sind.
Jedes Jahr früher wächst über Nacht eine Tanne aus dem Marktplatzkopfstein von Basel. Die Kinder, die noch glauben, der Weihnachtsmann habe sie gebracht, werden jedes Jahr jünger. Grund genug, sie darauf vorzubereiten, dass sie nicht die i-Nacht erwartet.
Was bieten Weihnachtsfilme den Eltern? Erstens eine willkommene Gelegenheit, filmreife Kinder, die ohne Schoppen auskommen, im Kino abzugeben. Zweitens die erforderliche Ruhe während des Shoppens. Bleibt die Frage: Wo kriegen Sie Ihr abgestelltes Kind aufgestellt zurück?
«Arthur Christmas». Die liebevolle Zeichnung eines Paketdienstes für Weihnachtsgeschenke. Arthur arbeitet im Familiengrossbetrieb, ist aber leider ein verträumter Junge. Deshalb kommt er für den abtretenden CEO-pa nicht infrage: Da ist der Bruder cleverer. Der scheint das Rennen zu machen. Doch Arthur zeigt plötzlich Qualitäten: Er sichtet ein vergessenes Paket. Und bringts! Kein Kind auf der Welt darf vergessen werden. Wenn also Ihr Kind die Welt im Wohlstand sehen soll: hinschicken. (Achtung, der 3-D-Aufpreis kann abschrecken. Wenn Ihr Kind vom Sohn des Nachbarn eingeladen wird, unbedingt zusagen!)
«Tim und Struppi». Was uns auf dem Häuschen amüsiert hat, darf auch unsere Kinder aus dem selben bringen: Tintin, von Spielberg glattgebürstet, unterhält mit rasanten Stunts, kleinen Detektivaufgaben und grossartigen Effekten in 3-D. Hat genug Witz für alle Familienmitglieder.
Wollen Sie Ihr Kind manchmal in die Wüste schicken? Hier erfahren Sie, wie: «Le chat du rabbin». Die Katze des Rabbiners ist ein schlimmer Finger, frisst einen Papagei und kann fortan sprechen. Das hat Folgen: Nicht jeder will hören, was freche Katzen denken. Ausserdem muss die Katze einige religiöse Widrigkeiten meistern. Bar-Mizwa zu feiern ist nicht immer ohne Glaubenserschütterung möglich.
«Prinzessin Lillifee und das kleine Einhorn». Im zuckersüssen Feenreich erwacht Prinzessin Lillifee aus einem Traum. Plötzlich sitzt nämlich das traumhafte Einhorn-Baby Lucy leibhaftig auf dem Bett. Wenn man das Horn eines Einhorns berührt, kann man sich alles wünschen – das ist kurz vor Weihnachten ein nützlicher Gedanke.
Ist Ihnen das für Ihr Kind zu süss, bleibt ja noch: «Tom Sawyer». Der Renner für Kenner! Auch wenn diese deutsche Version nicht ganz an den Humor des grossen Amerikaners Mark Twain herankommt. Amerika, wie Deutsche sich das vorstellen, ist immerhin keck.
Der beste aller Weihnachtsfilme aber ist: «Mit meinem Kind im Kino». Nach zehn Minuten werden Sie vergessen, dass Sie kein Kind sind. Der einzige Grund, der Sie veranlassen könnte, Ihr Kind im Kino allein zu lassen: die Kinder anderer! Oder noch schlimmer: deren Eltern! Fangen sie ja keinen Streit an! Gönnen Sie sich lieber gleich «Carnage». Polanski feiert dort zwar nicht die Ankunft des Sohns Gottes. Aber den Theater-Gott des Gemetzels, in den Eltern sich verwandeln, wenn sie über ihre Kinder streiten. Schicken Sie Ihre Kinder derweil in einen Film. Sie wissen jetzt ja, in welchen. Aber Achtung! Kinder, lest zuerst im Blog die Tipps für euch nach!
Und: Merken eure Eltern eigentlich nicht, dass ihr das hier lest? Eltern können so doof sein!
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 25/11/11