Gemäss dem Wirtschaftsdachverband economiesuisse sind die volkswirtschaftlichen Konsequenzen der Energiestrategie 2050 gravierender als bisher angenommen. Werden die vom Bundesrat vorgeschlagenen Massnahmen umgesetzt, drohen der Schweiz bis zu 25 Prozent Einbussen des realen Bruttoinlandprodukts (BIP). Allerdings melden sich schon erste Kritiker der Studie.
Zu diesem Schluss kommt economiesuisse aufgrund einer Studie, die der Verband bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich in Auftrag gegeben hat.
Die Experten hätten andere, realistischere Annahmen verwendet als der Bund, begründete economiesuisse am Mittwoch vor den Medien die dramatischen Einschätzungen. Die bundesrätliche Vorlage sei darum unsolide und volkswirtschaftlich gefährlich.
Unbekannte Technologien
Beispielsweise würde in den Grundlagenstudien des Bundes die Verfügbarkeit von heute noch völlig unbekannten Technologien vorausgesetzt. Die Autoren der neuen Studie hingegen untersuchten berücksichtigen keine Technologieanpassungen. Die berechneten Effekte seien sehr gross, heisst es in der Mitteilung.
So führe eine Kombination der geplanten Abgabe von 1140 Franken pro Tonne CO2 und dem Ersatz der wegfallenden Kernkraftkapazitäten durch Gaskraftwerke und erneuerbare Energien zu einem Rückgang des realen Pro-Kopf-BIP bis zu 25 Prozent.
Die Wirtschaft fordert nun eine gründliche Überarbeitung der Vorlage im Einklang mit einer liberalen Wirtschaftsordnung. Der Verband kündigte an, im Verlaufe des Jahres seine Vorstellungen zu präsentieren.
Noch während der Präsentation meldeten sich die ersten Kritiker der Studie. Die beiden Nationalräte Bastien Girod (Grüne) und Roger Nordmann (SP) haben nach eigenen Aussagen «Grundlagenfehler» in der Studie entdeckt, wie sie via Twitter verbreiteten.
Fehler 2 in Economie Suisse Studie: „Frozen technology“ Annahme, somit keine Verbesserung bei Erneuerbaren. Das ist bewusst irreführend.
— Bastien Girod (@bastiengirod) 30. Januar 2013
Fehler in Economie Suisse Auftragsstudie schon entdeckt: Annahme von Gaskraft in Kombination mit sehr hoher CO2-Abgabe.
— Bastien Girod (@bastiengirod) 30. Januar 2013
Offenbar haben die ersten Kritiker die 90-seitige Studie (eng) in den letzten 30 Minuten bereits gelesen, um zu urteilen. @nordmannroger
— economiesuisse (@economiesuisse) 30. Januar 2013
@nordmannroger wir empfehlen trotzdem die Lektüre der ganzen Studie: economiesuisse.ch/de/SiteCollect…
— economiesuisse (@economiesuisse) 30. Januar 2013
comme d’hab, économiesuisse défend les entreprise d’avant-hier plutôt que celle de demain. Lamentable
— Roger Nordmann (@NordmannRoger) 30. Januar 2013
@bastiengirod Das Rechenmodell der ETH ist nicht öffentlich, deshalb ist keine Prüfung der Studie möglich und die Studie wertlos. #fail
— Dominik Feusi (@feusl) 30. Januar 2013
Quellen
Die Studie und die Medienmitteilung von Economiesuisse.