Bei der Trauerfeier für den in Jerusalem getöteten Jugendlichen kam es am Freitag zu Auseinandersetzungen zwischen Palästinensern und der Polizei. Die Leiche wurde in eine Palästinenserflagge gehüllt durch Ost-Jerusalem getragen und der Tote als Märtyrer geehrt.
Die Menge skandierte «Allah Akbar» (Gott ist gross) und «Mit unserem Blut und unserer Seele werden wir uns für den Märtyrer opfern.» An mehreren Orten der Stadt warfen Palästinenser Steine auf Polizisten. Diese schossen Tränengas und Blendgranaten in die Menge. Berichte über Verletzte oder Festnahmen lagen zunächst nicht vor.
Die Ermordung des palästinensischen Jugendlichen hatte die Spannungen in Nahost in den vergangenen Tagen massiv verschärft. Der 16-Jährige war am Mittwoch in Ost-Jerusalem laut Augenzeugen von Israelis entführt worden. Einige Stunden später wurde seine Leiche im Westteil der Stadt entdeckt – laut Anwalt der Opferfamilie war die Leiche völlig verbrannt.
Das Verbrechen ereignete sich einen Tag nach der Beerdigung von drei jüdischen Religionsschülern, die ihrerseits im Westjordanland verschleppt und ermordet worden waren. Viele Palästinenser gehen bei dem getöteten 16-Jährigen von einem Racheakt für die Ermordung der Israelis aus.
Nach Ausschreitungen wegen der Ermordung des Palästinenserjungen in den vergangenen Tagen hatte die israelische Polizei zu den Freitagsgebeten ihre Präsenz in Ost-Jerusalem massiv verstärkt. Tausende Polizisten waren im Einsatz.
Netanjahu warnt Hamas
Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu warnte derweil die radikalislamische Hamas vor einem weiteren Beschuss Südisraels mit Raketen.
Bei einer Rede anlässlich eines Empfangs des US-Botschafters zum amerikanischen Nationalfeiertag erklärte Netanjahu am Donnerstagabend, falls in der Region nicht wieder Ruhe einkehren werde, werden die an den Rand des Gazastreifens verlegten Bodentruppen energisch handeln. «Die Sicherheit unserer Bürger kommt vor allem anderen», sagte Netanjahu nach Angaben der Zeitung «Jerusalem Post».
Nach dauernden Raketenangriffen aus dem Gazastreifen hatte Israels Armee zusätzliche Truppen an den Rand des Palästinensergebiets verlegt. «Wir bewegen Truppen», bestätigte Armeesprecher Peter Lerner am Donnerstag. Es sei auch eine begrenzte Zahl von Reservisten mobilisiert worden. Nach Medienberichten handelt es sich um Fusstruppen und gepanzerte Fahrzeuge.
Der militärische Arm der im Gazastreifen herrschenden Hamas drohte Israel mit Angriffen auf «neue Ziele». Die Hamas-Führung hielt angesichts der jüngsten Eskalation der Gewalt eine Dringlichkeitssitzung mit Vertretern anderer Palästinenserfraktionen ab. Auch das israelische Sicherheitskabinett versammelte sich am Donnerstagabend zu Beratungen über das weitere Vorgehen.