Bei gewaltsamen Zusammenstössen zwischen Anhängern und Gegnern des gestürzten Präsidenten Mohammed Mursi sind in Ägypten mindestens sechs Menschen getötet worden. Mindestens 50 Menschen seien verletzt worden, meldeten lokale Medien. Mehr als 20 Personen wurden offenbar verhaftet.
In Kairo gingen demonstrierende Islamisten auf Reporter des Nachrichtenportals «youm7» los und nahmen ihnen ihre Kameras weg. Die Muslimbruderschaft, die an der Organisation der Proteste zum «Freitag der Entschlossenheit» beteiligt war, berichtete, in der Stadt Sagasig sei ein Demonstrant von Angehörigen der Sicherheitskräfte getötet worden.
Das Gesundheitsministerium teilte mit, in der Hafenstadt Port Said sei ein Mensch bei Strassenschlachten zwischen Demonstranten und Anwohnern ums Leben gekommen. Nach Informationen von «youm7» gingen Anhänger und Gegner der Muslimbruderschaft auch in Benha, Alexandria und in Beni Sueif aufeinander los. Das Innenministerium meldete zudem Ausschreitungen in Al-Buhaira und Tanta. In Beni Sueif schossen Unbekannte vor Beginn der Proteste auf eine Kaserne der Sicherheitskräfte.
Im Kairoer Bezirk Al-Nosha wurden an einer Strassensperre der Polizei kurz vor Beginn der Protestaktionen zwei Polizisten erschossen. Zwei weitere Polizisten seien verletzt worden, teilte das Innenministerium mit.
Keine Kapitulation
Die ägyptische Muslimbruderschaft hatte zuvor erklärt, sie werde am «Freitag der Entschlossenheit» nur friedlich protestieren. In einer Stellungnahme, die das Pressebüro der Islamisten-Organisation in London verbreitete, hiess es, die Allianz gegen die Entmachtung von Mursi durch die Armee werde sich «durch die willkürliche Festnahme ihrer Führer nicht besiegen lassen».
Die Armee hatte Mursi, der aus der Muslimbruderschaft stammt, am 3. Juli nach Massenprotesten gegen ihn und seine Regierung abgesetzt. Seither wurde fast die gesamte Führungsriege der Islamisten-Organisation festgenommen. Rund 1000 Menschen starben in den vergangenen zwei Monaten bei Polizeiaktionen gegen Demonstranten, Angriffen gewaltbereiter Islamisten und Strassenschlachten zwischen Anhängern der verfeindeten politischen Lager.
Die Übergangsregierung will trotzdem an ihrem politischen Fahrplan festhalten. Der sieht eine Reform der unter den Islamisten geänderten Verfassung sowie Neuwahlen vor.
Schüsse auf dem Sinai
Soldaten töteten an einer Strassensperre vor dem Stützpunkt der Multinationalen Beobachtermission auf dem Sinai am Donnerstagabend vier mutmassliche Extremisten. Ein Angehöriger der Sicherheitskräfte sagte, die bewaffneten Männer hätten sich nach Beginn der Ausgangssperre mit ihrem Fahrzeug auf den Stützpunkt Al-Gora zubewegt und sich an dem Kontrollposten geweigert anzuhalten.
Die Soldaten hätten daraufhin alle vier Insassen des Fahrzeugs getötet. Über ihre Identität wurde zunächst nichts bekannt. Wenige Stunden später griffen Unbekannte den Kontrollposten mit Panzerfäusten an. Es wurde niemand verletzt.
Die Multinationale Beobachtermission überwacht die Einhaltung des Friedensabkommens zwischen Israel und Ägypten. Seit dem Sturz von Mursi haben die Angriffe militanter Islamisten auf Polizei und Armee im Norden der Sinai-Halbinsel zugenommen.