Die Schweizer Leichtathletik steht mit den Europameisterschaften in Amsterdam und den Spielen in Rio vor einer wichtigen Saison. Die Zuversicht dominiert.
Die Aushängeschilder der Schweizer Leichtathletik sind international so konkurrenzfähig wie seit langem nicht mehr. Dies dokumentierte Peter Haas, der Leistungssportchef von Swiss Athletics, an diversen Statistiken und Beispielen – unter anderem auch an den Schweizer Rekorden von Stabhochspringerin Nicole Büchler (4,80/4,78) und Marathon-Läufer Tadesse Abraham (2:06:40) in der noch jungen Saison.
Haas rechnet mit einer rund 50-köpfigen Delegation für die EM in Amsterdam Anfang Juli. Allerdings mit dem Unterschied, «dass der Kreis der Anwärter auf einen Finalplatz grösser ist als vor zwei Jahren bei der Heim-EM in Zürich». Damals hatte Kariem Hussein überraschend Gold über 400 m Hürden gewonnen. «Wir haben auch diesmal das Potenzial, um Medaillen zu gewinnen», betonte Haas. «Aber es ist falsch davon auszugehen, dass Medaillengewinne eine Selbstverständlichkeit sind», fügte er hinzu. Die Ziele für Amsterdam will er erst unmittelbar vor den Europameisterschaften bekannt geben.
Für die Olympischen Spiele in Rio darf Swiss Athletics bereits jetzt mit mindestens einem Dutzend Athletinnen und Athleten planen, da diese die Selektionslimiten bereits erfüllt haben. «In Brasilien reden wir nicht von Medaillen, aber von Finalplätzen», meinte Haas. «Aber wir werden mit Bestimmtheit das stärkste Olympia-Team stellen, seit ich 2004 das Amt des Leistungssport-Chefs übernommen habe.»
Christoph Seiler, der Präsident von Swiss Athletics, zeigte sich am traditionellen Medientreffen in Bern besorgt über die nicht abreissen wollenden Dopingmeldungen aus der Welt des Sports. Für Seiler gibt es aktuell nur einen Weg: «Nicht mit dem Finger auf andere zeigen, sondern im eigenen Garten zum Rechten schauen.»
Swiss Athletics will deshalb in der Dopingprävention eine aktivere Rolle spielen. «Wir können den Dopingmissbrauch nicht verhindern, aber wir können die Athleten und Trainer im Interesse der Glaubwürdigkeit der Leichtathletik immer wieder für dieses Thema sensibilisieren. So wird auch sichergestellt, dass sich ein Sportler nicht unbeabsichtigt dopt», sagte Seiler. Die Aktiven müssten verstehen, dass die Dopingkontrollen und das Ausfüllen der jeweiligen Aufenthaltsorts-Formulare keine Schikane seien, sondern dass dank des vorbildlichen Kontrollsystems von Antidoping Schweiz ihre Glaubwürdigkeit gestärkt werde. «Ein Kenianer kann nicht behaupten: ‚Ich bin sauber‘. Ein Schweizer kann das», meinte Seiler.
Swiss Athletics will in diesem Zusammenhang mehrere Massnahmen umsetzen: So gehört das Thema Dopingprävention fix zu jeder sportärztlichen Untersuchung, das Learning-Tool «Clean Winner» von Antidoping Schweiz ist neu Bestandteil jeder Trainerausbildung von Swiss Athletics, bei Zusammenzügen thematisieren die Chef- und Nationaltrainer ausserdem regelmässig die Dopingprävention und beim Fairplay-Programm von Weltklasse Zürich, das in Zusammenarbeit mit Antidoping Schweiz und Swiss Athletics am 1. September erstmals durchgeführt wird, nehmen rund 40 Trainer und Sportler an einem Erfahrungsaustausch teil.