Für Reisende und Pendler in Deutschland hat wieder eine harte Geduldsprobe begonnen: Die Lokführer haben am Mittwoch ihren 14-stündigen Streik begonnen. Zwei Drittel der Fernzüge in Deutschland fallen aus. Betroffen sind auch drei Strecken aus der Schweiz.
Ziel des Streiks der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) ist ein flächendeckender Stillstand im Fern- und Regionalverkehr wie auch bei den S-Bahnen. Auch der Güterverkehr ist von dem Ausstand betroffen.
Die GDL verlangt fünf Prozent mehr Geld und zwei Stunden weniger Wochenarbeitszeit. Sie will auch für das übrige Zugpersonal verhandeln. Die Bahn will hingegen verhindern, dass die Lokführergewerkschaft auch die Rechte der Zugbegleiter, Bordgastronomen und Disponenten vertritt.
Tausende Pendler und Bahnreisende hatten schon vor Streikbeginn um 14.00 Uhr vergeblich auf Züge gewartet. Bereits seit Mitternacht fielen etliche Verbindungen aus, weil die Bahn mit abgespeckten Ersatzfahrplänen auf die Streikankündigung reagiert hatte. Vermutlich wird nur einer von drei geplanten Fernzügen fahren.
Auch nach Ende des Streiks dürfte es Zugausfälle und Verspätungen geben. «Wir werden Donnerstagmorgen so schnell wie möglich versuchen, wieder den Normalbetrieb aufzunehmen», sagte ein Bahnsprecher. Pendler sollten aber mehr Zeit einplanen, um rechtzeitig zum Arbeitsplatz zu kommen.
Fernbusse als Gewinner
Im grenzüberschreitenden Bahnverkehr von und nach Deutschland fallen am Mittwoch insgesamt 36 Züge aus, wie die SBB mitteilte. Auf der Strecke von Zürich nach Stuttgart sind 14 Züge betroffen. Zwischen Zürich und München kommt es zu 8 Zugsausfällen und von Basel aus sind 14 Züge in verschiedene deutsche Städte tangiert.
Ausfallende grenzüberschreitende Zugsverbindungen werden laut SBB auf dem Schweizer Streckenabschnitt möglichst mit Ersatzzügen bedient.
Grossen Zulauf bescherte der Streik den Fernbusbetreibern in Deutschland. Die Buchungen seien zwischen 10 und 20 Prozent gestiegen, teilte der Branchenverband mit. Die Branche boomt ohnehin dank billiger Ticktpreise seit Freigabe des Marktes im vergangenen Jahr.
Fronten verhärtet
Zwischen der Bahn und der GDL herrschte weiter Funkstille. Eigentlich seien für den Abend vertrauliche Gespräche vereinbart gewesen, sagte Bahn-Personalvorstand Ulrich Weber. «Diese Chance wird durch den Streik mutwillig vertan.» Er warf der GDL Machtgier vor.
Die Gewerkschaft wies die Kritik am zweiten Streik innerhalb von acht Tagen zurück. «Das ist unser gutes Recht», sagte GDL-Chef Claus Weselsky. Ob weitere Streiks eventuell am Wochenende drohen, wollte die Gewerkschaft nicht sagen.