Zweites Basler Holzkraftwerk nimmt Form an

Das zweite Basler Holzkraftwerk nimmt Form an: Am Dienstag feierten die Industriellen Werke Basel (IWB) den Spatenstich. Dieser erfolgte rund ein Jahr später als geplant, weil der Bund mit Änderungen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) die Kalkulation durcheinander gebracht hatte.

Der Bau des Holzkraftwerks II (hier in einer Visualisierung) hat begonnen.

(Bild: Fiedler Beck Ingenieure AG)

Das zweite Basler Holzkraftwerk nimmt Form an: Am Dienstag feierten die Industriellen Werke Basel (IWB) den Spatenstich. Dieser erfolgte rund ein Jahr später als geplant, weil der Bund mit Änderungen der kostendeckenden Einspeisevergütung (KEV) die Kalkulation durcheinander gebracht hatte.

Die KEV-Zusage war Ende 2015 erwartet worden, aber erst 2016 eingetroffen. Wenn das zweite Holzkraftwerk plangemäss in Betrieb genommen wird, sollen vom Winter 2018/2019 an fast doppelt so viele Kunden indirekt mit Holz heizen wie heute. Am Basler Fernwärmenetz, dem grössten der Schweiz, hängen 45’000 Haushalte und Betriebe.

Das Kraftwerkprojekt, dessen Baukosten auf 44,7 Millionen Franken veranschlagt sind, soll jährlich rund 80 Millionen Kilowattstunden (KWh) Wärme und 27 Millionen KWh Strom liefern. Zum Vergleich: 2015 hatte die IWB insgesamt 961 Gigawattstunden Fernwärme abgesetzt.

Grüner Druck vom Gesetzgeber

Das zweite Holzkraftwerk, das unweit des ersten bei der Basler Kehrichtverbrennungsanlage entsteht, soll den CO2-neutral produzierten Anteil der Basler Fernwärme von heute 63 Prozent um 8 Prozentpunkte verbessern. Mittelfristig wollen die IWB den Anteil auf 80 Prozent steigern, wie beim Spatenstich zu erfahren war.

In Basel-Stadt macht eine Änderung des Energiegesetzes – der Gegenvorschlag zur «Basel-Erneuerbar»-Initiative – Druck für grüne Energiequellen. Unter anderem soll die Basler Fernwärme bis 2020 vollständig erneuerbar gespiesen werden. Nach dem Okay des Parlaments hat das Komitee die Initiative zurückgezogen; die Vorgabe gilt also.

Während die baulichen und finanziellen Eckdaten des neuen Holzkraftwerkes nun feststehen, wird um den Brennstoff noch hart verhandelt. Verbrannt werden sowohl Baumholz, das im Wald zu Schnitzeln gehackt und per LKW angeliefert wird, als auch Altholz, das nicht mit Schadstoffen belastet ist.

Preisschacher unter Marktdruck

Bis zu 70 Prozent des geschätzten Verbrauchs von 185’000 Kubikmetern Schnitzeln des neuen Kraftwerks dürfen laut einem IWB-Sprecher Altholz sein. Solches kann zum Beispiel aus Gebäudeabbruch stammen oder aus Sägereiresten. Die wünschenswerte Regionalität werde mit der nötigen Wirtschaftlichkeit abgewogen, sagte der Sprecher. – Tiefe Öl- und Gaspreise wie derzeit setzen Fernwärme und Holz unter Druck.

Hauptlieferant des bestehenden ersten Basler Holzkraftwerkes ist die Raurica Waldholz AG, hinter der vor allem regionale Waldeigentümer stehen. Der regionale Wald könnte den Bedarf für das neue Kraftwerk abdecken, hiess es bei der Raurica auf Anfrage. Die Nähe sei wichtig, da weiter weg die Transportkosten mehr ins Gewicht fielen.

Raurica liefert indes nicht nur Waldholz, sondern auch Altholz. Zur Vermarktung von letzterem hat Raurica die Arba AG, die ihr seit 2014 teilweise gehörte, 2016 ganz übernommen, von Birsfelden nach Muttenz verlegt und aufgerüstet. Bei der Raurica hofft man nun, mit der IWB bis Mitte Jahr für neue Lieferverträge einig zu werden.

Holzkraftwerke sind keine Selbstläufer: Wegen der veränderten KEV-Ausgangslage und Anwohner-Widerstandes hatte die Elektra Birseck Münchenstein (EBM) Ende 2016 ein zonenrechtlich umstrittenes Holzkraftwerk-Projekt in Bottmingen BL fallen gelassen. Die IWB selber hatten 2014 ein Holzkraftwerk-Projekt in Kaiseraugst AG aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.

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