Für Designinteressierte gibt es in mancher Hinsicht an der Art Basel mehr zu entdecken als an der Design Miami Basel. Während bei letzterer seit der Gründung gepredigt wird, dass zu einer eindrucksvollen Kunstsammlung eine angemessene Einrichtung aus erlesenen Designpreziosen gehöre, scheint so manch ein Galerist den gut gemeinten und nicht ganz uneigennützigen Ratschlag mehr oder weniger absichtlich in den Wind zu schlagen.
Zugegeben, gerade die Einrichtung eines Standes an einer Kunstmesse konfrontiert die Galerien mit einigen zentralen Fragen aus dem Bereich des Designs.
Von einem funktionalen Standpunkt aus gesehen, dient das Mobiliar in erster Linie dazu, den Galeristen und ihren Kunden Platz zu bieten. Zum Einsatz kommen deshalb Sitzgelegenheiten und ein Tisch, auf dem Dokumentationen, Bücher und MacAir liegen. Bedenkt man zudem, dass die Einrichtung nur kurzfristig zum Einsatz kommt und transportiert werden muss, gewinnt platzsparendes Klappmobiliar an Attraktivität.
Repräsentation vs. Funktionalität
Damit wäre der Rahmen eigentlich schon recht eng gesteckt, wäre da nicht der Aspekt der Repräsentation, der demjenigen der Funktionalität in vielerlei Hinsicht diametral entgegengesetzt ist. Oder anders gesagt: Klappmöbel verfügen in der Regel über ein beschränktes Mass an repräsentativem Charakter. Einem auf einem Franklin-Barhocker von Ikea platzierten Kunden einen Rothko verkaufen zu wollen, ist jedenfalls auch eine Kunst.
Vermeintliche Hilfe versprechen für einmal die Paradoxien historischer Entwicklungen: Als die Architekten ab Mitte der Zwanziger Jahre in Ermangelung passenden Mobiliars selber Möbel für ihre modernen Wohnbauten zu entwerfen begannen, taten sie dies mit Todesverachtung für alles Repräsentative und feierten stattdessen die billige Massenproduktion. Tatsächlich blieben die Begeisterungsstürme des Proletariats aus und die wenigen modernen Möbel wurden in geringen Stückzahlen von Hand gefertigt.
Heute sind es gerade diese seltenen Stücke, die zu Höchstpreisen gehandelt werden – einstiger Volksbedarf wird Luxusbedarf. Die archaisch anmutende Verkörperung der funktionalistischen Idee erhält selbst repräsentativen Charakter. Pech für den roten Bauhausdirektor Hannes Meyer, aber ein Glücksfall für die Galerien der Art Basel. Sie könnten getrost einige Klappklassiker aufstellen, ohne ihr Renommee in Gefahr zu bringen.
Unheil droht nun allerdings just wieder von einem Zuviel an Repräsentation. Manche Galerien sehen durch den Seltenheitswert des Mobiliars die Kunst an der Wand in den Schatten gestellt. Andere dagegen wehren sich mit Hand und Fuss gegen eine stereotype Designereinrichtung, weil sie fürchten, dass dadurch die Individualität ihres Geschmacks nicht tragend zum Ausdruck kommt. Wäre die federnde Luftsäule, die Marcel Breuer als fortschrittlichstes, weil entmaterialisiertes Sitzmöbel vor 90 Jahren prognostiziert hatte, schon erfunden, sie wäre wohl an manch einem Stand (nicht) zu sehen.
Wie die Galerien an der Art Basel das von Fallstricken gespickte Einrichtungsproblem bewältigt haben, zeigt folgende Schnappschussstrecke: