Lesbos: Eine Foto-Reportage von der Geisterinsel

Der Basler Fotograf Roland Schmid war im Zentrum der europäischen Flüchtlingskrise, auf der griechischen Insel Lesbos. Er hat Szenen dokumentiert abseits der Aufmerksamkeit der internationalen Medien.

Flüchtlingskrise auf Lesbos: ausgedientes Boot nach erfolgreicher Überfahrt.

(Bild: Roland Schmid)

Geräumtes Lager: Camp Moria ist vorübergehend praktisch leer, die Flüchtlinge wurden nach Athen geschafft. Die Bäume des Olivenhains werden von den Flüchtlingen als Brennmaterial verwendet.

(Bild: Roland Schmid)


Warten auf den nächsten Einsatz: Mit einem Fernglas hält eine spanische Freiwillige Ausschau nach Flüchtlingsbooten.

(Bild: Roland Schmid)


Von Flüchtlingen verwendete Schwimmwesten landen auf einer Müllhalde.

(Bild: Roland Schmid)


Erlösung nach geschaffter Überfahrt: ein Vater herzt seine Tochter.

(Bild: Roland Schmid)


Flüchtlinge bei der Ankunft aus der Türkei auf der Insel Lesbos in Griechenland.

(Bild: Roland Schmid)


Auffanglager des UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Von hier aus werden die Flüchtlinge mit Bussen ins Camp Moria transportiert.

(Bild: Roland Schmid)


Leckgeschlagen: Auch grössere Boote werden zur Flucht verwendet.

(Bild: Roland Schmid)


Flüchtlinge auf dem Weg zu einem der Sammellager. Im Hintergrund ein Schiff der griechischen Küstenwache.

(Bild: Roland Schmid)


Totale Erschöpfung: Flüchtlinge am Strand von Lesbos.

(Bild: Roland Schmid)


Lutscher zur Stärkung: Eine Familie hat es ans rettende Ufer geschafft.

(Bild: Roland Schmid)


«Kein Krieg»: Wärmedecke mit eindeutiger Botschaft.

(Bild: Roland Schmid)


Ein vollbesetztes Boot steuert die Küste an, wo die Helfer bereits warten.

(Bild: Roland Schmid)


Mit einem Lächeln begrüsst: Eine Helferin stützt einen Flüchtling.

(Bild: Roland Schmid)


Aufgegebenes Flüchtlingsboot am Strand.

(Bild: Roland Schmid)


3300 Flüchtlinge erreichen jeden Tag Lesbos: Ein Mann küsst nach seiner Ankunft den Boden.

(Bild: Roland Schmid)


Schockzustand: Ein Mann ist während der Überfahrt zusammengebrochen.

(Bild: Roland Schmid)


Alltag auf Lesbos: Helfer und Fotografen am Strand, auf wackligen Schlauchbooten zusammengepferchte Flüchtlinge auf See. 

(Bild: Roland Schmid)


Camp Moria. Ein griechischer Händler verkauft Obst vor dem Lager.

(Bild: Roland Schmid)


Flüchtlinge stehen zur Registrierung vor Camp Moria an.

(Bild: Roland Schmid)


Ausharren bei Nacht und Kälte: Nur wer sich in einem der Camps registrieren lässt, erhält eine Passage aufs griechische Festland.

(Bild: Roland Schmid)


Jeder hilft, wie er kann: Zwei Freiwillige weisen den Flüchtlingsbooten den Weg.

(Bild: Roland Schmid)


Sinkende Temperaturen machen die Überfahrt noch gefährlicher. In den Wintermonaten ist das Meer vor Lesbos noch gerade 12 Grad warm.

(Bild: Roland Schmid)


Nach seiner Ankunft verlässt ein in eine Thermodecke gehüllter Mann den Strand.

(Bild: Roland Schmid)


Unermüdliche Helfer: Kinder werden über eine Menschenkette von einem Flüchtlingsboot evakuiert.

(Bild: Roland Schmid)

Sprechen wir von der Flüchtlingskrise, dann sprechen wir von Lesbos. Neun Kilometer liegen zwischen der griechischen Ferieninsel und der Türkei, das entspricht der Wegstrecke von Basel nach Pratteln. Jeder zweite der 800’000 Flüchtlinge, die seit Anfang des Jahres in Europa angekommen sind, hat diese Distanz auf einem Schlauchboot oder kleinen Holzkahn zurückgelegt. 

Der Basler Fotograf Roland Schmid war mit seiner Kamera auf Lesbos unterwegs. Schmid hat das logistische Chaos auf der kleinen Insel dokumentiert, den unermüdlichen Einsatz der zumeist freiwilligen Helfer, die jeden Tag 3300 Flüchtlinge aus der kalten See fischen, wärmen, verpflegen, unterbringen. Er zeigt aufgegebene Boote und Schwimmwesten, gespenstische Olivenhaine und Buchten.

Dilettantische Helfer

Eine Fotoreportage von jenem Ort unserer Zeit, an dem menschliches Grauen und menschliche Lebenskraft wie nirgends sonst verschmelzen. «Am Strand herrschte eine schwer fassbare Stimmung», erzählt Schmid. Einige der Geretteten brachen vor Erschöpfung zusammen, verharrten in Schockstarre, geisterhafte Gestalten, aus denen das Leben fast schon entwichen war; andere wirkten euphorisch, wie neugeboren.

Auch die Helfer erlebte Schmid als sehr unterschiedlich. Jene, die schon länger vor Ort waren, agierten ruhig und professionell, wenn ein Boot in Sichtweite kam, «andere wirkten komplett dilettantisch, durch ihre Aufregung verschlimmerten sie die Situation eher noch». 

Leergeräumte Lager

Nach seiner Ankunft auf der Insel staunte Schmid: Die Lager waren geräumt, die Strände leer. Die griechische Regierung hatte am Tag davor alle Flüchtlinge mit der Fähre nach Athen bringen lassen, gerüchteweise anlässlich der Ankunft eines Ministers, der die Insel inspizierte. Kurzerhand stellten die Behörden auch noch einige Toilettenhäuschen auf, mutmasslich um die Versorgung auf Lesbos besser darzustellen, als sie ist.

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