Mit dem Krieg plötzlich gefragt

Von Frauen im Militär wollte man in der Schweiz in den 1930er-Jahren nichts wissen. Dann kam plötzlich der Krieg. Mittlerweile gibt es den Frauenhilfsdienst seit 75 Jahren.

Am 26. November 1939 beginnt in Basel unter der Leitung von Oberfeldarzt und Rotkreuzchefarzt Denzler für 350 Frauen aus der ganzen Schweiz ein zehntägiger Sanitätskurs der Schweizer Armee zur Bildung einer Frauen-Sanitätskolonne. Frauen treffen mit ihrem Gepäck auf dem Kaserenplatz Basel ein. (Bild: Keystone)

Besammlung auf dem Kasernenplatz in Basel. (Bild: Keystone)

Stempel und Dienstbüchlein – auch das ist FHD. (Bild: Keystone / WALTER STUDER)

Sanitarische Eintrittsmusterung. (Bild: Keystone / WALTER STUDER)

Auch das Grüssen will gelernt sein. (Bild: Keystone / A. JANSEN)

Und das Marschieren in Zweierreihe. (Bild: Keystone)

Irgendwie scheint das alles noch ein bisschen komisch zu sein – für alle Beteiligten. (Bild: Keystone)

Oberfeldarzt Denzler macht die Frauen mit der Kaserne vertraut. (Bild: Keystone)

«Ein Dienst mit Waffen kommt für die Schweizerin nicht in Frage» – Der Aufruf im Original.

Die Gasmaske sitzt. (Bild: Keystone / A. JANSEN)

Noch 1938 hielt sich bei den Schweizer Behörden das Interesse an einem militärischen Frauenhilfsdienst (FHD) in Grenzen. Dies wurde deutlich, als sich die Präsidentinnen verschiedener Frauenverbände mit Behördenmitgliedern darüber beraten wollten, was zu tun sei, «damit die Schweizerfrauen bei einer plötzlich eintretenden Gefahr für sofortige Hilfeleistungen gerüstet» seien. «Sie fanden», stellte Gertrud Haemmerli-Schindler in einem Rückblick auf die Gründungszeit des FHD fest, «erstaunlich wenig Gehör bei den höheren Instanzen.» 

Das sollte sich mit einem Aufruf des Bundesrats an das Schweizervolk vom 3. April 1939 ändern. Darin forderte er Männer und Frauen auf, sich freiwillig zu den Hilfsdiensten zu melden. Veranlasst durch diesen Aufruf des Bundesrats und entsprechende Aufrufe der kantonalen Militärdirektoren meldeten sich während der Monate April bis August Tausende von Frauen zu den Hilfsdiensten. Und um ein Vielfaches mehr Frauen meldeten sich nochmals in den ersten Wochen nach der Mobilmachung der Armee am 1. September 1939. 

Erst mal Mädchen für alles

«In manchen Kantonen», schreibt Gertrud Haemmerli-Schindler, «wurden Kantonalkomitees für den FHD gebildet und Sekretariate eröffnet, welche von Frauen geführt, aber der jeweiligen Militärdirektion unterstellt waren. Überall dort, wo die Militärdirektoren und die Kreis-Kommandanten der Hilfsbereitschaft sympathisch gegenüberstanden, konnten die Frauen handeln und zum mindesten vorbereitende Arbeit leisten für den zukünftigen Frauenhilfsdienst in der Armee, von dem aber noch niemand ein klares Bild hatte.»

Klarheit schaffen sollten die am 16. Februar 1940 von General Guisan unterzeichneten «Richtlinien für die Organisation des Frauenhilfsdienstes». Im März 1940 wurde sodann die Sektion FHD im Armeestab gegründet und Oberstdivisionär von Muralt zu deren Chef ernannt. Dieser wandte sich am 10. April 1940 in einem Aufruf an die Schweizerfrauen, in dem er die Funktion und Aufgaben des freiwilligen FHD darlegte und die Frauen zum Dienst aufforderte, die die entsprechenden Voraussetzungen erfüllten.

Schwierige Integration

Von Muralt wurde schon bald durch den Basler Oberst P. Sarasin abgelöst, der, wie Gertrud Haemmerli-Schindler bemerkt, «die so schwierige Aufgabe hatte, das Verständnis bei Offizieren und Soldaten zu wecken für die im Grunde völlig überraschende Einschaltung von Frauen in einzelne militärische Hilfsdienst-Gattungen.»

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