Long Lamai, ein kleines Dorf im Dschungel auf der Insel Borneo in Südostasien.
Vor 50 Jahren machten sich hier die ersten Penan sesshaft. Indigene, die während Jahrhunderten als Nomaden durch die Urwälder zogen. Erreichbar ist das Dorf bis heute nur im Einbaum über den Fluss. Ohne Strom, Strasse und Telefon lebten die Urwaldbewohner in grosser Abgeschiedenheit. Bis Mitarbeiter der Universität Malaysia vor sechs Jahren das Internet nach Long Lamai brachten und die Dorfbewohner ins digitale Zeitalter katapultierten.
Seither prallen im Dorf zwei Welten aufeinander: Das naturverbundene Leben der Selbstversorger, die Jagd mit Giftpfeilen und Blasrohr, der Rhythmus der Natur, jahrhundertealtes Naturwissen, der Kampf gegen die Abholzung auf der einen Seite. Auf der anderen Facebook, Youtube, Instagram, E-Mail, Popkultur, wachsender Konsum.
Viele der älteren Dorfbewohner beobachten den Wandel mit Sorge, doch die junge Generation erfindet die eigene Kultur gerade neu. Seit das Dorf mit der Welt verbunden ist, kehren viele aus den Städten zurück. Sie gehen mit Blasrohr und Handy auf die Jagd, kümmern sich um die Besucher von ausserhalb, tauschen sich über soziale Netzwerke aus, teilen ihr Leben im Dschungel mit ihren Freunden in den Städten. Und verbinden mit grosser Selbstverständlichkeit die beiden so gegensätzlichen Seiten. «Die Penan von heute brauchen beides», sagt der 22-jährige Oteng Zuel, «Tradition und Moderne». Es ist ein Balanceakt mit offenem Ausgang.