Damit unsere Rentner wieder rentieren – wie AHV-Schmarotzer zu Rettern der Schweiz werden

Nach den AHV-Bemerkungen der Bürgerlichen reagiert die Vox Populi gereizt, der Spott ist beissend. Dabei lag Petra Gössi richtig – sie dachte ihre Idee nur nicht konsequent zu Ende.

Mit einer besseren Kommunikationsstrategie hätten Petra Gössi (FDP) und Thomas de Courten (SVP) Grosses leisten können.

Es hätte ein grosser Tag für die Schweizer Politik sein können. Thomas de Courten, Baselbieter SVP-Nationalrat, formulierte im «Blick» gewohnt volksnah, wo ihn der Halbschuh drückt: Es gehe nicht an, dass sich immer mehr Schweizer AHV-Rentner «im Ausland einen schönen Lebensabend einrichten».
Auch FDP-Präsidentin Petra Gössi legte sich mächtig für unser Land ins Zeug. «Rentner im Ausland generieren in der Schweiz keine Wertschöpfung. Sie zahlen weder Steuern noch konsumieren sie hier», hielt sie fest. Vollkommen korrekt. Die AHV-Flüchtlinge seien Schmarotzer: «Ihnen vergolden wir den Ruhestand auf Kosten der nächsten Generationen», so Gössi.

Erfahrene Patrioten

Was erlauben sich unsere Rentner? Es ist nur logisch, dass derartiges Verhalten messerscharfe ökonomische Analytiker wie de Courten auf den Plan ruft. Immerhin haben wir es mit einer Massen-Auswanderung oberflächlich betrachtet unverdächtiger Bürger zu tun. Doch kaum haben sie das AHV-Alter erreicht, hauen sie einfach ab, lassen Land und Leute, und vor allem die Schweizer Wirtschaft im Stich.

Wenn das jeder täte!

Als langjährige Mitarbeiterin bei einer privaten Vermögensverwaltung, Steuer- und Unternehmensberatung weiss auch FDP-Präsidentin Gössi, was Sache ist: Geld ist nicht allen. Dein ist mein und mein ist mein. Und das soll so bleiben. Wenn nun auch noch die, die fast nichts haben, ihre AHV-Rente nicht mehr nach oben umverteilen: Dann wird es gefährlich. Wo käme man hin, wenn jeder einfach ginge, wenn es ihm passt?

Ein Gespenst geht um in der Eidgenossenschaft: Sind wir ein Land von Schein-Fleissigen?

Genau das ist die Befürchtung. Dass wir es nicht mit seniler Fahnenflucht, sondern mit Schmarotzer-Rentnern aus Überzeugung zu tun haben.

Ja, ein Gespenst geht um in der Eidgenossenschaft: Sind wir ein Land von Schein-Fleissigen? Eine Horrorvorstellung. Wie erwehrt man sich dieser Anfänge?

Das sind wichtige Fragen, und es ist de Courten und Gössi hoch anzurechnen, sie ohne Scheuklappen anzugehen. Politisches Handeln, das von Mut und Anstand zeugt.

Möchtegern-AHV-Bezüger sind wütend

Doch beim Volk kamen die AHV-Bemerkungen der beiden Politiker nicht gut an. Das Unterfangen ging – aller zweifellos guter Absichten zum Trotz – total in die Hose.

Viele Rentner und mit ihnen viele Senioren-Sympathisanten und Möchtegern-AHV-Bezüger sind wütend. Mittlerweile profilieren sich politische Gegner von links bis rechts auf Kosten von FDP und SVP. «Der AHV-Streit eskaliert», titelte der «Blick». Ein fataler Fehlstart.

Von Sympathieträgern und ausgefuchsten Polit-Profis vom Kaliber einer Petra Gössi hätte man mehr Fingerspitzengefühl erwartet. Das Thema ist zu wichtig, es darf nicht zum Rohrkrepierer werden.

Darum dürfen FDP und SVP diesen Missstand nicht auf sich sitzen lassen. Löblich, dass sie eine Erhöhung der AHV-Renten für frisch Pensionierte im Parlament bekämpfen.

Aber das reicht nicht. Gössi und Co. haben erkannt, dass es mit Schweizer Unruheständlern im Ausland so nicht weitergehen kann. Nur müssen sie ihre Gedanken konsequent zu Ende denken und politische Programme entwickeln.

Damit unsere Rentner wieder rentieren. Und potenzielle AHV-Schmarotzer zu Rettern der Schweiz werden.

Ein paar bescheidene Vorschläge an bürgerliche Sozialpolitiker

Sicher sind alle bürgerlichen Spitzenpolitiker schon daran, praktikable Lösungen für das Problem zu entwickeln. Aufgrund der Dringlichkeit der Thematik sei es aber erlaubt, hier einige bescheidene Vorschläge zu unterbreiten:

  • Der AH-Franken: Die Auszahlung der AHV erfolgt nicht in Schweizer Franken, sondern in der neu zu schaffenden Schweizer Währung «AH-Franken» (AHF). In der Schweiz entspricht ein AHF dem Wert von einem CHF. Um allerdings Freiheit und Eigenverantwortung der Rentenbezüger zu stärken – bekanntlich kann der Schweizer diese Werte nur in der und für die Schweiz entwickeln und verwirklichen – gelten für den AHF spezielle Währungsbedingungen.
    AH-Franken können in der Schweiz überall ausgegeben werden, aber nicht gegen Schweizer Franken umgetauscht werden. Wechsel in Fremdwährungen sind möglich, und zwar jeweils zum Kurs-Faktor 0.1. Ein AHF entspricht also 0.1 EUR oder 0.1 USD respektive 0.1 Baht.
  • Zusätzlich zu diesen währungspolitischen Anreizen muss verstärkt an liberale Grundprinzipien appelliert werden. Die Begriffe Eigenverantwortung und Freiheit sind hier zentral – nie darf man müde werden zu betonen, dass diese Werte nur für Schweizer und in der Schweiz zur Entfaltung kommen können.
  • Insofern ist die Errichtung von reinen Rentner-Zonen in abgelegenen Ecken unseres schönen Landes prüfenswert. Pensionärscamps in ländlichen Gebieten − abgesperrte Zonen, in denen renitente Rentner zum Preis ihrer AHV-Rente ihren Lebensabend verbringen − wären für unser Land ein Gewinn.
    Schluss mit Pensionierten, die ihren Ruhestand, in Gössis Worten, «auf Kosten der nächsten Generationen vergolden». Richtig gemacht, vergolden Rentner in AHV-Zonen mit ihrem Lebensabend unseren Lebensstandard, von morgens bis abends. Kein Geldabfluss mehr ins Ausland und erst noch weniger Dichtestress und mehr Platz im ÖV und auf den Strassen. Womöglich könnte diese Lösung gar das Ende aller AHV-Debatten bedeuten.

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