Basel war das Tor zur Welt in den wirtschaftlich schweren Jahren in der Mitte des 19. Jahrhunderts. Hunderttausende von Schweizerinnen und Schweizern haben zwischen 1850 und 1914 von hier aus das Land verlassen, schätzen Historiker. Vor allem in Richtung USA, wo noch heute Städtenamen wie Lucerne oder New Berne an die Schweizer Wirtschaftsflüchtlinge von einst erinnern.
Basler Auswanderungsagenturen wie jene von Andreas Zwilchenbart machten aus der Not ihrer Landsleute ein Riesengeschäft. Die Reise ging zunächst zu den grossen Häfen Norddeutschlands oder Frankreichs, wo die Auswanderer auf jene Schiffe umstiegen, die sie in die Neue Welt transportieren sollten.
Wer nicht das nötige Geld für die Überfahrt hatte, musste sich zu meist ungünstigen Konditionen dazu verdingen, die Transferschulden in Amerika abzuarbeiten.
Auch sonst agierten die Basler «Menschen-Agenten», aus deren Firmen später Reisebüros wie Bronner & Cie. oder Danzas heranwuchsen, nicht zimperlich: Sie bekämpften sich gegenseitig mit harten Bandagen und auch schon mal mit übler Nachrede vor Gericht.
Heute wissen sich Auswanderungswillige selbst zu helfen. Und es ist auch nicht mehr die Not, die sie wegziehen lässt, wie unsere Serie «Bye-bye Basel» zeigt, an der sich rund ein Dutzend Frauen aus unserer Community beteiligt haben. Vielmehr locken Ausbildungen, interessante Jobs und nicht zuletzt die Liebe zu einem Neuanfang in der Fremde.
Manche Auswanderergeschichten entwickeln sich zu eigentlichen Erfolgsstorys wie etwa jene von Sebastian Rudolf Baumgartner. Vor über 20 Jahren ist der Basler Grafiker und Designer nach Wien gezogen, wo er heute als «Fidel Peugeot» für Aufsehen sorgt.
Die meisten Basler Auswanderer landen aber – in Zürich. So auch der «Magazin»-Kolumnist und Buchautor Max Küng. In seinem Essay schildert er das Experiment einer Heimkehr nach Basel: Es fand schon nach einer Woche ein Ende.
Artikelgeschichte
Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 11.10.13