Viele unserer französischen Nachbarn machen es genau wie wir: Sie leben auf dem Land, fahren zur Arbeit nach Basel – und stimmen stramm rechts.
Unsere Nachbarn ennet der Grenze haben die Wahl zwischen der rechtsextremen EU-Gegnerin Marine Le Pen und dem wirtschaftsliberalen Emmanuel Macron.
Marine Le Pen war im Elsass die klare Siegerin im ersten Wahlgang. Im Département Haut-Rhin verwies sie ihre Gegner mit über 27 Prozent der Stimmen auf die Ränge, Macron verfehlte die 20-Prozent-Marke knapp. Wohin die übrigen Stimmen an der Stichwahl am 7. Mai gehen, ist offen.
Die Anhänger des Front National glauben, die 50-Prozent-Hürde schaffen zu können; das Macron-Team ist sicher, das Elsass werde sich besinnen und den Mann von «En Marche!» wählen. Schon aus rein wirtschaftlicher Sicht könne man als Elsässer nicht für den Front National sein, sagt Patrick Striby, der in Huningue für Macrons «En Marche!» kämpft. Denn die Elsässer Wirtschaft ist komplett international ausgerichtet.
20 Autominuten von Basel
Und doch unterstützen viele Elsässer den Front National. Zum Beispiel im 600-Seelen-Dörfchen Werentzhouse, wo sich Fuchs und Hase auf dem (perfekt gemähten) Rasen gute Nacht sagen, nachdem der Dorfbewohner sein neues Auto in der Garage vor dem schönen Haus versorgt hat. Die Mehrheit der Menschen hier arbeitet in der Schweiz. Basel ist nur 20 Autominuten entfernt. Wirtschaftlich geht es den Leuten im Ort gut. Und doch machte Le Pen fast die Hälfte der Stimmen.
Angesichts solcher Widersprüche ist es verständlich, wenn die Leute auf unserer Seite der Grenze über die Elsässer den Kopf schütteln. Dabei sind hohe Wähleranteile für Parteien von ganz rechts in der Schweiz längst an der Tagesordnung. Und das gerade in Gemeinden und Kantonen, denen es gut geht. Auf dem Land leben, ins Zentrum pendeln, von der liberalen Wirtschaft und Gesellschaft profitieren: aber gern. An der Urne: alles abschotten.
Wir haben keinen Grund, auf unsere Nachbarn herabzuschauen. Der Elsässer und der Schweizer, sie sind sich nicht nur geografisch nah.