Der grösste Feind der Mischler

Digitale Patientendossiers bringen Licht in den wuchernden Gesundheitsdschungel.

Digitale Dossiers, die Leben retten. Elektronische Patientenakten, welche die Datenströme zwischen Arztpraxen und Spitälern optimieren, bürokratische Leerläufe verhindern und Gesundheitskosten ein­sparen helfen.

Das war noch vor ein paar Jahren Zukunftsmusik. Ärzte und Spitalverantwort­liche warnten vor technischen Problemen und vor der Missbrauchsgefahr, denen der «gläserne Patient» ausgesetzt würde.

Als neutraler Beobachter hatte man stets den leisen Verdacht, dass die Gesundheitsdienstleister selber nicht im Glashaus sitzen wollen und sich deshalb gegen den Einblick in Qualität und Behandlungskosten wehren. Kein Wunder: Sie gehören zu den Profiteuren im wild wuchernden Gesundheits­dschungel.

In Sachen Digitalisierung sind andere Länder der Schweiz voraus.

Dass es auch anders geht, zeigt ein Blick über die Landesgrenzen hinaus. In den Niederlanden etwa erfassen die Krankenkassen die ganze Behandlung bis zur Genesung und können so die besten Spitäler und Ärzte finden und bevorzugen. Es herrscht ­ein Wettbewerb um Qualität, wovon die Patienten nicht nur bei der Behandlung, sondern auch bei den Prämien profitieren.

In Dänemark können die Patienten in einem zentralen Register ihre Kranken­geschichte abrufen und Ärzten zugänglich machen, die im selben System ihre Rezepte schreiben und diese elektronisch an die Apotheken verschicken.

Inzwischen werden die Forderungen nach einer Digitalisierung des Gesundheitswesens auch hierzulande lauter. Und auf politischer Ebene tut sich etwas: In den kommenden Wochen berät die ständerätliche Gesundheitskommission den Entwurf des Bundesgesetzes über das elektronische Patientendossier, das 2015 in Kraft treten soll.

Es wäre ein wichtiger Schritt zu einem zahlbaren Gesundheitssystem. Denn bislang sind alle Anstrengungen, die steigenden Behandlungskosten durch mehr Wettbewerb zu drosseln, an den Eigeninteressen der Dienstleister und ihren politischen Lobbyisten gescheitert.

Mehr Transparenz tut Not: Sie ist der grösste Feind der Mischler.

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Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 13.09.13

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