Dicke Post vom Pharma-Chef

Lobbyieren gehört zum Geschäft – nicht aber das Vorführen von aufmüpfigen Politikern.

Politisieren Basels Bundesparlamentarier nicht pharmafreundlich, greift der Novartis-Schweiz-Chef auch schon mal zu offensiveren Überzeugungsmethoden.

Was für ein Plot. Der Chef ­eines mächtigen Konzerns zitiert aufmüp­fige Politiker in sein Büro, um ihnen auf den Zahn zu fühlen – und steckt die knackige Story gleich noch dem mächtigen Medium der Stadt, womit sich der Druck erhöht.

Eine Geschichte, wie sie die Macher der Politserie «House of Cards» nicht besser erfinden könnten. Doch hier hat die Realität Regie geführt. Ort der Handlung ist Basel. Die Hauptrollen spielen Novartis-Schweiz-Chef Pascal Brenneisen und die SP-­Politiker ­Silvia Schenker und Beat Jans.

Die ­beiden Nationalräte hatten ­gegen das neue ­Heilmittelgesetz votiert, das den Pharma­firmen noch mehr Rendite im Geschäft mit Medika­menten bringen wird. Der Nationalrat segnete das Gesetz schliesslich ab; der Ständerat wird es demnächst wohl auch durchwinken. Für die Pharma läuft also alles nach Plan.

Die Politiker-Schelte geht sogar den Profi-Lobbyisten der Interpharma zu weit.

Was den Novartis-Schweiz-Chef aber nicht zu besänf­tigen vermochte. Seine via die «Basler ­Zeitung» publik gemachte Abmahnung von Jans und Schenker ist ein Novum im hiesigen ­Politlobbyismus. Und sie ging selbst dem Bran­chen­verband Interpharma zu weit, den Brenn­eisen für die Sache einspannen wollte, wie die Recherchen von ­Renato Beck zeigen.

Das Vorgehen passt aber durchaus ins Handlungsmuster des Konzerns und seines erfolgreichen Chefs. Vor Gesundheitsabstimmungen werden jeweils die ­regionalen bürger­lichen Parlamentarier zum Briefing eingeladen. Mit ­Basels Regierung trifft sich die Konzernspitze regelmässig zum Gedankenaustausch, selbst die SP gastiert einmal pro Jahr auf dem Campus.

Gegen all das ist nichts einzuwenden, das gehört zum Tagesgeschäft. Heikel wird es aber, wenn Volksvertreter von mächtigen Interessensvertretern ­öffentlich vorgeführt werden. Diese Grenze darf nicht überschritten werden.

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