Gutmenschen und Rassisten

Der Rassismus institutionalisiert sich schleichend – ohne dass wir es im Alltag bemerken.

Man muss Zeichen gegen den Rassismus setzen. Denn er institutionalisiert sich schleichend – ohne dass wir es im Alltag bemerken.

In diesen Tagen startet der Kanton die Kampagne «Basel zeigt Haltung – für Offenheit und Fairness, gegen Fremdenfeindlichkeit». Anlass für die Aktion sind die hetzerischen Reaktionen, die die Konflikte in Nahost in den sozialen Medien provozieren. Ebenfalls will die Kam­pagne jener Haltung entgegentreten, die alle Wohn- und Umweltprobleme einseitig den Zuwanderern anlastet: den Migranten und Expats.

Es ist nicht die erste Aktion dieser Art, die von der Basler Regierung lanciert wird. Bereits 2007 warb das Sicherheitsdepartement mit Vertretern aus Wirtschaft, Kultur und Politik «für mehr Weltoffenheit, Gastfreundlichkeit und Kompetenz in Migrationsfragen». Die Kampagne, die sich gegen die SVP-Wahlplakate mit den weissen und schwarzen Schafen richtete, verpuffte rasch. 

In Zeiten, in denen eine fremdenfeindliche Initiative die andere jagt, ist es richtig, zu protestieren.

Sind solche Kampagnen also zahnlose symbolpoli­tische Aktionen, Ausdruck naiven Gut­menschentums? Wir von der TagesWoche sagen Nein. In Zeiten, in denen eine fremdenfeindliche Initiative die andere jagt und rechtspolitische Kreise alle Brücken zu Europa schleifen möchten, ist es richtig, zu protestieren. Aus diesem Grund unterstützt die Tages­Woche die Aktion als Medienpartnerin.

Dabei legen wir den Finger auch auf wunde Punkte. Natürlich findet Fremdenfeindlichkeit nicht nur online statt. Und natürlich ist Rassismus nicht nur ein rechtsnationales Phänomen.

Welcher Linke etwa empört sich heute noch darüber, dass balkanstämmige Einwohner höhere Auto­versicherungsprämien bezahlen als Schweizer? Oder wem fällt es auf, dass in heutigen Medienmitteilungen über Raub- und Gewaltdelikte die Herkunft der (oft ausländischen) Täter angegeben wird? Unlängst galt diese Praxis noch als journalistisches No-Go, da sie ein verzerrtes Bild der auslän­dischen Bevölkerung zeichnet.

Rassismus institutionalisiert sich schleichend – ohne dass wir uns dessen im Alltag bewusst werden. 

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