Hochtrabende Reformpläne

Mit dem neuen Schuljahr beginnen Basel-Stadt und Baselland, die Reformpläne Harmos und Lehrplan 21 umzusetzen. Sie haben sich sehr viel vorgenommen.

Mit dem neuen Schuljahr beginnen Basel-Stadt und Baselland, die Reformpläne Harmos und Lehrplan 21 umzusetzen. Sie haben sich sehr viel vorgenommen.

Die neuste Schulreform kommt hochtrabend daher. Es soll der Lehrplan 21 eingeführt werden. 21? Die Zahl steht einerseits für die 21 mehrheitlich deutschsprachigen Kantone, die mitmachen. Aber die 21 – und das ist das Hochtrabende – steht auch für das 21. Jahrhundert. Da nehmen sich die Promotoren der Reform schon etwas sehr wichtig, wenn sie glauben, den Weg der Schulen für die nächsten Jahrzehnte vorgezeichnet zu haben.

Blicken wir zurück. Mit einem Kraftakt sondergleichen hat Basel-Stadt Ende der 80er-Jahre die Orientierungsschule eingeführt, ein Reformprojekt, das alle bildungspolitischen Würfe des Abendlandes in den Schatten stellen sollte. Mit Harmos, einem weiteren Schulprojekt der neusten Zeit, wird diese Orientierungsschule bereits nach gut 20 Jahren obsolet.

Oder Mengenlehre in der Mathematik, Frühfranzösisch … Zeitweise galt die Mengenlehre als der revolutionäre Durchbruch in die Moderne, das Frühfranzösisch sollte die Sprachfertigkeit künftiger Generationen potenzieren. Heute ist Mengenlehre ein Bestandteil im «Rechnen», über den Sinn von zwei bis drei isolierten Französischstunden in der Primarschule streiten sich die Experten bereits wieder. Es gibt Schulreformen, die sich nach kurzer Zeit als Flop erweisen, andere haben Bestand.

Die TagesWoche zeigt in ihrer Titelgeschichte, wo die Schwachpunkte der Reformen bei Lehrplan 21 und Harmos liegen. Wir haben das Thema aufgelockert mit Statements bekannter Leute über ihre Schulzeit. Was als Spielerei gedacht war, hat doch eine starke Aussagekraft erhalten: Entscheidend, wichtig und bedeutend für ehemalige Schülerinnen und Schüler – und das sind wir alle – ist der Lehrer oder die Lehrerin. Eine banale Aussage, gewiss. Aber sie machen es aus, ob ein Kind gern zur Schule geht oder nicht. Ob es lernen mag oder nicht. Ob ihm das Gelernte bleibt oder nicht. Schulsysteme und -fächer hin oder her – die sind zweitrangig.
Vielleicht könnte die Erkenntnis auch die sein, dass der Bildungsapparat künftig weniger Reformphilosophien ausbrüten sollte und sich stärker der Frage widmen müsste, wie gute, engagierte und motivierende Lehrer gefördert werden können. Denn es gibt auch andere. Und die verderben den Kindern die Freude an der Schule.

 

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 10.08.12

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