Wie sage ich meinem Publikum, dass ich nicht nur seine Aufmerksamkeit, sondern auch sein Geld brauche? Ohne dabei aufdringlich, peinlich oder irgendwie unmöglich zu wirken?
Die Uhr tickt, während ich diese Zeilen schreibe. Der Produzent sitzt mir im Nacken, die Deadline rückt näher. Die Layouterin, der Korrektor, der Produzent: Sie alle müssen noch an diesem Text werkeln – und dann muss er hopphopp zur Druckerei.
Eigentlich müsste ich nur einen einzigen Satz schreiben: Lösen Sie bitte ein Abo, denn wir müssen mehr Geld verdienen. Es gehört zu meinem Job, es Ihnen klarzumachen, dass die Leserschaft – also Sie – uns helfen kann. Nur ist das ein schwieriges Unterfangen. Eine treue Leserin hat uns unlängst geschrieben, dass unsere «Bettelei» nerve.
Wir sind Schweizer Meister
Ich sehe es nicht als Betteln. Es geht um die Suche nach einem neuen Geschäftsmodell. Die gesamte Medienbranche sucht danach. Denn wir leben in Zeiten, in denen die Leserschaft das Potenzial hat, zur neuen Trägerschaft von Medienprodukten zu werden.
Wir wissen, dass wir nach wie vor gefragt sind. Es gibt uns, weil viele Baslerinnen und Basler mit den vorhandenen Medienangeboten nicht mehr zufrieden waren.
Da haben wir einerseits gute Nachrichten: Die Zahl der Abonnentinnen und Abonnenten der TagesWoche ist seit über einem Jahr stabil. Und gleichzeitig sind wir Schweizer Meister, was die Entwicklung der Leserzahlen der Printausgabe betrifft: Unsere Wochenzeitung hat im Vergleich zum Vorjahr 30 Prozent Leserinnen und Leser dazugewonnen. Online ist unsere Leserschaft ebenfalls stabil – der Anteil von Leserinnen und Lesern aus der Region nimmt sogar stetig zu.
«Der TagesWoche werden die Millionen doch nachgeworfen!» Wenn das nur stimmen würde.
Das freut uns sehr. Aber es gibt auch schlechte Nachrichten. Vom Werbemarkt allein können nur noch ganz wenige Grosse, etwa Gratiszeitungen oder die Internet-Riesen, gut leben. Und laut einer neuen Studie sind nur elf Prozent der Schweizerinnen und Schweizer bereit, für Online-Medien zu bezahlen.
«Das ist doch kein Problem: Ihr von der TagesWoche seid ja stiftungsfinanziert, euch werden die Millionen doch nachgeworfen!», hört man oft. Wenn das nur stimmen würde.
Zutreffend ist: Wir wurden sehr grosszügig finanziert. Aber diese Zeiten sind vorbei. Damit Sie eine Vorstellung davon erhalten, wie sich die Verhältnisse verändert haben: Bis im Jahr 2016 haben wir rund 20 Prozent unseres Bedarfs selbst erwirtschaftet und wurden hauptsächlich von der Stiftung für Medienvielfalt getragen. Ab 2017 sollte es umgekehrt sein: 80 Prozent oder mehr müssen wir selbst erwirtschaften, den Rest übernimmt die Stiftung für Medienvielfalt.
Wir kämpfen ums Überleben
Wir betteln nicht einfach, wir kämpfen ums Überleben. Wir haben uns seit unseren Anfangszeiten zu einem Unternehmen gewandelt. Der Unterschied ist riesig. Und der Prozess war schmerzhaft. In den vergangenen Monaten haben wir gespart, wo es nur geht. Mehr liegt nicht mehr drin.
Aber mit Sparen allein ist es nicht getan. Unser Geld verdienen wir mit Abos und Werbung. Es gibt keine Querfinanzierungen über andere Unternehmensteile, aber auch keine Investoren mit Erwartungen. Uns gibt es, weil Basel ein unabhängiges Medium wollte.
Unabhängig ist, wer nicht käuflich ist. Abhängig sind wir nur von Ihnen – den Leserinnen und Lesern. Jedes Abo, jede Spende sichert unser Überleben und unsere Unabhängigkeit.
Unser grösster Wunsch ist es, dass Sie uns tragen. Nicht nur des Geldes wegen. Aber ohne Geld hat die TagesWoche – ähnlich wie ich beim Schreiben dieser Zeilen – eine Deadline.