In Sachen Marketing sind die BVB Spitzenklasse – in anderen Bereichen gibt es noch einigen Nachholbedarf.
PR ist die schärfste Waffe des Verkäufers, lehren uns die Werbefachleute. Dank Marketing lasse sich sogar ein alter Schuh verkaufen.
Die Basler Verkehrs-Betriebe sind kein alter Schuh. In Sachen Kundenzufriedenheit standen sie 2011 zusammen mit anderen Transportunternehmen schweizweit an der Spitze. Seit Jahren zeigen die betriebswirtschaftlichen Zahlen nur in eine Richtung: nach oben.
Ganz zu schweigen von den «weichen» Werten. Die «Drämmli» sind Teil der Basler Identität wie die Fasnacht oder der FCB, auch wenn der Bebbi gerne über die BVB lästert (wie über alles, was er heiss liebt).
Warum also machen die BVB so viel Wind um sich – etwa im Geschäftsbericht 2012, der punkto Eigenlob an die Schmerzgrenze geht?
Für BVB-Insider ist der neue Stil mit einem Namen verbunden: Jürg Baumgartner.
Seit zwei Jahren treibt der 46-jährige Direktor, der zuvor Marketingchef beim Zürcher Verkehrsverbund war, dem halbstaatlichen Unternehmen den alten «Dante Schuggi»- und «BVBär»-Geist aus. Statt lokalpatriotisch-betulich wird heute «proaktiv» kommuniziert. War einst ein Pressesprecher für die Imagepflege zuständig, sind heute eine Sprecherin, ein Leiter Marktkommunikation, ein Head Public Affairs, eine Leiterin interne Kommunikation und bald auch noch ein Leiter BVB-Unternehmenskommunikation um die «good news» besorgt.
«Tue Gutes und sprich darüber», rät eine andere Werber-Weisheit. Was Ersteres betrifft, gibts für die BVB noch viel zu tun, wie unsere Titelgeschichte zeigt. Buschauffeure ärgern sich über ein Radioverbot in den Fahrerkabinen. Der Entscheid, auch künftig auf Dieselbusse zu setzen, erzürnt Umweltschützer. Und im Streit mit der Baselbieter BLT, wer künftig die Linie 17 über den Margarethenstich betreiben soll, ist keine Einigung in Sicht.
«Bis 2020 wollen wir zu den besten Transportunternehmen in Europa zählen», verspricht Jürg Baumgartner. In Basel wäre man schon froh, wenn bald die elektronischen Anzeigetafeln funktionieren würden.
Artikelgeschichte
Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 28.06.13