Was Liestal von Allschwil lernen kann

Die Baselbieter Wirtschaftsoffensive kommt nicht in die Gänge – Folge einer jahrelangen Politik des Zauderns.

Die Baselbieter Wirtschaftsoffensive kommt nicht in die Gänge – Folge einer jahrelangen Politik des Zauderns.

Ein «neuer Kanton» soll das Baselbiet werden. Ein Ort der Innovation, mit «wertschöpfungsintensiven Unternehmen» und quali­fizierten Jobs. Das Forschungs- und Wirtschaftszentrum der Nordwestschweiz!

So viel Optimismus in schwieriger Lage vermögen nur Spitzensportler auszustrahlen. Marc-André Giger, Leiter der Baselbieter Wirtschaftsoffensive, ist ein solcher. Fürs Training stehe der Dauerläufer und Triathlonathlet jeweils zu früher Morgenstunde auf, heisst es.

Nur etwa jeder zehnte Steuerfranken kommt aus der Wirtschaft.

Dauer­läuferqualitäten fordert ihm auch sein Beruf ab. Bis 2018 soll der 52-Jährige drei Dutzend Wirtschafts­areale so weit entwickeln, dass sich die Einnahmen aus den Unternehmenssteuern um 50 Prozent erhöhen. Eine Herkulesauf­gabe. Heute stammt nur etwa jeder zehnte Baselbieter Steuerfranken aus der Wirtschaft. Es ist die ­fatale Folge einer ­allzu langen Politik des Zau­derns, Sparens, Hoffens: Gift für jede Inno­vation.

Seit Jahren kommt etwa das Projekt Salina Raurica in der Rheinebene zwischen Pratteln und Augst kaum vom Fleck. Eine «Greencity» soll hier ent­stehen, in der auf höchstem Level geforscht, gearbeitet und gelebt wird.

Doch davon ist das riesige, noch immer weitgehend brachliegende Industrie­areal weit entfernt. Zwar wurde ein grosser Investor gefunden: Coop verlagert die Produk­tion von Chocolats Halba ins Baselbiet. Doch an Schokohasen dürften Liestals Wirtschaftsförderer kaum gedacht haben, als sie den Hightech-Standort am Reissbrett entwarfen.

Was Allschwil besser macht

In den nächsten Monaten will die Basel­bieter Regierung über neue Ideen zur Weiterentwicklung der Zukunftsareale informieren. Vielleicht hat sie dabei das «Wirtschafts­wunder am Bachgraben» vor Augen. Seit 20 Jahren betreibt Allschwil dort offensiv Standortpolitik.

Mit Erfolg. Neben der inzwischen global tätigen Pharmafirma Actelion haben sich hier weitere aufstrebende Unternehmen angesiedelt. Und Allschwils Technologiepark soll rasch weiterwachsen: inklusive eines Grün­gürtels mit «üppiger, hochstämmiger Bepflanzung» und wenn nötig über die Landesgrenzen hinaus bis nach Hegenheim. Das ist Zukunftsmusik.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 28.02.14

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