Die Begehrlichkeiten vieler Interessenträger machen die Stadtentwicklung schwer – vor allem auch, wenn grosse Grundbesitzer aus der Wirtschaft im Spiel sind.
Wer sich heute mit Stadtplanung auseinandersetzt, kommt nicht an Lucius Burckhardt vorbei. Zeitlebens engagierte sich der Basler Soziologe (1925–2003) mit seiner Frau Annemarie für demokratisches Bauen – für eine Stadtentwicklung, die die Bedürfnisse der Einwohner ernst nimmt und sie auch am Planungsprozess teilhaben lässt.
Die Burckhardts taten dies mit vollem Körpereinsatz, demonstrierten gegen städtebauliche Missetaten, verhinderten in Basel den Bau einer Stadtautobahn und versuchten, die Menschen mit unkonventionellen Methoden, für das Thema Raum und Macht zu sensibilisieren. Berühmt geworden sind die Burckhardt’schen Stadtwanderungen, die als «Promenadologie» oder «Spaziergangswissenschaft» akademische Weihen erhalten haben.
Es war ein Ansatz, der in den 1980er-Jahren schräg in der Landschaft stand. Stadtentwicklung wurde, anders als heute, kaum öffentlich diskutiert. Das Stadtbild wurde von der Verwaltung geplant (und manchmal auch «verplant»), ganz nach dem Motto: Wir bauen jetzt einmal, und danach dürfen die Menschen das Erbaute bevölkern.
Die Burckhardts forderten das Gegenteil, eine Planung, die die Bewohner in den Denkprozess einbezieht. Wohlwissend, dass «Stadtlandschaften» kulturell vermittelt sind und unsere Wahrnehmung nachhaltig beeinflussen.
Heute sind Mitwirkungsprozesse bei grossen Bauvorhaben verfassungsmässige Pflicht. Was die Sache aber nicht immer vereinfacht, wie eine Erkundungsstour durch Basel mit dem Stadtentwickler Thomas Kessler zeigt. Oft prallen so viele politische und private Interessen aufeinander, dass nur wenig Spielraum für eine befriedigende Gestaltung bleibt – nicht zuletzt, wenn mächtige Grundeigentümer aus der Wirtschaft im Spiel sind.