«Come on!»
Es ist Sonntagvormittag, die Welt liegt faul auf dem Sofa und schaut einem Basler dabei zu, wie er sich durch die australische Nacht kämpft. Der Mann sprintet in seinen pinken Schuhen von links nach rechts, prügelt den Ball scharf übers Netz, wischt sich zum Publikum-Gejohle den Schweissvorhang von der Stirn. Der Basler ist sogar im Kampf noch so rücksichtsvoll, dass er sein «Chum jetze!» für die Welt übersetzt.
Der Gewinner küsst die protzige Trophäe und schreibt, mal wieder, Geschichte. Und die Basler Zuschauerin denkt sich: Oh nein, jetzt geht die alte Leier wieder los.
Der «Blick» pusht als Erster: Die Printausgabe gibt es am Montag für 20 Rappen an den Kiosken zu kaufen. Zu Ehren unseres Rogers. In der Federer-Schleimspur rutscht es sich halt gut, denkt sich die Baslerin. Aber schlimm ist das nicht. Nein, das wirklich Unerträgliche kommt erst noch, weiss sie.
«Wenn nicht Federer, wer dann?»
«Roger Federer wird nicht geehrt», heisst es eine Woche später in der «bz Basel». Etwas spät, aber jemand hat doch noch das Telefon in die Hand genommen, um bei den Regierungen beider Basel nachzufragen, wann jetzt gopferdelli nomol endlich die St. Jakobshalle in «Roger Federer Arena» umbenannt werde, wie das Promi-Schmatzer Arthur Cohn schon vor einem Jahr verlangt hat. «Wenn nicht Federer, wer dann?», wird Grossrätin Martina Bernasconi zitiert.
Die Baslerin macht der bz-Autorin keinen Vorwurf. Sie selber musste auch schon so ein Telefonat tätigen. Im Sommer 2017, als Federer zum 8. Mal in Wimbledon gewann, dachte sich der damalige Arbeitgeber wohl «Jetzt aber!» und forderte sie dazu auf. Ein baselstädtischer Regierungssprecher unterbrach sie bereits nach wenigen Worten: «Lassen Sie mich raten: Sie wollen jetzt von mir wissen, wann wir eine Strasse, das Joggeli oder einen Planeten nach Roger Federer benennen, richtig?»
Ein Verbündeter.
Die Akte Ronaldo
Roger Federer spielt Tennis. Verdammt gut, keine Frage, aber er spielt nur Tennis. Und ja, er spendet verdammt viel Geld – er verdient ja auch verdammt viel. Und sicher ist er auch ein ganz lieber Papi. Aber, liebe Politiker, liebe Stars, liebe Federer-Fans: Roger wird auch ohne eine «Roger Federer Arena» weiterleben können, versprochen. Und wir alle auch.
Und das auch, wenn der Baselbieter Regierungsrat Thomas Weber in der «bz Basel» findet, die Umbenennung würde «der Reputation der Region als Wirtschaftsstandort zweifellos dienen». Naja, man kann nie wissen: Selbst der portugiesische Fussballstar und Nationalheld Cristiano Ronaldo musste sich im letzten Sommer vor Gericht verantworten, weil er 14,7 Millionen Euro an Steuern hinterzogen haben soll.
Apropos Ronaldo: Der erhielt auf seiner Heimatinsel Madeira bereits zwei Statuen. Sie sind beide potthässlich und machten ihn im Internet zum Gespött. Wir sollten eigentlich froh sein, dass Roger das bisher erspart gelieben ist.
Lasst den Mann doch mal ausspielen!
Eine Frage tut sich bei der alljährlichen Diskussion um die Roger-Strasse, Roger-Halle, Roger-Statue, den Roger-Platz oder Roger-Planeten besonders auf: Wieso braucht das Tennisass in Basel ein Denkmal, wenn sein eigentliches Denkmal, seine sportliche Leistung, noch der Vollendung harrt? Und ist die Stadt Basel wirklich «kleinlich und verbohrt», wie die «bz Basel» sagt, wenn sie von einer Umbenennung vorerst absieht und die Bieler da halt schon schneller waren? Oder ist das vielleicht gar nicht so dumm, weil: Cristiano Ronaldo, Lionel Messi, Boris Becker?
Roger Federer ist 36 Jahre alt. Lasst ihn doch erst mal ausspielen. Dann kann man immer noch entscheiden, welcher Basler zum Amt rennen muss, weil die Post an der Roger-Federer-Strasse 17 nicht mehr ankommt.