Per E-Bike über Stock und Stein ist mega peinlich (aber leider geil)

E-Bikes sind etwas für Weicheier. Davon war der überzeugte Stadt-, Berg- und Rennvelofahrer nicht abzubringen. Bis er sich selber auf ein E-Mountainbike setzte. 

Ohne Keuchen durchs Gelände – das E-Bike machts auch für Senioren möglich.

Ich habe kein Auto. Aber viel mehr als vier Räder im Hinterhof und im Keller: ein Stadtvelo, ein Rennrad, ein Mountainbike und ein Tandem, die alle mehr oder weniger regelmässig auf die Strasse oder ins Gelände geführt werden.

Und dies immer mit reiner Muskelkraft. E-Bikes sind etwas für Weicheier oder Greise, für schwache Bruderhölzler oder Agglo-Hügelbewohner.

Nun gut, die E-Biker verzichten dank ihrer motorisierten Zweiräder vielleicht ab und zu aufs Auto. Das hat etwas für sich. Aber E-Mountainbiken geht gar nicht. Wer ins Gelände will, soll mit reiner Muskelkraft kurbeln. So dachte ich im Allgemeinen und ganz besonders, wenn ich einen Berg hinaufkeuchend im Höllentempo überholt wurde.

So denke ich eigentlich immer noch. Im Prinzip. Aber nicht mehr ausschliesslich – seit ich mich habe überreden lassen, selber auf so ein Ding zu steigen.

Die steilsten Rampen locker rauf

Es war auf dem Bilstein ob Langenbruck. Verblüffend, wie so ein E-Bike ab- beziehungsweise raufgeht. Wo ich einst mit bestenfalls 6 Stundenkilometern einen Feldweg hinaufkeuchte, raste ich nun mit knapp 20 Sachen den Berg hoch. Steile Rampen, die ich sonst mühsam schiebend überwinden musste, schaffte ich im Turbo-Modus locker – ohne aus dem Sattel gehen zu müssen.

Unangenehm wurde es auf der Tour nur einmal, und zwar als wir eine Dreiergruppe von nicht motorisierten Mountainbikern um Platz zum Überholen bitten mussten. Es war mir peinlich, die – so nahm ich an – leicht verächtlichen Blicke derer zu spüren, die sich noch ganz auf die eigene Kraft verlassen.

Dann ging es weiter rauf und runter. Mit leise surrender, aber kraftvoller Unterstützung des Motors, die es erlaubte, die Aussicht auf die wundervolle Juralandschaft unbeschwert geniessen zu können. Aber ohne die Befriedigung, das alles aus eigener Kraft geschafft zu haben.

«Ich gebe dir zwei Monate», sagte einer der Mitbiker, als wir zurück beim Ausgangspunkt anlangten. «Zwei Monate, bis du dir selber ein E-Mountainbike besorgt haben wirst.»

Zum inneren gesellt sich der äussere Schweinehund

Ich kann mich nicht zu einem deutlichen Dementi durchringen. Die Tour hat nämlich Spass gemacht. Ein bisschen treten muss man nach wie vor. Und schliesslich ist man ja nicht mehr der Jüngste.

Wann hast denn du dich das letzte Mal mit deinem unmotorisierten Mountainbike auf eine anspruchsvollere Tour aufgemacht? Ein Kurztrip auf die Chrischona ja, aber auf den Gempen oder den Blauen? Da traten die inneren Schweinehunde auf die Bremse.

Ja, diese vermaledeiten inneren Schweinehunde – eklige Viecher. Die Versuchung, tatsächlich ein solches motorisiertes Ding zu kaufen, ist gross. Und nun haben sich nach diesem E-Bike-Trip zu den inneren auch noch äussere Schweinehunde gesellt, die mich in Versuchung führen und zu einem Weichei machen wollen.

Noch haben sie mich nicht so weit. Noch nicht …

Nächster Artikel