Um Jean-Paul Brigger und seine Funktion beim FC Basel kreisen viele Fragen. Eine davon ist: Was macht er? Also: Was landet auf Ihrem Schreibtisch, Herr Brigger? Was muss erledigt werden?
Heute (am Dienstag) gab es weniger Alltagsgeschäft, weil wir auf dem Campus Gastgeber für die Nationalmannschaft sind. Als der Schweizerische Fussballverband nach der Auslosung angefragt hat, ob er hier trainieren kann, um von Basel aus nach Nordirland zu reisen, haben wir sofort zugesagt. Und wenn die Nationalmannschaft auf dem Campus trainiert, dann gehört es sich, dass man vorbeischaut, grüezi sagt und sicherstellt, dass alle zufrieden sind.
Als ehemaliger Nationalspieler haben Sie sich also um das nationale Fussballwohl gekümmert.
Es sind Schicksalsspiele, wenn sich innerhalb von vier Tagen eine WM-Teilnahme entscheidet. Dafür habe ich im Namen des FC Basel Glück gewünscht. Solche repräsentative Aufgaben gehören auch dazu.
Wie schätzen Sie denn diese Nationalmannschaft ein?
Neun Spiele in der Qualifikation ohne Niederlage – das ist einmalig im Schweizer Fussball. Und ich war überzeugt, dass sie in Lissabon auch noch den einen weiteren Punkt holt. Ich glaube, dass wir eine sehr starke Nationalmannschaft haben. Vladimir Petkovic hat einen super Job gemacht und kann die verschiedenen Mentalitäten integrieren. Vor Kurzem war die Schweiz Nummer 4 im Fifa-Ranking…
…eine Rangliste, die man infrage stellen darf.
Klar, aber wenn man vorne dabei ist, wird gerne darauf verwiesen. Die Position im Ranking (aktuell Platz 11; Anm. d. Redaktion) zeigt dennoch die Entwicklung der Mannschaft. Und es unterstreicht, dass die Schweiz im Fussball ernst genommen wird. Daran hat auch die Nationalmannschaft ihren Anteil.
Es fehlt ihr allerdings nach wie vor der Exploit.
Aber es ist eine Mannschaft, wie sie die Schweiz fast noch nie hatte. Das ist eine starke Gruppe, da ist Dynamik drin plus die Einzelspieler. Da hat es zwei, drei darunter, die nicht viele europäische Teams haben.
Also schafft sie es gegen Nordirland?
Es wäre schade, wenn die WM verpasst wird. Wir alle müssen am Sonntag die ganze Energie vis-à-vis in den St.-Jakob-Park transferieren.
Herr Brigger, hin und wieder sieht man Sie in der Rotblau-Bar beim Mittagessen mit der Belegschaft. Gehört das auch zu Ihren Aufgaben?
Das mache ich einfach, um mich zu integrieren beim FC Basel. Ich habe die Menschen gerne und bin aus Fleisch und Blut. Das hat nichts mit meiner Stellung, meinem Titel oder meinen Aufgaben zu tun. Ich bin aus den Bergen und ein ganz normaler Mensch.
«Die Kamera brauche ich nicht. Ich will beim FC Basel nicht zu fest im Vordergrund stehen.»
Wie ist denn dieser Mensch Jean-Paul Brigger veranlagt?
Früher war ich ein explosiver Charakter, sehr emotional auf dem Spielfeld. Das habe ich in der Zwischenzeit ein bisschen ablegen können. In einer Führungsposition muss man ruhig sein und nach aussen Zuversicht ausstrahlen, speziell in schwierigen Situationen. Aber ich sehe meine Rolle eher intern und im Hintergrund. Wenn jemand einen Ratschlag oder Hilfe braucht, ist meine Türe offen. Die Kamera brauche ich dazu nicht, die hatte ich früher als Spieler. Ich will beim FC Basel nicht zu fest im Vordergrund stehen.
Am 14. Dezember werden Sie sechzig und bekleiden zum ersten Mal die Funktion als Chef einer Organisation wie nun beim FC Basel.
Ich habe 35 Jahre Erfahrung als Profi, in verschiedenen Positionen. Also ist es höchste Zeit, dass ich eine solche Funktion auch noch ausübe. Ich sehe es als Ehre an und als Zeichen dafür, dass ich in meiner Karriere nicht alles falsch gemacht habe.
Was macht einen «Delegierten des Verwaltungsrates» aus? Was müssen Sie können?
Ich lerne jeden Tag dazu. Und Sie haben recht, das ist alles neu für mich, eine Challenge. Aber ich kann hier meine ganze Erfahrung einbringen. Ich war Spieler, Trainer, Sportchef, dann habe ich beim internationalen Verband in verschiedenen Positionen gearbeitet. Und deshalb bin ich dankbar, dass ich das in meinem Alter machen darf und das Vertrauen vom Präsidenten bekommen habe. Ich versuche einfach, das Beste daraus zu machen.
«Bernhard Burgener sagte: ‹Ich brauche einen Mann wie dich. Jemand, dem ich vertrauen kann.›»
Wie haben Sie Bernhard Burgener kennengelernt?
Puh, das ist lange her. Die spezielle Gelegenheit weiss ich nicht mehr, es war eine Veranstaltung der Uefa oder der Fifa, ein bisschen Smalltalk. So hat man sich schätzen gelernt. An was ich mich aber gut erinnern kann: Derjenige, der zu den Wichtigsten bei diesen Anlässen gehörte, hat am unwichtigsten getan: Bernhard Burgener. Das hat mich fasziniert.
Und wie eng waren Sie seither verbunden?
Dass er Präsident beim FC Basel wird, davon habe ich auch nichts gewusst bis zu jenem Sonntag im Frühjahr, als die Bombe geplatzt ist. Und damals habe ich keine Sekunde daran gedacht, was folgt. Aber so spielt das Leben. Ich habe den Pass bekommen und muss ihn annehmen und verwerten.
Der Pass kam von Bernhard Burgener, der auf Sie zukam…
…und sagte: «Ich brauche einen Mann wie dich.» Er erzählte, dass er ein junges Team zusammen habe und jemanden mit Erfahrung brauche, dem er vertrauen könne.
Und als dieser Mann mit Erfahrung waren Sie in der öffentlichen Wahrnehmung zu wenig präsent.
Das sagen Sie. Wir haben mit Marco Streller, mit Massimo Ceccaroni und Alex Frei drei Ikonen im Verwaltungsrat. Die haben für den FC Basel auf dem Spielfeld genügend bewiesen. Für mich war also klar: Ich komme dazu, bringe meine Sachen ein, und in der Aussendarstellung sind vor allem diese drei da. Aber in Basel scheint das anders zu sein. Da fragen die Leute: Wo ist der Brigger? Was macht der Brigger? Wo versteckt er sich?
Der FC Basel hat kommuniziert, dass Sie das Gesicht nach aussen sein sollen. Das hat nicht stattgefunden in der Öffentlichkeit.
Das heisst: Bescheidenheit ist nicht immer eine Zier? Aber ernsthaft: Ich bin mir bewusst, dass ich in diesem Bereich mit der Zeit noch besser werden kann.
Im emotionalen Fussballgeschäft und an einem Standort wie Basel, wo der FCB auch noch einen grossen Wandel hinter sich bringt, wollen die Menschen eben mitgenommen werden. Das passiert in erster Linie mit sportlichem Erfolg, aber die Leute haben Sie als Statthalter des neuen Mehrheitsaktionärs nicht gespürt.
Wir haben am Anfang gesagt, dass ich ein paar Monate brauche. Der FC Basel ist ja kein Durchschnittsverein, sondern ein sehr grosser Club. Ich konnte mich einleben und bringe meine Inputs ein – that’s it. Wir sind in der Geschäftsstelle auf einer Etage, und die Wege sind kurz. Ich sitze zum Beispiel mit der Technischen Kommission zusammen, in der Marco Streller der Chef ist, Alex Frei ist dabei, Trainer Raphael Wicky, Roland Heri und Ruedi Zbinden. Das ist ein hervorragendes Team. Und – ein ganz wichtiger Aspekt: Wir müssen uns gegenseitig nichts beweisen.
«Mit der Kritik nach dem St.-Gallen-Spiel bin ich nicht einverstanden. Wir haben sehr gut reagiert.»
Aber in einem Krisenmoment wie nach der Niederlage in St. Gallen hatte man den Eindruck, dass Trainer und Sportchef von der Clubleitung alleine gelassen wurden.
Mit dieser Kritik bin ich nicht einverstanden. Ich glaube, wir haben sehr gut reagiert. Es war schlicht ein jour sans, das gibt es nun mal im Fussball. Die erste Halbzeit war schlecht, nicht genügend für die Ansprüche des FC Basel von A bis Z. Aber auf der anderen Seite gibt es genialen Abende wie beim 5:0 gegen Benfica. Das war das Nonplusultra, aber eigentlich auch über unserem Standard. Ganz klar.
Dennoch: Nach dem St.-Gallen-Spiel, nach der zweiten Meisterschaftsniederlage in Folge, hat man sich gefragt, wo neben dem Trainer die anderen Verantwortlichen sind.
Jeder hat gesehen, dass es gegen St. Gallen ein Spiel zum Vergessen war, und aus der Emotion heraus sagt man vielleicht Sachen, die man hinterher bereut. Ich bin mit Massimo Ceccaroni zurück nach Basel gefahren, wir haben diskutiert, mir sind tausend Gedanken durch den Kopf gegangen, man stellt alles in Frage und versucht, Antworten zu finden. Aber nach anderthalb Stunden Autofahrt haben wir dennoch keine gehabt. Also haben wir erst einmal drüber geschlafen. Und am nächsten Tag war es halb so wild.
Bernhard Burgener hat sich dann immerhin via Boulevard zu Wort gemeldet…
…und gesagt, dass die Mannschaft und der Trainer liefern müssen. Die Fans haben vor dem Spiel gegen den FCZ ein Transparent aufgehängt, auf dem gefordert wurde: «Seggle, bisse, verrisse», und von da an, mit dem 1:0 gegen Zürich, ist es nach oben gegangen, nicht steil, aber nach oben. Vielleicht war es Zufall, aber ich hatte das Gefühl, dass die Art, wie wir uns nach dem St.-Gallen-Spiel verhalten haben, gut war. Wir hätten viel mehr kaputt gemacht, wenn wir danach grosse Reden geschwungen hätten. Das freut Sie vielleicht, das ist ein gefundenes Fressen für die Journalisten. Aber was sollen wir nach einem solchen Match sagen? Sorry!
«Nach dem Rücktritt von Delgado kann man nicht einfach sagen: Der Nächste bitte.»
Aber die Fans wollen in den Arm genommen werden, manchmal halt auch vom Präsidenten oder von seinen Delegierten. In Krisenzeiten sowieso.
Krise? Nach sieben, acht Spielen? Wir sind mit einem neuen Konzept und einer neuen Philosophie angetreten und wir haben genau gewusst, dass wir in Schwierigkeiten kommen können, dass wir nicht die gleiche Anzahl Punkte holen werden wie im Jahr zuvor. Das ist ein normaler Prozess bei einem Umbruch. Man kann von jungen Spielern, von einem Itten oder Ajeti, nicht das Gleiche erwarten wie von einem Janko oder Doumbia. Und wir haben halt auch nicht jedes Jahr einen Shaqiri oder einen Embolo.
Aber an einem Standort wie Basel brennt nun Mal nach zwei Niederlagen der Baum. Oder er fängt zumindest Feuer. Dann verlangt man auch nach der Vereinsleitung. Zumal man die noch nicht einschätzen kann, von der man ja nicht weiss, was von ihr in heiklen Momenten zu erwarten ist.
Ich versuche, das zu verstehen. Und sachliche Kritik nehme ich sehr ernst.
Sie haben vom Konzept gesprochen, mehr junge Spieler zu integrieren. Zum Zeitpunkt der beiden Niederlagen hat aber mehr oder weniger die gleiche Mannschaft gespielt wie letztes Jahr. Sich hinter dem Konzept zu verstecken funktioniert also nur bedingt.
Intern haben wir alles klar angesprochen, und nach aussen waren wir der Überzeugung, dass wir im Moment dieser Niederlagen korrekt kommuniziert haben. Wenn in Ihren Augen die Führungsetage zu wenig präsent war, nehme ich das zur Kenntnis – und sollte es nochmals passieren, dann werde ich dafür geradestehen. Man lernt jeden Tag. Und es gibt dieses Lied, in dem es heisst: «Dieser Weg wird steinig und schwer.»
Immer wieder ist von der ominösen Internationalisiserung die Rede, für die Sie beim FC Basel zuständig sind. Erklären Sie uns, was das bedeutet.
Erstens wollen wir mit Grossclubs zusammenarbeiten. Viele von ihnen parkieren ihre Spieler bei anderen Vereinen, und sie wollen, dass ihr Personal bei seriösen Clubs unterkommen. Deswegen sehe ich da eine Chance für uns, einen Spieler für sechs oder neun Monate zu holen, den wir sonst nicht verpflichten könnten. Das hat die letzte Führung mit Seydou Doumbia ja beispielsweise auch gemacht. Zweitens bedeutet die Internationalisierung eine Zusammenarbeit im Nachwuchsbereich. Da machen wir zwar gute Arbeit, aber wir müssen an die Zukunft denken und auch neue Wege gehen. Sobald wir Fakten dazu haben, werden wir informieren.
Der FC Basel besitzt an einem ausgeliehenen Spieler keine Transferrechte und partizipiert folglich nicht von einer möglichen Marktwertsteigerung. Genau das hat in der Vergangenheit aber einen Grossteil der Einnahmen ausgemacht. Was kann ein ausgeliehener Spieler dem FCB also bringen?
Es ist kein Muss, sondern eine Idee. Es kann ja sein, dass wir kurzfristig einen Spieler brauchen. Wenn wir also die Möglichkeit haben, dann kann uns das helfen. Gerade in Momenten, die wir nach der ersten Meisterschaftsrunde erlebten: Es ist nicht alltäglich, dass so unerwartet der Captain und Spielmacher seine Karriere beendet.
Sie reden von Matias Delgado.
Man kann nicht einfach sagen: Der Nächste bitte. So einen Rücktritt habe ich in meinen 15 Profijahren nie erlebt. Und schauen Sie sich den Fall von Ricky van Wolfswinkel an: Wir erfahren nach der Sternennacht, nach dem 5:0-Sieg gegen Lissabon, dass er für längere Zeit ausfallen wird. Da kam also einiges zusammen, was kurzfristige Ausfälle anging. Wir hatten dann Glück, dass wir kurzfristig Albian Ajeti zurückholen konnten. Sonst wären wir in einem grossen Dilemma gesteckt. All das konnte man nicht voraussehen, wenn wir aber dann die Kontakte haben, können wir in solchen Situation reagieren. Und trotz der Rückschläge sind wir Zweiter. Wenn ich aber alles über uns lese, dann habe ich das Gefühl, dass wir im Abstiegskampf stecken.
Haben Sie das Gefühl, dass die Medien die Situation des FC Basel falsch einschätzen?
Ich verstehe den Fan des FC Basel, der hat sich an Erfolge gewöhnt. International stehen wir aber besser da als letztes Jahr und national sind wir Zweiter. Wir sind einfach noch nicht konstant. In vielen Spielen, die wir hätten gewinnen können, fehlte uns der letzte Killerinstinkt. Das ist ein fehlender Erfahrungswert. Diese Mannschaft muss wachsen. Aber ich glaube schon, dass wir besser sind, als es die mediale Darstellung vermuten lässt.
«Wir würden uns freuen, solche Leistungen wie gegen Benfica regelmässiger bestaunen zu dürfen.»
Gefällt Ihnen der Fussball unter Raphael Wicky?
Ja, grundsätzlich schon. Es gab mehrere sehr gute Beispiele für den tollen Fussball, den die Mannschaft unter Raphael Wicky zu spielen im Stande ist – etwa die Partie gegen Benfica Lissabon oder auch auswärts in Moskau. Natürlich würden wir uns alle freuen, wenn wir solche Leistungen künftig noch regelmässiger bestaunen dürften. Wir haben Raphael Wicky aus Überzeugung angestellt, der eingeschlagene Weg ist richtig und steht nicht zur Diskussion.
Als Sie vorgestellt wurden, hiess es in einer Mitteilung, dass Sie «für die Umsetzung der Strategie 2017–2020 und damit für den sportlichen und wirtschaftlichen Erfolg des FC Basel verantwortlich» seien. Eigentlich sind Sie verantwortlich für alles.
(Schmunzelt) Ein wichtiger Mann also. Ich mache das Beste, bin der Delegierte des Verwaltungsrats. Wir haben enorm viel Fussball-Know-how, ich bin das Bindeglied zum Präsident und zur Geschäftsstelle. Mit Bernhard Burgener tausche ich mich oft aus, er ist erreichbar, und wenn er etwas wissen muss, dann besorge ich ihm die Information.
In derselben Mitteilung hiess es, dass Sie den FCB gegenüber der «Politik, Wirtschaft und Kultur» vertreten würden.
Da muss ich mich noch verbessern. Aber ich bin ja erst drei Monate in Basel. Viele Leute aus den genannten Bereichen sind im Stadion, da kann man sie direkt ansprechen. Ein anderer Aspekt sind die Fanclubs, da geht Marco Streller hin, der Präsident, und ich war auch schon da.
Diese Fans haben Ihnen ihr Misstrauen entgegengebracht. Haben Sie denn Ihre Nicht-Wahl in den Vereinsvorstand verkraftet?
Das war für mich nie ein Thema. Aber die Message ist klar: Ich muss liefern. Diese Abstimmung ist wie das Leben, man kann nicht immer auf der Sonnenseite stehen.
«Ich habe beim FC Basel genug zu tun und bin ausgelastet.»
Ein Votum reichte, um die Stimmung in dieser Mitgliederversammlung zu kippen. Es ging um Ihre Tätigkeit beim Fussballweltverband Fifa. Und ein paar Tage später schrieb der «Blick» vom Bruch der innigen Freundschaft zwischen Ihnen und dem ehemaligen Fifa-Präsidenten Sepp Blatter. Was ist da genau passiert?
Das kann und will ich nicht kommentieren.
Sind Sie denn momentan noch aktiv für die Fifa?
Nein. Ich hab die Message der Vereinsmitglieder verstanden.
Dass ein Mandat bei der Fifa nicht vereinbar ist mit Ihrer Tätigkeit beim FCB?
Man will das nicht, está claro. Und das ist in Ordnung. Ich habe beim FC Basel genug zu tun und bin ausgelastet.
Sie haben lange bei der Fifa gearbeitet, die in einem schlechten Licht steht. So ein Job verschafft heutzutage einen schlechten Leumund.
Ich habe gerade das Gegenteil gelesen. Pascal Zuberbühler arbeitet inzwischen 60 Prozent für die Fifa, und der ehemalige Nationaltorhüter sagt dazu: «Ein Traum geht in Erfüllung.» Zudem stehe ich dazu: Bei der Fifa gibt es unzählige Mitarbeiter, die einen hervorragenden Job machen, vor allem in der Entwicklung, wo ich tätig war. Ohne die Fifa könnten die kleinen Länder keine normale Meisterschaft durchführen. Sie brauchen gewisse Gelder, sie brauchen unsere Unterstützung, unser Know-how. Du bringst diesen Menschen Hoffnung, du gibst ihnen Papier, Schuhe, und die sind dir wahnsinnig dankbar. Das ist einfach Fakt. Ich bin der Fifa dankbar, habe dank ihr Länder gesehen, viele Leute kennengelernt, Sprachen gelernt, habe den besten Fussball an der WM gesehen und den schlechtesten in Ländern, in denen es Hoffnung stiftet, wenn man einem Kind einen Ball oder ein Paar Schuhe schenkt. Aber das will keiner hören, und die Fifa hat es nicht geschafft, dieses Image zu verändern.
Warum schafft es die Fifa nicht, ihr Image zu verbessern?
Ihr Journalisten wollt das nicht hören.
Die Medien haben die Aufgabe, die Finger auf die wunden Punkte zu legen.
Es geht um die Balance. Aber nochmals, es gibt auch gute Leute.
Wenn Sie diese Geschichten erzählen von den Kindern, denen Sie Bälle oder Schuhe schenkten, dann spürt man bei Ihnen Begeisterung. Warum haben Sie diesen Job eingetauscht gegen einen Posten beim FC Basel, bei dem es vereinfacht gesagt darum geht, nach dem achten Titel in Serie auch den neunten zu gewinnen?
Ganz einfach: In diesem Job bei der Fifa ist man extrem lange am Stück unterwegs. Eine U17-WM hier, eine U20-WM da. Mein Leben war nur noch Hotel, Stadion, Airport, das kostet viel Energie. Vor zwei Jahren habe mich gefragt, ob ich das noch brauche, auch deswegen, weil ich inzwischen fünf Enkelkinder habe. Ich realisierte also: C’est l’heure. In der gleichen Zeit gab es vermehrt Attentate überall, auch im Rahmen von Fussballspielen. Will ich das alles noch? Und die Antwort war: Njet. Vier Wochen später kam das Angebot des FC Basel. Und da war es für mich klar.
Wohnen Sie denn schon in Basel?
Ich wohne im Wallis und habe eine Wohnung in Basel. Meine Frau ist zwei, drei Tage in Basel. Ansonsten wird die Oma im Wallis gebraucht (lacht).