«Dieser Goepfert-Jogging-Steg ist einfach sinnlos»

Am 18. Mai wird über die Initiative «Rheinuferweg jetzt!» entschieden. Vehement gegen einen Steg zwischen Wettsteinbrücke und Mittlerer Brücke wehrt sich der Basler Heimatschutz. Robert Schiess, Präsident des Vereins, sieht null Notwendigkeit für eine Fussgängerverbindung an diesem Ort.

Robert Schiess ist zuversichtlich, die Abstimmung am 18. zu gewinnen. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Am 18. Mai wird über die Initiative «Rheinuferweg jetzt!» entschieden. Vehement gegen einen Steg zwischen Wettsteinbrücke und Mittlerer Brücke wehrt sich der Basler Heimatschutz. Robert Schiess, Präsident des Vereins, sieht null Notwendigkeit für eine Fussgängerverbindung an diesem Ort.

Mit der Initiative «Rheinuferweg jetzt» verlangt ein Komitee um SP-Grossrat Daniel Goepfert einen Steg zwischen der Wettsteinbrücke und der Mittleren Brücke auf der Grossbasler Seite des Rheins. Dieser soll den Rheinuferweg durchgängig machen und eine klaffende Lücke im Netz der Basler Fusswege schliessen, so das Komitee. Gegen die Initiative wehrt sich der Basler Heimatschutz mit allen Mitteln. Vereinspräsident Robert Schiess erklärt im Interview, wieso seiner Meinung nach das Volksbegehren am 18. Mai abgelehnt werden sollte.

Wieso wehren Sie sich so vehement gegen einen Grossbasler Rheinuferweg, was stört Sie so an dieser Initiative?

Seit 500 Jahren gibt es zwischen Wettsteinbrücke und Mittleren Brücke keinen Rheinuferweg. Dieses Bild wird weltweit mit Basel in Verbindung gebracht. Deshalb wollen wir die heutige Situation erhalten, denn sie ist einzigartig. Die Regierung brachte vor zwei Jahren zudem klar zum Ausdruck, dass sie die Aufnahme des Münsterhügels auf die Liste des Weltkulturerbes prüfen will. Mit dem Bau eines Stegs würde diese Aufnahme erschwert. Der Steg würde ausserdem im Sommer von jungen Leuten als Sprungbrett benutzt, das wäre gefährlich für die Schifffahrt. Dieser Goepfert-Jogging-Steg ist einfach sinnlos!

Bis 1960 befand sich aber ein Rheinbad dort, zudem ist diese Gegend heute schon zugänglich.

Vor dem zweiten Weltkrieg hatten nur die wenigsten Wohnungen ein eigenes Bad, man benutzte den Rhein, um sich zu waschen. Deshalb wurde dort ein Rhybadhysli gebaut. In den 1950er-Jahren veränderte sich die Situation, die meisten Wohnungen erhielten ein Bad – und somit brauchte man das Badhysli nicht mehr. Das Häuschen wurde schliesslich abgerissen, weil es diesen Ort verschandelte – genauso wie es der Steg tun würde. Man hielt die Zerstörung des schönen Stadtbildes zum Glück nicht mehr aus und entfernte das Häuschen.

«Der Steg würde die Rheinschifffahrt behindern. Zudem würden Jugendliche dort chillen und grillieren.»

Das Ja-Komitee wirft Ihnen vor, einen kindischen Abstimmungskampf zu betreiben. So hätten Sie die Website www.rheinuferweg-ja.ch reserviert, damit das Pro-Komitee diese nicht mehr haben kann. Besuchte man diese Seite, kamen Argumente gegen den Steg.

Das haben wir am Anfang gemacht, ja. Wir waren einfach die ersten. Es ist nicht unser Problem, wenn sich das Pro-Komitee im Tiefschlaf befindet. Im Laufe der Zeit kamen wir aber zum Schluss, dass wir diese Website wieder freigeben.

Ihre Prognose für den 18. Mai?

Am Anfang war ich überzeugt, dass die Mehrheit die Initiative annehmen wird. Aber je länger der Abstimmungskampf dauert und je mehr ich mit den Leuten rede, desto grösser wird meine Zuversicht – so sind auch die Basler Galgenfischer gegen dieses Vorhaben. Ich höre immer wieder, dass dieser Steg überflüssig und man bereits bestens bedient sei mit dem Kleinbasler Rheinuferweg. Es braucht diesen Steg auf dieser Seite nicht!

Kämpfen Sie bei einer Annahme weiter?

Dann geht es weiter, ja. Der Staat würde viel Geld ausgeben für Abklärungen. Und wenn er diese richtig macht, muss er zum Schluss kommen, dass dieser Steg nicht gebaut werden kann. Denn er würde die Rheinschifffahrt behindern, müsste behindertengerecht ausgestattet werden und genug gross sein, damit die Stadtreinigung mit ihrem Wagen darauf fahren kann, um den Abfall entsorgen zu können. Zudem würden Jugendliche dort chillen und grillieren. Es gibt keine Notwendigkeit, diesen Steg zu bauen – ausser als Goepfert-Jogging-Steg. Weil Daniel Goepfert Politiker ist, will er offensichtlich einen Teil dieser Welt für sich reservieren.

Der Heimatschutz hat den Ruf, alles zu verhindern und zu blockieren …

Das ist nichts als Polemik von Leuten, die sich nicht die Mühe machen, sich näher mit der Geschichte dieser Stadt auseinanderzusetzen.

Lesen Sie mehr zu diesem Thema in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 9. Mai, auf Papier oder in der App.

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