«Es gibt keinen wirklichen Anreiz, hier zu bleiben»

Die beliebte Agora-Bar an der Feldbergstrasse steht vor einer ungewissen Zukunft. Betreiber Patrick Wermelinger kämpft mit behördlichen Problemen und will das Lokal allenfalls Ende September schliessen.

Patrick Wermelinger weiss noch nicht, wie es mit seiner Agora-Bar weitergehen wird. Eine Schliessung ist aber wahrscheinlich. (Bild: Yen Duong)

Die beliebte Agora-Bar an der Feldbergstrasse steht vor einer ungewissen Zukunft. Betreiber Patrick Wermelinger kämpft mit behördlichen Problemen und will das Lokal allenfalls Ende September schliessen.

Die Agora-Bar an der Feldbergstrasse erfreut sich seit ihrer Eröffnung im April 2011 grosser Beliebtheit. Für viele zählt sie nicht zuletzt wegen ihren Cocktails zu den angesagtesten Lokalen im Basler Nachtleben. Gut möglich aber, dass Ende September damit Schluss ist. Betreiber Patrick Wermelinger denkt darüber nach, den Bettel hinzuwerfen. Im Interview erklärt der 27-Jährige, weshalb.

Im September läuft der Mietvertrag für die Agora-Bar an der Feldbergstrasse 51 aus. Sind Sie derzeit in Verhandlungen, um den Betrieb weiterführen zu können?

Nein. Ich weiss noch nicht, ob ich weitermachen werde. Ich frage mich derzeit, ob sich das überhaupt lohnt.

Wieso?

Es gibt einige Probleme. Es gibt keinen wirklichen Anreiz, hier zu bleiben. Ich muss meinen Angestellten den Lohn bezahlen und auch die Qualität unseres Angebots garantieren können. Doch das Geschäft läuft nicht mehr gut.

Das ist schwer vorstellbar. Die Agora-Bar ist doch immer voll und äusserst beliebt.

Das täuscht. Im Vergleich zu früher haben wir viel weniger Gäste und dramatische Umsatzeinbussen. Klar ist, dass es bessere und schlechtere Zeiten für einen Betrieb gibt, aber seit keine Konzerte mehr bei uns stattfinden und keine DJ’s mehr auflegen dürfen, ist der Umsatz markant zurückgegangen. Heftig zu spüren bekamen wir dies in der Art-Woche – dem wichtigsten Anlass für uns im Jahr. Wir machten wegen dieser Auflage während dieser Zeit halb so viel Umsatz wie 2012. Wir werden so nie mehr auf erfolgreiche Zahlen kommen.

Seit wann sind Konzerte in Ihrer Bar nicht mehr erlaubt?

Seit Oktober 2012. Erschwerend kommt hinzu, dass ich in einem komplizierten Mietverhältnis stehe. Ich zahle pro Monat 3000 Franken an den Vermieter und 1000 Franken an den Untervermieter für das Inventar. Das ist ein grosser Betrag. Der Untervermieter will das Inventar jetzt verkaufen. Wenn ich all die behördlichen Probleme nicht hätte, würde es mir einfacher fallen, mit dem Untervermieter zusammenzusitzen und um eine Weiterführung der Agora-Bar zu diskutieren. Aber unter diesen Voraussetzungen ist es fraglich, ob das überhaupt sinnvoll ist. Ich habe irgendwie keine Lust.

Und wie ist es zum Konzertverbot gekommen?

Als meine damalige Wirtin gekündigt hatte, musste ich den Wirtekurs machen und eine neue Betriebsbewilligung beantragen. In dieser Bewilligung wurde die Auflage geändert.

Also gab es Reklamationen aus der Nachbarschaft.

Während der Art 2012 gab es Reklamationen – diese betrafen aber nicht nur uns, sondern auch andere Bars in der näheren Umgebung. Einmal hatten wir nach einem Konzert zudem die Polizei im Haus, die Nachbarn hatten offenbar interveniert. Der Besuch blieb aber folgenlos, da das Konzert schon längst fertig war und die Polizei somit beim Eintreffen keinen Lärm feststellen konnte.

Was war denn der Grund für das Strafverfahren, das Anfang Jahr gegen Sie eingeleitet wurde?

Der ausschlaggebende Punkt dafür war, dass ich trotzdem im Januar 2013 ein Jazz-Konzert veranstaltete – und gemäss der Polizei mehrmals überwirtete. Das Verfahren ist aber nun abgeschlossen, die Busse von 705 Franken bezahlt.

Sie sind also nicht ganz unschuldig am Zwist mit den Behörden.

Dass nach der Änderung der Betriebsbewilligung noch ein Live-Konzert stattfand, war meinerseits tatsächlich ungeschickt. Ich hätte wegen der ganzen Vorgeschichte wissen müssen, dass die Polizei vorbeischauen wird. Den Vorwurf des Überwirtens weise ich aber von mir.

Was heisst Überwirten?

Man warf mir vor, die Betriebsbewilligung verletzt zu haben, indem die Agora-Bar länger geöffnet war als erlaubt. Wir machen immer um 3 Uhr früh zu – da sind wir strikt. Wir müssen aber noch aufräumen und brauchen dafür mindestens eine Stunde. Mehrmals kam jedoch die Polizei nach der Schliessung und meinte, es würde noch Betrieb herrschen. Das ist Schikane.

Den Selbstständigen, die nichts mit Immobilien Basel-Stadt, CMS oder Habitat zu tun haben, werden Steine in den Weg gelegt.

Übertreiben Sie nicht ein bisschen?

Es kann doch nicht sein, dass die Polizei und das Amt für Umwelt und Energie mir sagen, wann ich meinen Laden zu verlassen habe. Der Betrieb braucht seine Zeit, um in Ordnung gebracht und aufgeräumt zu werden. Seit die Agora-Bar im April 2011 eröffnet wurde, kommt immer wieder ein Polizist vorbei und stellt fest, dass sich Personen im Lokal befinden. Er schreibt seinen Rapport, der dann dem Amt für Umwelt und Energie weitergeleitet wird. Die Polizei argumentiert damit, dass sie nur die feststellende Instanz sei. Das AUE schreibt wiederum nach dem Bericht der Polizei eine Verwarnung. Wie viele Personen, welche Personen im Lokal waren und ob diese für ihre Getränke bezahlen mussten, interessiert beide Instanzen nicht. Auf meine Nachfrage beim AUE, wie ich die Situation denn handhaben soll, hiess es nur, dass ich und das Personal das Lokal nach der Schliessung so schnell wie möglich zu verlassen hätten.

Suchten Sie jemals das Gespräch mit den Behörden?

Meine damalige Wirtin und ich suchten das Gespräch mit der Polizei. Nach etwa drei Treffen, unzähligen Telefonaten und einer Zusammenkunft mit dem zuständigen Beamten und meiner Wirtin war die Angelegenheit geregelt. Dann kam der Wirtewechsel und die ganze Leier begann von vorne. Ich suchte erneut das Gespräch mit der Polizei. Diese empfahl mir, nach Ladenschluss einen Vorhang zu ziehen, da sie kein Überwirtungsproblem sah. Was ich dann auch tat. Es dauerte aber gerade mal zwei Wochen, bis die Polizei wieder eine Kontrolle durchführte und fragte, wieso jetzt hier einen Vorhang hänge. Zu einer unangenehmen Begegnung kam es auch während der Baselworld. In jener Woche war die Sperrstunde aufgehoben und als ich um sechs Uhr Morgens die Bar schliessen wollte, trat die Polizei ins Lokal und fragte mich nach meinen Öffnungszeiten. Schnell musste ich meine Betriebsbewilligung vorweisen und den Beamten die Publikation des Bau- und Gastgewerbeinspektorats auf dem iPad zeigen. Zeitgleich musste ich meine Gäste vor dem Rauswurf der Polizei bewahren. Die ganze Sache ist zermürbend.

Sind Sie momentan auf der Suche nach einem neuen Lokal?

Ich schaue schon lange rum, finde aber nichts. Die meisten Lokalitäten befinden sich in einer ruhigen Strasse. Die Feldbergstrasse ist eigentlich optimal, aber auch hier ist es schwierig.

Gibt es noch einen anderen Plan?

Ich kann mir auch vorstellen, mich ganz von der Basler Gastroszene zu verabschieden und in einer anderen Stadt von vorne anzufangen. Was ich hier an Behördenwillkür gesehen habe, will ich nicht nochmals erleben. Ausser es ändert sich etwas Grundlegendes in dieser Stadt, was ich jedoch bezweifle.

Was müsste sich denn ändern?

Die Stadt muss auf einer breiteren Ebene KMU-freundlicher werden, die Kulturpolitik muss sich verändern. Was ich immer wieder feststelle: subventionierte Betriebe, respektive staatlich organisierte Lokale, haben mit weniger Problemen zu kämpfen. Diese Betriebe können sich mehr erlauben. Aber den Selbstständigen, die beispielsweise nichts mit Immobilien Basel-Stadt, Christoph Merian Stiftung, Habitat oder Kantensprung zu tun haben, werden Steine in den Weg gelegt.

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