Ein Gespräch mit der alt Grossrätin Beatrice Alder – über vergangene Zeiten, den Dialog zwischen den Generationen, aber auch über ihre politischen Ziele und ihren persönlichen Werdegang.
Zwischenräume – der Dialog zwischen Jung und Alt. Damit ist Beatrice Alder (73) in vielerlei Hinsicht konfrontiert. Als linke Grossrätin (SP, später BastA! bzw. Grünes Bündnis) hat sie die Geschichte dieser Stadt mitgeschrieben. Sie ist von Beruf Buchhändlerin. Viele Jahre führte sie die Buchhandlung «Das Narrenschiff». Kürzlich fand dort die Vernissage des Buchs «Zwischenräume» der Autorin Irmela Glaser statt.
Das Buch ist eine Sammlung aufgezeichneter Gespräche, die Glaser mit älteren und jüngeren Menschen führte. Sie selbst verstarb kurz vor der Veröffentlichung des Buchs. Sie wollte mit dem Werk die Grenzen und Berührungsängste zwschen Alt und Jung ausloten. Beatrice Alder moderierte die Veranstaltung. Dabei war sie nicht nur in ihrer Eigenschaft als Buchhändlerin gefragt. Als dreifache Mutter und sechsfache Grossmutter kann sie auch selbst ein Lied singen vom Dialog zwischen den Generationen. Grund genug für ein Gespräch mit Alder – über das Alter, die «Jungen von heute», aber auch über ihren politischen Werdegang.
Wir treffen uns auf dem Basler Münsterplatz, dort befindet sich die Allgemeine Lesegesellschaft, seit Jahren die «Lesestube» von Beatrice Alder. Sie stellt sich als vergnügte, gesprächige Frau heraus. Begeistert führt sie uns in die Bibliothek, einen imposanten Raum mit hohen Wänden und Regalen voll mit älteren und neueren Büchern.
Irmela Glaser, die Autorin des Buches «Zwischenräume», baut ihre Interviews so auf, dass sie jüngere Menschen fragt, was sie sich von den älteren Leuten wünschen; die Älteren wiederum sagen, was sie den Jungen weitergeben wollen. Was möchten Sie selber jungen Menschen auf den Weg geben?
Ich möchte niemandem etwas aufzwingen. Denen, die es hören wollen, möchte ich gerne meine Wertvorstellung weitergeben. Umgekehrt kann ich als ältere Frau von den Jungen eine gewisse Ungezwungenheit lernen. Im Tram denke ich immer, dass es toll ist, wie locker die Jungen heute sind. Das hätte ich, oder Menschen aus meiner Generation, so nämlich nicht gekonnt. Damals musste man immer und überall ganz anständig und ruhig sein.
Stimmt es wirklich, das ältere und ganz junge Menschen eine gewisse Narrenfreiheit haben? Kann man sich Dinge erlauben, die man in den Jahren dazwischen nicht tun darf?
Bei den Jungen finde ich das eher weniger, die können sich noch zu viel verbauen. Nicht einmal ein ganz kleines Kind kann sich so benehmen, wie es will. Aber bei den Alten ist das schon so. Ich habe das selber bemerkt: Wie toll es eigentlich ist, dass alles keine Rolle mehr spielt. Ich kann machen, was ich will. Ich wohne alleine, ich bin ein verheirateter Single. Schon das ist ein Geschenk, wenn man noch in der eigenen Wohnung leben kann.
Das scheint auch im Buch von Irmela Glaser ein wichtiges Thema zu sein: Der Moment des Umzugs ins Altersheim und das Loslassen ist in vielen Interviews mit älteren Menschen sehr präsent…
Das stimmt. Aber heute haben wir noch ein ganz anderes Problem. Ich weiss von einer konkreten Person, die müde ist und nicht mehr alleine leben mag. Als sie sich fürs Altersheim anmelden wollte, kam jemand von der Alterspflege vorbei, um die Situation einzuschätzen, und sagte dann: «Nein, Sie können es noch alleine machen.» Wir haben viel zu wenige Betten in Basel. Das wird sich mit den neuen Institutionen im Erlenmattquartier und im Gellert und mit dem Burgfelderhof hoffentlich wieder ändern.
Als Mutter und Grossmutter haben Sie eigene Erfahrungen mit dem Dialog zwischen den Generationen gemacht. Wie empfinden Sie diesen Austausch?
Ich finde es spannend, dass ich Dinge erfahre und dass ich Welten aufgezeigt bekomme, die mir fremd sind. Ich war anders jung, als dies meine Kinder waren, und diese wiederum anders, als es ihre Kinder sein werden. In Irmela Glasers Buch «Zwischenräume» sagt ein Mann über einen Jungen: «Du eröffnest mir neue Welten.» Das trifft es gut.
Der Dialog zwischen den Generationen ist manchmal aber auch problematisch.
Für mich gar nicht. Ich habe mich gefreut, als meine Kinder älter wurden und wir zunehmend auf der gleichen Ebene miteinander diskutieren konnten. An der Taufe meiner Enkelkinder sagte der Pfarrer: Man soll den Kindern anfangen, etwas beizubringen, wenn sie «erwachenden Geistes» sind. Das fand ich eine sehr treffende Formulierung, genau das ist nämlich bei kleinen Kindern so schön zu beobachten, wenn sie erwachenden Geistes sind. Es ist kein plötzlicher Moment, sondern ein Prozess. Dann geht es um viel mehr als einfach darum, einen Ball herumzuschicken.
«Ich kann machen, was ich will. Ich wohne alleine, ich bin ein verheirateter Single.»
Welche Rolle spielen die Eltern in der Beziehung zwischen Enkeln und Grosseltern?
Sie spielen eine grosse Rolle. Und es ist enorm wichtig, dass man einen eigenen Zugang zu den «Kindeskindern» hat und nicht nur über die Eltern. Deshalb habe ich auch nach eigenen Begriffen gesucht: Meine Grosskinder sind meine «Kindeskinder», ich bin ihre «Mamama». Ich habe immer gesagt: «Ich bin eine Grossmama, aber ich heisse nicht Grossmama.»
Weshalb stört Sie diese Schublade?
Ich mag generell keine Schubladen. Eine Grossmama ist eine Funktion und keine Person – eine Funktion, die ich zwar teilweise habe, aber bei Weitem nicht die einzige.
Im Buch von Irmela Glaser wird ein Junge zitiert, der sagt: «Ich mag ältere Menschen, weil sie immer da sind und Zeit haben, wenn man sie braucht.»
(lacht) Das ist zum Beispiel auch so ein Klischee über ältere Menschen, das auf mich persönlich gar nicht zutrifft. Solche Klischees werden den individuellen Persönlichkeiten von älteren Menschen nicht gerecht. Da heisst es etwa: «Die hockt zu Hause im Fauteuil und…»
…kocht, zum Beispiel?
Genau! Das ist ein Bild, das mich manchmal beschäftigt. Auf Menükarten oder in Kochbüchern heisst es immer wieder «Braten nach Grossmutters Rezept». Das mit dem Kochen ist auch so ein romantisches Klischee, das älteren Personen, die Grosskinder haben, übergestülpt wird. Ich finde es schon sehr wichtig, dass man auch als alter Mensch bleibt, was man ist – das Individuum, das man immer war.
Sie finden also, dass man sich an ältere Leute manchmal nicht persönlich heranwagt, sondern sie verallgemeinert. Hat diese Distanz nicht auch mit der unterschiedlichen Lebensgestaltung zu tun?
Meiner Meinung nach ist dies eine Frage der Zeit, in der man lebt. Heute sind die Lebensumstände allgemein anders, als sie es zur Zeit meiner Eltern oder sogar meiner Grosseltern waren. Ich bin als Person nicht nur durch frühere Zeiten geprägt, sondern als Mensch, der heute lebt, auch durch die heutigen Verhältnisse. Als Beispiel könnte man etwa die Zunahme von Single-Haushalten nennen: Diese Entwicklung betrifft nicht nur junge Menschen, sondern auch Ältere, zum Beispiel mich. Das ist eine Zeiterscheinung, ich sehe die «Lebensumstände» vielmehr als «Zeitgeist», von dem ich genauso Teil bin wie die jüngeren Menschen. Ich probiere immer wieder, das zu fassen, was der Zeitgeist eigentlich ist, aber man kann ihn nicht packen. Doch irgendwie sind wir ihm alle ausgesetzt.
Trotzdem, Sie haben es selbst gesagt, gibt es Berührungsängste. Was ist wichtig, um Verständnis aufzubringen für die heutigen Formen des Jungseins?
Ich denke «wunderfitzig» bleiben und offen sein für die anderen. Und nicht so schnell werten, sondern zuhören und beobachten. Mir fällt dies eher leicht, ich bin einfach von Natur aus neugierig. Deshalb finde ich es auch so bereichernd und interessant, mich mit anderen Leuten und Generationen auszutauschen.
Das fällt aber nicht allen Älteren so leicht wie Ihnen.
Das stimmt, aber es gibt auch jüngere Menschen, die sich nicht für den Austausch interessieren.
Viele Junge machen sich Sorgen über die Zukunft und haben Angst, dereinst zu wenig Rente zu bekommen.
Zum Teil ist die Angst sicher begründet. Wenn wir über die Rentensituation reden, müssen wir aber klar definieren, was wir vergleichen wollen. Vor der Einführung der AHV war die Situation viel schwieriger als heute. Damals war man noch völlig von der Familie abhängig. Heute haben wir in der Schweiz ein soziales Auffangnetz, das es nicht immer gab. Wir müssen allerdings aufpassen, dass die AHV nicht zugunsten der 2. Säule ausgehöhlt wird.
Dann muss die junge Generation also nicht mehr Angst haben vor dem Älterwerden?
Sie muss einfach aufpassen und politisch mitwirken. Man kann die Entwicklungen der AHV und der 2. Säule ja mitgestalten. Alle, die in der Schweiz eingebürgert sind, haben die Möglichkeit, demokratisch mitzubestimmen, und diese Chance sollte man wahrnehmen.
Die wirtschaftliche Unsicherheit ist unter jungen Leuten ein sehr präsentes Thema, auch in der Schule. Ich habe es selber erlebt, dass Lehrer den Jungen Angst machen, dass sie keinen Job finden würden.
In jeder Zeit herrschten grosse Unsicherheiten. Wenn man dies vergisst, dann könnte man schon meinen, heute sei die Situation besonders unsicher. Aber in jedem Land und in jeder Generation gab es Unsicherheiten. Dass Lehrer den Schülern allerdings einen so schlechten Boden bereiten, dass sie diesen Boden mit Angst pflastern, das finde ich schlimm.
Jungen Leuten wird auch sehr früh eine gewisse Zielstrebigkeit, ein wirtschaftliches Problembewusstsein vermittelt.
Die wirtschaftliche Situation war natürlich auch schon besser als heute. Aber sie war auch schon viel schlechter. Natürlich kann ich aber verstehen, dass da gewisse Ängste entstehen können. Zu meiner Zeit war das anders. Uns Mädchen hat man damals vor allem Angst gemacht mit der Drohung: «Wenn du dich so und so benimmst, dann findest du keinen Mann.»
Heute ist die Quotenfrage ein aktuelles Thema. Da kannten Sie wohl noch ganz andere Verhältnisse.
Oh ja! Ich hatte eine Lehrerin, die uns sagte, wir müssten uns einsetzen für das Frauenstimmrecht. Ich begriff das nie, ich hielt es für völlig selbstverständlich, dass Frauen auch abstimmen könnten. Mit der Zeit habe ich es dann aber schon begriffen, dann war ich erst recht angestachelt.
Als Karrierefrau in Beruf und Politik bildeten Sie in Ihrer Generation eher eine Ausnahme. War es schwierig, sich durchzusetzen?
Ja, schon. Aber bereits als ich ein Kind war, hatten meine Eltern Probleme mit mir, weil ich mich nicht so benahm, wie sie wollten. Dass ich mich gegen sie durchsetzen musste, half mir, eine gewisse Sturheit zu bewahren.
Sie haben aber nicht nur Karriere gemacht, sondern auch eine Familie gegründet.
Ja, das war für mich ziemlich schwierig, denn in der Zeit war es nicht selbstverständlich, dass Männer auch ihren Teil dazu beitragen. Dies brachte mich in innere Schwierigkeiten, denn für mich war auch dies eine Selbstverständlichkeit. Für meinen damaligen Mann war das gar nicht so.
Da waren Sie also eine Art Quoten-Vorreiterin.
Irgendwie schon, oder ich war vorwitzig, hatte die Nase weit nach vorne gestreckt. Deshalb finde ich es berührend, wenn ich heute Familienmänner sehe, vorne und hinten ein Kind umgebunden, vielleicht noch eine Einkaufstasche in der Hand… Oder am Morgen, wenn ein ganz korrekt angezogener Bankmitarbeiter noch rasch mit dem Kinderwagen ins Tagi rennt. Ich höre auch oft, dass ein Mann wegen eines Elternabends eine Sitzung absagt. Das wäre früher nicht möglich gewesen. Das ist schon ein Fortschritt, der ganz toll ist.
Wie sind Sie damals damit umgegangen, dass Ihr Mann nicht mitanpacken wollte. Mussten Sie zurückstecken?
Zu Beginn schon. Ich war Mitbegründerin des «Gampi-Ross», das war eine Elterninitiative für einen Kindergarten, dort konnte ich meine Kleinsten hinschicken. Ich muss aber zugeben, wenn ich heute die jungen Eltern sehe, die beide berufstätig sind, und beobachte, was das alles bedeutet an Organisation und Unruhe, dann wird mir bewusst, was mir alles erspart blieb. Obwohl ich es mir sehr gewünscht hätte.
«Heute finde ich es berührend, wenn ich Familienmänner sehe, vorne und hinten ein Kind umgebunden.»
Wie sind Sie wieder ins Berufsleben eingestiegen?
Ich bin Buchhändlerin. Eines Abends traf ich einen Kollegen, der mir erzählte, dass er bei der Prognos die Zeitungsdokumentation betreut. Ich sagte ihm: «Wenn du irgendwann aufhörst, gibst du mir Bescheid.» Und tatsächlich, eines Abends rief er mich an und sagte: «Du, ich geh nach Afrika, willst du meinen Job haben?» Ich konnte mein Glück nicht fassen – Geld verdienen fürs Zeitungslesen, das war mein absoluter Traumjob.
Und später haben Sie dann die Buchhandlung Narrenschiff übernommen.
Ja, ich wurde geholt, als das «Schiff» sozusagen ins Schaukeln geraten war. Vor 15 Jahren wurde ich allerdings schwer krank, ich konnte mir damals nicht vorstellen, dass und wie bald es mir wieder gut gehen würde, und ich beschloss deshalb, die Buchhandlung zu verkaufen. Ich bereute es dann sehr, als es mir wieder besser ging. Später konnte ich mich aber bei der Buchhandlung Labyrinth beteiligen und wittere so wieder etwas Bücherluft. Das ist wichtig für mich, ich komme ja auch aus einer Buchhändlerfamilie.
Dann lässt es Sie bestimmt auch nicht ganz kalt, dass digitale Medien die analogen zunehmend verdrängen?
Als Buchhändlerin bedaure ich natürlich jedes Buch, das online heruntergeladen wird und nicht bei mir gekauft wird. Aber als Kulturtechnik finde ich das Lesen wichtig, und das kann man auch online. Ich finde auch, dass SMS und Chats eine ganz tolle Technik sind, um Jugendliche zum Lesen und Schreiben zu animieren. Es ist so ganz gewöhnlich, alle machen es, daher denke ich, dass die Technologie die Kulturtechnik des Lesens eher fördert.
SMS und andere Mitteilungen werden oft auf Mundart geschrieben…
Ja, ich bin eine Verfechterin des Dialekts, ich bin auch in der IG Dialekt. Ich empfinde die SMS-Technik auch als wichtiges Mittel, um den Dialekt lebendig zu erhalten.
Sie sind also keine Kulturpessimistin?
Eher eine pessimistische Optimistin – oder umgekehrt. Dem Buchhandel und dem Verlagswesen geht es nicht gut, und in gewissem Masse würde ich mir daher wünschen, es wäre wieder ein bisschen wie früher. Ich sehe aber auch das Positive an der Entwicklung. Das Taktile und den Geruch der Bücher hat man nur in der Buchhandlung. Man kann ein Buch aufmachen, ein bisschen darin blättern, daran riechen. Und ich bin nicht die Einzige, die das so erlebt. In den USA etwa gibt es den Trend, dass kleinere Buchhandlungen wieder mehr genutzt werden – unter anderem auch als Treffpunkte. Vielleicht muss man zuerst etwas verlieren, um es dann zu vermissen. Vielleicht kommt es dann in veränderter Form zurück.
Sie sind ja nicht nur Buchhändlerin, sondern auch Politikerin. Haben sich Ihre politischen Anliegen in all den Jahren verändert?
Nein, denn die Themen, die mir wichtig sind, sind ja noch aktuell. Etwa der respektvolle Umgang mit der Umwelt, aber auch Gerechtigkeit in jeder Hinsicht: zwischen uns, zwischen Mann und Frau, zwischen den Ländern. Es gibt Nationen, denen es fürchterlich schlecht geht, uns geht es relativ gut. Gerechtigkeit als globales Thema und Umweltschutz, das waren von Anfang an meine Themen. Eigentlich wäre es schön, diese Themen hätten sich mittlerweile erübrigt.
Sie sagen, Ihr politisches Engagement habe sich nie verändert. Trotzdem wechselten Sie die Partei, von der SP zur BastA!
Ja, ich war in der SP und merkte, dass ich in sozialen Fragen radikaler war, als es damals in der SP gang und gäbe war. Deshalb klopfte ich bei der BastA! an.
Sind Sie radikaler geworden? Oder die SP weniger radikal?
Ich bin eigentlich einfach gleich geblieben. Ich hatte aber den Eindruck, dass die SP, sobald sie in die Regierung eingebunden war, sehr pragmatisch wurde und gewisse Fragen gar nicht mehr stellte.
Sie haben auch einmal für die Regierung kandidiert…
Ja, ich schaffte es immerhin in den zweiten Wahlgang. Ich bedaure sehr, dass es nicht geklappt hat. Woran es scheiterte, kann ich schwer sagen. Vielleicht war die Zeit noch nicht reif für eine Frau, vielleicht hatte ich mich aber auch ungeschickt angestellt.
Wie sieht Ihr politisches Engagement denn heute aus?
Für den Grossen Rat konnte ich nicht mehr kandidieren wegen der Amtszeitbeschränkung. Eine meiner Töchter wollte mich trösten und sagte: «Du kannst ja pausieren.» Aber ich bin ja nicht mehr 40, deshalb ist das mit dem Pausieren so eine Sache…
Sie sind aber noch im Bürgergemeinderat.
Ich bin dort in der Einbürgerungskommission. Das ist eine sehr beschäftigende Aufgabe, einerseits, weil es viele Akten zum Lesen gibt, aber auch emotional. Die Schicksale mancher Leute, die zu uns kommen, sind berührend. Viele sagen, sie wollten hier bleiben, denn hier sei es sicher und geordnet. Mir als Schweizerin wurde erst durch diese Einbürgerungsgespräche bewusst, was für ein grosses Privileg die politische Sicherheit eigentlich ist. Und ich glaube, das ist etwas, zu dem müssen wir Sorge tragen durch aktive Mitgestaltung.
Die 73-jährige Beatrice Alder stammt aus einer Buchhändlerfamilie. Politik wurde in ihrer Familie als «unanständig» empfunden. Trotzdem engagierte sich Alder schon früh für politische Themen. Als linke Politikerin hat sie Basel massgeblich mitgestaltet. Sie war lange Zeit im Grossen Rat, mit Unterbrüchen von 1976 bis 2012. Sie kandidierte 1988 für den Regierungsrat, unterlag aber im zweiten Wahlgang gegen den damaligen Regierungsrat Hans-Rudolf Striebel mit 46 zu 53 Prozent der abgegebenen Stimmen. Im Jahr 2004 wechselte Alder von der SP zur BastA! beziehungsweise zum Grünen Bündnis. Als Buchhändlerin übernahm sie die Buchhandlung Narrenschiff, die sie aus gesundheitlichen Gründen wieder verkaufte. Später beteiligte sie sich an der Buchhandlung Labyrinth. Die dreifache Mutter und sechsfache Grossmutter engagiert sich noch immer bei BastA! und ist als Bürgergemeinderätin in der Einbürgerungskomission.