«Ich hoffe, dass sich Basel selbstbewusst weiter entwickelt»

Sowohl die Dokfilmer- als auch die freie Theater- und Kunstszene haben den Basler Kulturchef Philippe Bischof positiv überrascht. Verpasst hat er hingegen zu seinem Bedauern Konzerte von Mumford & Sons sowie Emily Wells. Sein Rückblick aufs Kulturjahr.

Der Basler Kulturchef Philippe Bischof blickt auf sein Kulturjahr zurück. (Bild: Hans-Jörg Walter)

Sowohl die Dokfilmer- als auch die freie Theater- und Kunstszene haben den Basler Kulturchef Philippe Bischof positiv überrascht. Verpasst hat er hingegen zu seinem Bedauern Konzerte von Mumford & Sons sowie Emily Wells. Sein Rückblick aufs Kulturjahr.

Ihr kulturelles Highlight 2013?

Es gab zahlreiche, aber diese wirken besonders nach: Jonas Lüschers Novelle «Frühling der Barbaren». Noah Baumbachs Film «Frances Ha». Pierre Huyghes grossartige Ausstellung im Centre Pompidou. René Polleschs Stück «Kill your Darlings!» mit Fabian Hinrichs.

Der kulturelle Tiefpunkt 2013?

Für die Schweiz: Das seltsame Leiden von enttäuschten Kulturbeobachtern an der Kultur und die damit verbundenen halbgaren Kulturinfarktsnachdebatten in populistischem Tonfall. Für Basel: Die leider auch von uns (in der Abteilung Kultur) verpasste Chance einer Diskussion um das Verhältnis von privatisiertem und öffentlichem Raum, von künstlerischer Intervention und Kunstmarkt nach der Art Basel-Favela-Geschichte.

Was haben Sie verpasst?

Diese Aufzählung wäre seitenlang. Zwei Konzerte, auf die ich mich wochenlang gefreut hatte, aber in letzter Minute absagen musste (Mumford & Sons in Berlin und Emily Wells in Basel), bedaure ich immer noch.  

Haben Sie etwas vermisst?

Man hofft ja immer auf das prägende, aufwühlende Ereignis; das ist vielleicht völlig zeitfremd und naiv, erhoffen darf man es dennoch.

Philippe Bischof 
Seit drei Jahren leitet er die Abteilung Kultur des Kantons Basel-Stadt. Auf seinem Twitter-Profil bezeichnet der 46-Jährige seine Heimatstadt als «great little city between Switzerland and Europe.»

Hat Sie etwas positiv überrascht?

In Basel auch dieses Jahr die jüngere gestalterische Szene, die an Orten wie Depot Basel, Schwarzwaldallee, Flatterschaft, deux piece etc. eine selbstorganisierte, wunderbare Dynamik in die Stadt trägt. Ebenso die Freie Theaterszene Basels, die selbstbewusst wächst und immer besser wird. Und der eindrückliche Herbst des Basler Dokumentarfilms lässt Gutes hoffen für die Zukunft.

Ihr grösster Fehler im 2013?

Das werde ich vermutlich erst im 2014 erkennen.

Ihr Jahr in einem Lied zusammengefasst?

Das Jahr war zu lang für ein Lied, ich brauche dafür drei: «Wheels» von Fink Meets The Royal Concertgebouw Orchestra). «Vicious traditions» (The Veils). «Went Walking» (Bosque Brown). Ich reagiere bei Songs seit jeher mehr auf die Melodien und den Rhythmus als auf den Text. Diese sind warm, treibend, dunkel, ich liebe ihre Intensität, verbunden mit gewissen Worten, die mich sehr berühren und mir aus dem Herzen sprechen, wenn ich an das auslaufende Jahr zurück denke..

Ihr Youtube-Video des Jahres?

Eigentlich nutze ich Youtube nur für Zusammenfassungen von verpassten Roger-Federer-Matches oder Highlights, die ich mir gerne auch Jahre danach nochmals anschaue, wie etwa dieses:


Wofür haben Sie viel Geld ausgegeben – und hat es sich gelohnt?

Eine sommerliche Reise nach Helsinki und Kopenhagen und auf der Rückreise ein übergewichtiger Koffer voller Architektur- und Kunstbücher. Zudem für zwei grossformatige Fotografien der polnischen Künstlerin Milena Korolczuk, die ich an der Liste entdeckt habe.

Worauf freuen Sie sich im 2014?

Wie jedes Jahr auf zahlreiche überraschende künstlerische Momente und unerwartete Begegnungen. Und endlich wieder Nordlichter zu sehen in Island.

Was wären Ihre Wünsche an Basel fürs kommende Jahr?

Keep going! Dass sich Basel selbstbewusst weiter entwickelt, kulturell die Lust an den neuen Rändern und neuen Höhen entdeckt. Kein Griesgram, die Stadt ist zu lebendig und gut dafür. Grundsätzlich wünsche ich mir eine Region, die offen in die Zukunft geht, keinesfalls sich abgrenzend. Daher bitte am 9. Februar ein enorm deutliches Nein gegen die Masseneinwanderungs-Initiative.

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