Urs Fischer, wieso haben Sie den neuen Trainer Raphael Wicky im «Haifischbecken» willkommen geheissen?
Weil es mir beim FC Zürich beim Wechsel von den Junioren in die erste Mannschaft als Trainer auch so ging. Die Junioren sind ein Planschbecken und kein Vergleich mit dem, was dich bei den Aktiven erwartet. In Zürich hatte der Sprung eine gewisse Heftigkeit, man merkt in einer ersten Mannschaft, dass Herumplanschen eben nicht mehr reicht. Man muss schwimmen.
«Haifischbecken» klingt gefährlich.
Das kann es auch werden. Der Druck und die Erwartungshaltung sind hoch in Basel, noch bevor du das erste Spiel absolviert hast. Ich meine das nicht negativ, so ist einfach die Situation. Bei den Junioren sind die Resultate zweitrangig, die Entwicklung der Spieler steht im Vordergrund. Als Trainer der ersten Mannschaft bist du plötzlich verantwortlich für den Verein, alles hängt von deiner Arbeit ab, in Basel betrifft das rund 240 Mitarbeiter. Das hast du immer im Hinterkopf. Bei den Junioren werden dir Fehler verziehen, danach geht es nicht mehr ums Lernen, sondern nur noch darum, möglichst wenig Fehler zu machen. Das war beim FC Thun nicht anders. Nur hat man da einfach ums Überleben gekämpft.
«Der Entscheid der neuen Führung gegen mich geht in meiner Denkweise auf. Auch wenn ich ihn nicht toll finde.»
Thun war also auch ein Haifischbecken?
Es war genau das gleiche. Einfach mit ein bisschen mehr (überlegt) Kredit. Nein, Kredit ist das falsche Wort.
Sinn für Realismus?
Nein, denn beide Clubs bewegen sich in der Realität.
Demut?
Auch nicht, denn es gibt so viele Situationen, in denen der FC Basel demütig ist. In Thun ist vielleicht alles noch etwas grosszügiger, der Verein verzeiht dir mehr. Aber auch das trifft es nicht richtig.
Ist man in Thun nachsichtiger?
Der Club hat andere Vorstellungen und Werte. Jeder will erfolgreich sein, aber in Thun kann keiner den Meistertitel als Ziel formulieren. Aufgrund der Zielsetzungen ist die Reaktion des Vereins und der Medien eine andere in Basel.
Ist das Umfeld in Basel unerbittlicher?
Das ist zu negativ formuliert. Das würde ja heissen, dass dir hier keiner etwas durchgehen lässt. Aber hier hast du ein Kader, mit dem du den Titel anstreben musst. Wenn das nicht dein Ziel ist, versteht dich keiner. Und in Thun geht es länger, bis etwas ausgereizt ist.
Meinen Sie damit auch den Trainer?
Nein, denn der ist sowieso irgendwann ausgereizt. Du kannst dich nicht jedes Jahr neu erfinden und irgendwann bist du in deinem Charakter festgefahren. Ich verändere mich nicht mehr wie ein Chamäleon, auch wenn ich versuche, dazuzulernen. Irgendwann bin ich einfach ich, und das kann sich mit der Zeit abnützen.
Wann haben Sie gespürt, dass die Stimmungslage beim FC Basel im Wandel ist?
Stimmung gegen meine Person habe ich nie gespürt. Mit allen Leuten war der Kontakt nett, höflich, unterstützend, offen und ehrlich. Man hat mir immer deutlich die Richtung gewiesen. Aber nie so, dass ich das Gefühl hatte, irgendetwas sei gegen mich gerichtet.
Dann können wir an dieser Stelle ein für allemal abhaken, dass Ihre Zürcher Herkunft ein Thema war.
Hören Sie auf! Basler sind doch genauso wie Zürcher. Es gibt eine Rivalität, aber es gibt jede Menge Basler, die in Zürich arbeiten und umgekehrt. Da werden Emotionen falsch interpretiert. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich der aussätzige Zürcher bin, gefangen im Käfig des FC Basel. Erinnern Sie sich an das Plakat «Fischer, nie eine vo uns»?
Natürlich.
Wie hätte ich das denn auch schaffen sollen? Solche Ausrufe sind doch völlig verständlich. Für mich war wichtig, dass ich den Rückhalt habe für meine Arbeit. Und dieses Gefühl hatte ich über die ganzen zwei Jahre. Die Menschen im Verein haben mir offen und ehrlich ihre Meinung gesagt, aber es ging immer um den FC Basel. Und nie um meine Person. Dass es Menschen gibt, die meine Art nicht goutieren, damit muss ich leben. Ich muss es nicht allen recht machen.
Was kann ein Trainer zur Jobsicherung noch mehr machen als an 71 von 72 Spieltagen Erster zu sein?
(überlegt lange) Ich glaube, dass man es gar nicht so betrachten darf. Bei der Beurteilung meiner Arbeit hat der Erfolg des FCB in den letzten Jahren grossen Einfluss. In diesem Erfolg ist jeder Einzelne gefangen. Und ich glaube nicht, dass man da ausbrechen kann.
Was meinen Sie mit ausbrechen?
Sich abkapseln von dieser erfolgreichen Vergangenheit, dass man eine Art One-Man-Show wird, die davon losgelöst arbeitet. Ein Trainer, der gewissermassen über dem Verein steht.
Wussten Sie bei der Unterschrift vor zwei Jahren, dass Sie eine solche Figur nicht sein können?
Ich hoffe vor allem, dass es die Leute vom Verein wussten.
Was hat Sie denn überrascht in den zwei Jahren in Basel?
Das ganze Drumherum. Die Medien, die Aktualität um den FC Basel. Dieser Verein ist derart präsent, das ist der Wahnsinn. Da entstehen Dynamiken, positive und negative, unvorstellbar, wenn man das nicht selber erlebt.
Ist es Ihnen wohl, Teil eines so präsenten Vereins zu sein?
Mir hat es Spass gemacht.
«Murat Yakin und sein Projekt in Schaffhausen, das sind alles Sachen, die reizvoll sein können. Ich war nie einer, der nicht mit weniger umgehen konnte.»
Aber doch nicht immer. Sie hatten doch auch Momente, in denen Sie dachten: «Nicht schon wieder eine Pressekonferenz!»
Natürlich. Wie geht es denn Ihnen bei der Arbeit?
Genauso.
Sehen Sie.
Es gibt trotzdem Schlimmeres, als im Fussballgeschäft sein Geld zu verdienen. Wie viel Kraft haben diese zwei Jahre gekostet?
Viel (macht eine Pause). Viel Kraft. Nicht nur mich selbst, sondern auch mein näheres Umfeld, meine Familie. Aber ich glaube auch den Verein, alle Leute, mit denen ich zusammenarbeiten durfte.
Als Bernhard Heusler und Georg Heitz Sie informiert haben, dass sie aufhören werden…
… da wusste ich, dass ich nicht mehr Trainer sein werde.
Warum?
Das lag auf der Hand. Wenn ein Führungswechsel ansteht, wird alles neu: Es gibt ein neues Konzept, einen neuen Präsidenten, einen neuen Sportchef – da hätte ich in der Trainerfrage wahrscheinlich auch so entschieden.
Die neue Führung hätte auch an einem erfolgreichen Trainer festhalten können.
Für mich ist der Abgang bei Weitem nicht lustig. Einen so tollen Job zu verlieren, bei einem tollen Club, mit all den tollen Menschen. Natürlich bin ich nicht gleicher Meinung mit der neuen Führung, die mich nicht gewählt hat oder mich nicht im Kopf hatte. Aber ich verstehe es. Der Entscheid gegen mich geht in meiner Denkweise auf, auch wenn ich ihn nicht toll finde. Ich hätte mir noch das eine oder andere Jahr gegeben. Es braucht ein tiefes gegenseitiges Verständnis, damit man über eine lange Zeit zusammen funktionieren kann. Es ist ein bisschen wie in der Ehe.
Die meisten Eheleute wechseln ihre Partner nicht so oft wie der FC Basel seine Trainer. Ist es nicht absurd, wie viele Meistertrainer gehen mussten?
Für mich spielte dieser Umstand keine Rolle bei der Unterschrift. Da waren andere Fragen wichtiger: Kannst du dem Druck standhalten? Reichen dir knapp zwei Jahre beim FC Zürich und zweieinhalb Jahre beim FC Thun für diese Aufgabe? Der Verein stand bei sechs Meistertiteln in Serie. Und ich wusste, ich muss den siebten holen. Und ich muss den achten holen. Nicht: Ich kann, sondern: Ich muss. Das ist mir schon alles durch den Kopf gegangen. Wenn ich auf die zwei Jahre blicke, weiss ich: Ich bin dieser Aufgabe gewachsen. Und ich habe mich weiterentwickelt.
In welchen Bereichen?
Ich habe gelernt, wie man Resultate auf diesem Level liefert. Und wir haben geliefert. Ausser international im zweiten Jahr. Das kann man uns ankreiden. Sonst nichts.
Warum hat es in dieser Saison international nicht zu mehr gereicht?
Ich könnte es mir einfach machen und sagen: Es lag am Wettkampfglück. Wir hatten einen schlechten Auftritt, auswärts gegen Arsenal, das in dieser Form einfach eine Nummer zu gross war.Gegen Ludogorets waren wir zweimal das bessere Team, haben aber zu wenig erreicht. Und gegen Paris hatten wir zwei gute Auftritte.
Und wenn Thomas Meunier nicht in der Nachspielzeit spektakulär das 1:2 im St.-Jakob-Park erzielt hätte, hätte Sie einen Punkt gewonnen. Wie ist es für Sie, dass das gnadenlose öffentliche Urteil auch von diesem einen Moment abhängt?
Das ist absolut verrückt. Aber es gehört zum Geschäft.
Haben Sie es zum ersten Mal erlebt, dass medial auf Ihre Person gespielt wurde?
Ich glaube schon. Bis zu einem gewissen Punkt kann ich das auch verstehen und verdauen. Aber es braucht Energie und ein intaktes privates und berufliches Umfeld.
Was macht dieser Aspekt des Berufs mit Ihnen?
Er gehört zum Stellenprofil eines Trainers in Basel dazu. Aber es kommt der Moment, in dem man sagt: Stopp, bis hierher und nicht weiter. Versetzen Sie sich in meine Lage: Es werden dir Dinge unterstellt, die nicht stimmen. Es heisst, der Fischer habe keinen Spieler weitergebracht. Da geht es um meine Person. Um meinen Lebenslauf. Um meine Bewerbungsschreiben für die Zukunft. Meine Karriere ist nach dem FCB nicht zu Ende.
Was bedeutet es, dass die Medien die Europa League und die Champions League zum Massstab nehmen, um Sie zu kritisieren?
Es gibt kein grösseres Kompliment. Eigentlich muss ich der Presse dankbar sein, dass sie mich so dargestellt hat. Wie viele der aktuellen Trainer in den Topligen werden schon an der Champions League gemessen?
Zumal Sie die Saison mit einer Rekordpunktzahl und Rekordvorsprung abschliessen können. Braucht der Schweizer Fussball einen neuen Modus?
Wenn eine Mannschaft achtmal Meister wird in Serie, ist es richtig, dass man auch den Modus ins Auge fasst. Ob es einen neuen Modus braucht oder nicht, damit sollen sich aber andere beschäftigen. Aus meiner Zeit als Spieler weiss ich zum Beispiel: Für die Mannschaften in der Abstiegsrunde ist es der Horror.
«Lasst Raphael Wicky in Ruhe arbeiten.»
Was halten Sie von Punktehalbierung?
Das geht gar nicht. Für mich gehört der Start einer Saison genauso dazu wie der Schluss. Es kann nicht sein, dass jemand mit einem verschlafenen Start am Ende der Saison belohnt werden soll. Wir haben auch in diesem Jahr gesehen, dass unser Start die halbe Miete war. Es soll mir einer sagen, warum das nicht zählen soll.
Wäre eine Aufstockung eine Möglichkeit oder andere exotischere Formate?
So wie in Belgien beispielsweise? Die haben einen ganz verrückten Modus. Da kann sich ein Team aus der Abstiegsrunde ja noch für den Europacup qualifizieren. Man muss einfach Anreize schaffen, damit es spannend bleibt. Wobei: Ich hatte in diesen zwei Jahren das Gefühl, es sei brutal spannend.
Sie haben auch bei 18 Punkten Vorsprung nicht gedacht, dass es reichen wird?
Nehmen Sie mir ab, wenn ich Ihnen sage, dass diese Situation noch schlimmer ist als die Monate zuvor?
Es gibt keinen Grund, Ihnen das nicht zu glauben.
Sie müssen es mir einfach glauben. Über diese verdammte Ziellinie zu fahren, ist der Horror. Du weisst, es steht kurz bevor, das birgt eine enorme Anspannung. Und den Spielern geht es genau gleich. Wir waren uns sicher, dass wir es schaffen. Aber dieser Druck, das muss man erst mal erleben.
Trotz Ihres Erfolgs hat es nicht zur Weiterbeschäftigung gereicht.
Man ist in Basel gefangen im Erfolg. Da muss man versuchen, das Ganze zu sprengen. Und ich glaube, der FC Basel macht das jetzt.
Mit dem Führungswechsel?
Ja. Bernhard Heusler und Georg Heitz haben sich das reiflich überlegt.
Spürten Sie bei den beiden eine gewisse Verzweiflung? Es hiess immer wieder, die Clubspitze wüsste nicht mehr, wie man den Fans noch Freude bereiten soll.
Nein. Ich durfte in zwei Jahren erleben, wie viel Energie der FC Basel einen kostet. Und die beiden machen das seit sieben, acht Jahren. Ich kann sie nur bewundern, sie haben meinen grössten Respekt.
Dieser Respekt scheint gegenseitig. Die Clubführung bezeichnet Sie als den erwachsensten Trainer der letzten Jahre.
Das freut mich. Ich nehme das als grosses Kompliment entgegen.
Was für eine Beziehung hatten Sie mit der Clubführung?
Eine sehr kollegiale und zum Teil freundschaftliche, aber immer im Wissen um die Hierarchie. Dieser Respekt war immer vorhanden, von ihrer Seite genauso. Es gibt Fragen im Arbeitsbereich des Trainers, in denen ich in der Hierarchie höher sein sollte. Und so haben sich die beiden auch verhalten. Das ist ganz grosses Kino. Diese beiden Herren haben grosse Qualitäten, ohne ihnen hier Honig um den Mund schmieren zu wollen.
Fällt Ihnen Ihr Abschied leichter, weil die beiden Herren auch abtreten?
Nein. Für sie ist es vielleicht noch ein bisschen leichter als für mich, weil sie über ihren Rücktritt selbst entschieden haben.
Und was machen Sie denn nach der Saison?
Zuerst gehe ich mit meiner Frau ein paar Tage weg. Das haben wir uns verdient. Und dann gibt es zwei Seiten in mir. Die eine sagt, eine Pause wäre gut. Herunterkommen und mich erholen für eine nächste Aufgabe. Wenn aber ein Angebot kommt, das passt, dann muss ich es machen.
«Meine Abenteuerlust hält sich in Grenzen. Ich bin halt bodenständig.»
Stimmt es, dass Sie zum ersten Mal in Ihrer Karriere einen Berater engagieren?
Ich bin dran. Wenn ein Angebot aus dem Ausland kommen würde, dann gibt es zu viele Faktoren, für die mir die Erfahrung fehlt.
Gibt es in der Schweiz nach dem FC Basel überhaupt noch interessante Aufgaben für Sie?
Natürlich! Ich kann mir vieles vorstellen. Murat Yakin und sein Projekt in Schaffhausen, das sind alles Sachen, die reizvoll sein können. Ich war nie einer, der mit weniger nicht umgehen konnte.
Wie abenteuerlustig sind Sie?
Das hält sich in Grenzen. Ich bin halt bodenständig (lacht).
Zum Beispiel im Iran eine Nationalmannschaft aufzubauen, wäre also nichts für Sie?
Das möchte ich so nicht sagen. Aber am Schluss entscheidet die ganzheitliche Sicht auf das Projekt.
Kommt eine Nationalmannschaft überhaupt in Frage?
Im Moment liebe ich die tägliche Arbeit auf dem Platz. Das lebt, das ist jung, dynamisch. Es widerspiegelt eigentlich nicht die 51 Jahre, die ich auf dem Buckel habe. Aber ich möchte das noch nicht aufgeben.
Sie würden als Nationaltrainer seltener bequeme Trainingskleider tragen.
Ich mache keine schlechte Falle im Anzug! Ab und an auf den Auslandreisen im Europacup, da hat das schon seinen Reiz.
Als Spieler haben Sie zwar im Europacup gespielt. Aber nie bei einem ausländischen Verein. Wäre der Schritt ins Ausland als Trainer deswegen schwieriger?
Ich hatte als Spieler zweimal die Möglichkeit, in die zweite Bundesliga zu wechseln. Ich habe aber nicht das Gefühl, dass mir eine Erfahrung fehlt, weil ich das nicht gemacht habe.
Ihre Töchter wären alt genug, um den Vater ins Ausland ziehen zu lassen.
(lacht) Die fragen schon lange: «Wann geht ihr endlich?» Ich habe aber auch eine Frau. Sie hat 20 Jahre einen super Job gemacht: die Töchter grossgezogen, sie war immer da und hat mir den Rücken freigehalten. Sie hat ein gewichtiges Wort mitzureden.
Sind Sie in zwei Jahren in Basel angekommen?
Ich denke schon.
Und was nehmen Sie mit?
Nur Positives. Ich kannte als Spieler und gegnerischer Trainer nur das Stadion. Und von den Fahrten zum Europa-Park erinnere ich mich an die Kräne, an die Container, an die Chemieindustrie. Jetzt habe ich eine grüne Stadt kennengelernt, den Rhein, in den ich leider nie gesprungen bin, die Birs, in der ich fische. Diese Stadt lebt Traditionen, beispielsweise die Fasnacht, wo ich halt ein passendes Sujet für die Schnitzelbänke war (lacht).
Gestört hat Sie gar nichts?
Nein (überlegt). Nein, wirklich nichts. Oder doch! Auf der Autobahn hat mir mal einer den Mittelfinger gezeigt, als er mich rechts überholt hat. Das ist mein Negativerlebnis mit Basel (lacht).
Ein sportliches Glanzlicht können Sie im Cupfinal gegen Sion noch setzen. Wie wollen Sie den Mythos Sion bezwingen?
Wir haben 90 oder 120 Minuten und ein Elfmeterschiessen Zeit und werden alles daran setzen, das erste Double seit 2012 zu holen. Wir haben noch präsent, was vor zwei Jahren passiert ist. Einige Spieler von damals sind noch dabei. Und was gibt es Schöneres, als dem Favoriten im Final, der Cupmannschaft schlechthin, gegenüberzustehen? Das ist Motivation genug. Und wenn es noch einen Trainer braucht, der die Spieler anstachelt, dann machen wir das. Aber eine Ansprache wie der Co-Trainer von Arminia Bielefeld, so etwas werden wir nicht machen.
Diese Ansprache ist an uns vorbeigegangen.
Das müssen Sie sich anschauen.
Nun gut, schauen wir uns das an.
Naja, so kann man es auch machen. Auch wenn man annehmen würde, dass die Spieler dabei in Gelächter ausbrechen.
Haben Sie im Video jemanden lachen sehen? Die spielen gegen den Abstieg und um ihre Existenz! Um ihren Job, um Sein oder Nichtsein. Stellen Sie sich das vor!
Sie spielen um ihren Job in Mitteleuropa und in einer hochbezahlten Branche.
Ich bin als Spieler mit dem FC St. Gallen abgestiegen. Und das fühlt sich nicht gut an.
Aber es geht nicht um Leben und Tod.
Natürlich nicht. Oder, doch: An einem solchen Tag stirbt eben doch irgendetwas. Sorry. Das darf man nicht unterschätzen, schon gar nicht, wenn man so etwas miterlebt hat. Und dann gewinnen die gegen Braunschweig, die in die 1. Bundesliga aufsteigen wollen, mit 6:0. Nach dieser Ansprache.
Können Sie eine solche Ansprache halten?
Nein, weil die Mannschaft mich dann nicht für voll nehmen würde. Die Spieler würden sagen: Jetzt spinnt er komplett. Ich kann nicht zwei Jahre lang ein anderer sein und dann so etwas aufführen. Unmöglich.
Gegen Sion, vor dem Cupfinal im Ton ein bisschen anziehen, hilft vielleicht schon.
Ich schau mal, ob der Ranger (Co-Trainer Marco Walker) etwas tun kann. Mit meiner Tonlage hat das nichts zu tun.
Unabhängig vom Ausgang dieses Cupfinals: Wird der FCB in Zukunft so erfolgreich bleiben?
Davon gehe ich aus. Der Club ist gut aufgestellt. Aber die neue Führung wird vom ersten Moment an parat sein müssen.
Wie haben Sie Raphael Wicky in Basel als Juniorentrainer erlebt?
Ich habe ihm schon ein paar Tipps gegeben. Er ist ein sehr guter und fähiger Mann. Er traut sich den Schritt direkt vom Nachwuchsbereich in die erste Mannschaft zu. Das habe ich damals beim FCZ auch gemacht. Man hat sich beim FC Basel für diese Lösung entschieden. Und ich sage: Lasst sie machen. Und lasst Raphael Wicky in Ruhe arbeiten.