«Langsam reisst mir der Geduldsfaden»

Kathrin Amacker hat es als Frau in die Chefetage der SBB geschafft. Eine Seltenheit. Die ehemalige Baselbieter Nationalrätin spricht im Interview über Frauenförderung, die Honorar-Affäre und Hetzjagden auf Politiker. Heute Abend spricht sie zum Thema auch im «Trois Rois» im Rahmen des Stadtgesprächs.

Kathrin Amacker wünscht sich, dass Frauen in Chefetagen keine Rarität mehr bleiben, sondern wenigstens schon mal zur Minderheit werden. (Bild: Hans-Joerg Walter)

Kathrin Amacker hat es als Frau in die Chefetage der SBB geschafft. Eine Seltenheit. Die ehemalige Baselbieter Nationalrätin über Frauenförderung, Hetzjagden auf Politiker und über eine mögliche Kantonsfusion.

Kathrin Amacker führt derzeit ein Leben abseits der politischen ­Bühne. Die frühere Baselbieter CVP-­Nationalrätin hat sich vor vier Jahren für eine Karriere in der von Männern dominierten Wirtschaftswelt entschieden. Heute ist sie Kommunikationsleiterin bei den SBB und seit Kurzem Mitglied des Unirates.

Kathrin Amacker spricht am «Stadtgespräch» zum Thema: «Nebenjöbli, Sitzungsgelder, Honorar-Affairen – Was läuft schief beim Staat und seinen Betrieben?»
Montag, 17. Februar 2014, 20.00 – 21.30 Uhr, Grand Hotel Les Trois Rois, Salle Belle Epoque. Eintritt ist frei.

Im Gespräch nimmt die 52-Jährige die von der Honorar-Affäre betroffenen Baselbieter Regierungsräte in Schutz und erklärt, warum das Baselbiet beim Thema Kantonsfusion selbstbewusster auftreten sollte. Aus­serdem erzählt Amacker, wie es sich anfühlt, eine «Rarität» in der Wirtschaftswelt zu sein.

Frau Amacker, vor vier Jahren zogen Sie sich aus beruflichen Gründen aus der Politik zurück. Haben Sie schon Entzugs­erscheinungen?

Ich habe in meiner Funktion bei den SBB immer noch sehr viel mit der Politik zu tun. Mindestens so viel wie vor vier Jahren – aber diese ­politische Arbeit ist strategischer und medial nicht mehr so sichtbar wie früher. Ich freue mich immer ­besonders, wenn ich mit Parlament und Behörden in Bern persönlich zu tun habe.

Sie bereuen Ihren Entscheid also nicht?

Nein, überhaupt nicht. Meine Aufgabe fasziniert mich. Sie fordert mich heraus, und ich schöpfe sehr viel Energie daraus. Natürlich ist es mir nicht leicht gefallen, das Nationalratsmandat abzulegen und mich nach zehn Jahren aus der Politik zu verabschieden. Ein Nationalratsmandat ist ein grosses Geschenk und ein Ausdruck des Vertrauens ­derer, die mir ihre Stimme gegeben haben. Aber die Sachlage war klar: Die beiden Funktionen sind laut ­Reglement wegen Interessenskonflikten nicht miteinander vereinbar. Es gibt Momente im Leben, in denen man sich entscheiden muss. Als die Swisscom mich 2010 kontaktierte, um mich als Kandidatin zu gewinnen, war für mich klar, dass ich diese berufliche Chance packen muss. Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass man Konzernleitungsmitglied eines für die Schweiz so relevanten Unternehmens werden kann – als Frau schon gar nicht.

Sie verliessen die Swisscom als Kommunikationschefin allerdings ziemlich rasch wieder. Was lief da schief?

Die Swisscom und ich sind im Guten auseinandergegangen. Auch heute noch verbinden uns gemeinsame Projekte, was ich sehr schätze. Die Swisscom ist ein wichtiger Kunde der SBB. Drei Jahre sind zwar für eine Konzernleitungsfunktion etwas kurz. Dass ich bei den SBB eine ­analoge Funktion übernommen habe, steht aber wieder für Kontinuität. Swisscom hatte sich auf den 1. Januar 2013 reorganisiert. Die Kommunikationsfunktion wurde verkleinert und monothematischer aufgestellt. Wichtige Verantwortlichkeiten zur Marke und zum Sponsoring wurden zentralisiert. Ich habe diesen Prozess unterstützt, weil dies für Swisscom Sinn machte. Meine Funktion hingegen wurde dadurch in der Themenbreite schmaler und somit deutlich verändert.

Sie haben Ihre eigene Stelle ­unattraktiv gemacht?

Ja, ich habe aktiv dabei mitgeholfen (lacht). Das gehört zu echter Leadership. Du musst zuerst für das Unternehmen denken und dann eine persönliche Lagebeurteilung machen und vorwärtsschauen. Im November 2012 kam das Angebot von den SBB, mich für die vakante Kommunika­tionsleitung zu bewerben – eine ­grosse Chance, ist doch diese Funktion noch breiter aufgestellt als die frühere bei Swisscom.

Sie arbeiten eng mit SBB-CEO Andreas Meyer zusammen. Hat er Sie zu den SBB geholt?

Nicht direkt. Ich musste wie alle Kandidaten ein externes Assessment machen, mich auf Herz und Nieren prüfen lassen. Es folgten verschiedene interne Interviews und schliesslich die Bewährungsprobe vor dem Verwaltungsrat. Natürlich ist dabei zen­tral, dass die Chemie zwischen CEO und Kommunikationschefin stimmt.

«Ich finde es daneben, Regierungsräte als ‹Abzocker› hinzustellen. Das ist sehr billig.»

Neuerdings sind Sie Mitglied des Universitätsrates. Wie kam es zu diesem Engagement?

Ich wurde von der Baselbieter Regierung angefragt. Das hat mich sehr gefreut, zumal ich zehn Jahre Politik für das Baselbiet machen durfte. Ich wäre ohne diese Erfahrung heute nicht, wo ich bin. Ich empfand die Anfrage als ein sehr schönes Zeichen.

Was für eine Uni möchten Sie?

Was ich für eine Uni möchte, spielt keine zentrale Rolle. Die wichtigste Aufgabe des Unirates ist es, die strategische Ausrichtung und damit die Entwicklungsschwerpunkte der Universität festzulegen – und zwar im besten Interesse der Institution und des Standorts. Weiter sind wir dafür verantwortlich, dass der Leistungsauftrag sauber umgesetzt, das Budget eingehalten wird und die Uni sinnvoll organisiert ist.

Die Nähe der Uni zur Wirtschaft, insbesondere zur Pharma, wird immer wieder kritisiert. Wie ­gefährlich ist diese Nähe?

Diese Frage stellt sich immer wieder, und sie ist berechtigt. Die Balance muss stimmen. Die Uni braucht unbestritten ihre Forschungsfreiheit – davon profitiert auch die Industrie. Andererseits kann die Universität nicht im luftleeren Raum bestehen. Sie braucht Abnehmer für ihre ­Ideen, ihre Themen und auch für ihre Studierenden. Solche Ideen müssen irgendwo auch einen gesellschaftlichen Mehrwert bringen und sich zum Beispiel in ein Produkt ­ummünzen lassen. Universität und Wirtschaft brauchen sich also gegenseitig. Im Januar besuchte ich ­wieder einmal die Stanford University in San Francisco. Diese Uni ­bekommt von ihren Alumni eine Milliarde Dollar pro Jahr. Da habe ich mir die Frage der Balance auch gestellt. Zusammenarbeit ist wichtig, eine gekaufte Forschung führt aber nur kurzfristig zum Erfolg. Ich glaube, wir sind in der Schweiz hier vernünftig unterwegs – und somit auf dem richtigen Weg.

Die Studiengebühren wurden ­erhöht. Sie waren bei diesem Entscheid nicht involviert. Hätten Sie zugestimmt?

Was nichts kostet, ist nichts wert. Qualität darf ihren Preis haben. ­Deshalb finde ich die moderate Erhöhung der Studiengebühren richtig. Man muss sich als Universität schon überlegen, wie man sich weltweit positionieren will, zumal man im Wett­bewerb steht. Ist es zu günstig, zieht es mehr Studierende an, die nicht aus Überzeugung an der Uni Basel studieren, sondern weil es billig ist.

Es kann aber auch nicht sein, dass am Schluss das Geld ­entscheidet.

Es ist wichtig, dass der Zugang zu ­Stipendien weiterhin gewährleistet ist – damit alle intelligenten Köpfe eine Chance haben. Es darf nicht sein, dass unserer Uni etwas Elitäres anhaftet. Das fände ich falsch. Auch bei dieser Frage braucht es die nötige Balance.

Im Herbst wird voraussichtlich über die Fusionsinitiative entschieden. Sie beschäftigen sich als Präsidentin der Regio Basiliensis intensiv mit dieser Frage. Bis jetzt ist es eher ein Thema der Politik und der Verbände. Der Funke scheint beim Volk noch nicht angekommen zu sein. Woran liegt das?

Der Region geht es zum Glück sehr gut. Es gibt keinen ausgeprägten wirtschaftlichen Leidensdruck. Die Leute gehen nicht wegen schlechter Lebensbedingungen auf die Strasse. Beim Thema Kantonsfusion geht es darum, uns für die Zukunft besser aufzustellen und für die Herausforderungen der nächsten 100 Jahre besser gerüstet zu sein. Das Thema wird öffentlich beschäftigen, wenn die parlamentarische Debatte beginnt und erst recht rund um die ­Abstimmung. Es liegt eine zentrale Frage auf dem Tisch: Wollen wir ­einen Verfassungsrat einsetzen, der eine mögliche Fusion auf alle ­Vor- und Nachteile prüft?

Wie wollen Sie im Abstimmungskampf vorgehen, wenn das ­Thema das Volk nicht wirklich beschäftigt?

Es geht mir nicht so sehr um den ­Abstimmungskampf als vielmehr um die Frage, ob es eine gesellschaftliche Debatte darüber geben wird. Denn die Fusionsfrage ist eine gesellschaftliche Frage. Das Thema Fusion begegnete mir das letzte Mal, als ich sieben war. Heute bin ich 52 und ich freue mich darüber, dass ich einmal in meinem Leben über diese Frage abstimmen kann. Baselland und Basel-Stadt haben von 1501 bis 1833 – also 300 Jahre lang – zusammengehört. Und 1936, kurz vor dem Zweiten Weltkrieg, haben beide Kantone einer Wiedervereinigung zugestimmt. Das Thema landete jedoch wegen der Kriegssituation in einer Schublade in Bern. Jetzt holen wir es da wieder raus. Es reicht, sich 200 Jahre anzuschmollen. Nun muss zusammengeführt werden, was zusammengehört. Es geht darum, den nächsten Generationen zeitgemässe Strukturen zu hinterlassen. Für die Jungen ist es heute unverständlich, weshalb die Kantonsgrenze mitten durch die Stadt geht. Das ist auch schwer erklärbar: Die Stadt ist über die Grenze hinaus gewachsen, und ­jeder andere Kanton hat ganz selbstverständlich städtische und ländliche Gebiete. Kommt hinzu, dass wir in dieser Form unglaublich undemokratisch organisiert sind.

Weshalb undemokratisch?

Zwischen Basel-Stadt und Baselland gibt es über 100 Staatsverträge. Solche Verträge sind in der parlamen­tarischen Arbeit nicht sehr demokratisch. Das Parlament kann nur Ja oder Nein dazu sagen. Das bedeutet, dass wir über die wichtigsten Themen in unserer Region nicht sehr demokratisch entscheiden können.

«Es hat mich sehr beeindruckt, dass alle Regierungsräte öffentlich gesagt haben, wie sie zur Fusion stehen.» 

Was meinen Sie zur Haltung der Baselbieter Regierung?

Ich sehe, dass die Regierung um ihre Position ringt. Es hat mich sehr beeindruckt, dass alle Regierungsräte öffentlich gesagt haben, wie sie zur Fusion stehen. Dies ist eben keine politische Diskussion, sondern eine gesellschaftliche. Umso wichtiger ist es, dass ein Regierungsrat in diesem Prozess als Mensch reden kann und seine Meinung kundtun darf. Es geht bei diesem Thema um mehr als die nächsten Wahlen oder um ein Parteiprogramm. Man spürt, dass der Kanton Baselland eher defensiv ­unterwegs ist in dieser Frage und alte Muster hochkommen.

Was heisst das konkret?

Vor mehreren Jahrhunderten wurde die Landbevölkerung von der Stadt ausgebeutet. Wie im alten Südafrika galt nicht «one man, one vote». Ein Baselbieter zählte weniger als ein Städter, damit diese im Parlament sicher die Oberhand behielten. Das ist unsere Geschichte und wird es immer bleiben. Verschliessen wir aber die Augen vor der Gegenwart nicht: Baselland ist wesentlich grös-ser als Basel-Stadt. Wir haben deutlich mehr Einwohner, haben Landressourcen und Erholungsraum. Das Einzige, was uns fehlt, ist ein über die Grenzen hinaus bedeutendes Zentrum. Wir dürfen also durchaus selbstbewusst auftreten und sagen: Lass uns die Stadt zurückholen!

Diese Haltung wird sich kaum durchsetzen. Wie lautet Ihre Abstimmungsprognose?

Ich wage keine. Ich freue mich einfach, dass wir diese Debatte nach über 40 Jahren erneut führen können. Schon alleine dadurch ist viel gewonnen. Ich hoffe, dass wir als Region etwas Mut beweisen und einen Verfassungsrat einsetzen, der sich fundiert mit einer möglichen Fusion befasst, über die wir dann in einigen Jahren abschliessend abstimmen können.

Baselland stimmte der Massen­einwanderungsinitiative mit 50,6 Prozent zu. Das ist doch ein schlechtes Omen für eine Fusion?

Die Masseneinwanderungsinitiative wurde gerade in der Deutschschweiz sehr klar und flächig angenommen. Dieses Ergebnis ist so zu respektieren. Es geht nun um die Frage, wie dieser Mehrheitswille konkret umgesetzt wird. Einen direkten Zusammenhang zur Abstimmung bezüglich Kantonsfusion sehe ich nicht. Hin­gegen ist das deutliche Zeichen pro Masseneinwanderungsinitiative für den Wirtschaftsstandort Schweiz eine schwierige Situation.

Die beiden Basel machten kürzlich durch Honorar-Affären von sich reden. Waren Sie schockiert über die Verfehlungen?

Das ist eine schwierige Situation. Die Regierungsräte machen einen guten Job zu einem angemessenen ­Gehalt. Sie sind in ihrer Funktion sehr ausgestellt und führen diese mit Leidenschaft aus. Offensichtlich ­waren die Regelungen bisher nicht ausreichend klar und transparent. Da besteht also Klärungsbedarf. Dass man amtierende und ehemalige Regierungsräte nun derart an den Pranger stellt, finde ich in hohem Masse unfair. Ich habe unglaublich Mühe damit, wie hier mit Menschen umgegangen wird, die eigentlich ­unsere Wertschätzung verdienen. Wer hat denn noch Lust, eine solche Funktion zu übernehmen, wenn man so öffentlich diskreditiert wird? Ich finde das in der Tendenz sehr ­gefährlich und nicht korrekt diesen Personen gegenüber.

Aber von Politikern, die ja ­immerhin vom Volk gewählt wurden, kann man doch mehr Moral erwarten.

Moral schon. Aber ich sehe aufgrund der heute bekannten Fakten keinen absichtlichen Regelverstoss. Es gab offensichtlich Gewohnheitsrechte, die zu wenig hinterfragt wurden. Man handelte nach Treu und Glauben und lag damit wohl in einer Grauzone. Das ist nun aufzuarbeiten, aber mit dem nötigen Respekt. Ich finde es einfach daneben, Regierungsräte in der Retrospektive als «Abzocker» hinzustellen. Jetzt derart den Zeigefinger zu heben, ­finde ich sehr billig.

Letztes Wochenende hat sich Basel-Stadt für die Einführung einer Frauenquote in Aufsichtsgremien staatsnaher Betriebe entschieden. Freut Sie das?

Ich bin grundsätzlich dafür, dass sich Firmen, Kantone und Organisationen in diesem Punkt selber Zielsetzungen geben. Damit sich etwas ändert, muss man entsprechende Anreize setzen. Wenn das funktioniert, ist das natürlich der Königsweg. Aber ich muss schon sagen: Ich bin jetzt bald 52 und das Thema Frauenförderung beschäftigt mich, seit ich 20 bin. Langsam reisst mir der Geduldsfaden.

Wie meinen Sie das?

Es muss endlich einmal vorwärts­gehen in der Schweiz. Frauen sind in den oberen Wirtschaftsetagen immer noch stark untervertreten. Es ist richtig, hier einmal verbindlicher zu werden, wenn es freiwillig nicht ­vorwärtsgeht.

Sie scheinen frustriert zu sein.

Frustriert nicht, aber wir hören die gleiche Leier schon sehr lange, und ich frage mich langsam: Erlebe ich einen wirklichen Wandel noch? Wenn es in diesem Tempo weitergeht, dauert es nämlich noch 150 Jahre, bis wir eine sinnvolle ­Mischung haben.

«Es muss endlich einmal vorwärts­gehen in der Schweiz. Frauen sind in den oberen Wirtschaftsetagen immer noch stark untervertreten.»

Sie übertreiben.

In der Politik haben sich Frauen in den letzten zehn Jahren gut etabliert. Da ist einiges an Veränderung gegangen. Aber in der Wirtschaft befinden wir uns noch nicht auf Kurs. Es wurde in den letzten Jahren zwar ein Effort geleistet. Aber die Ergebnisse sind noch dürftig. Während in Verwaltungsräten im letzten Jahr die Frauenquote auf immerhin 17 Prozent stieg, verharrt sie in den operativen Geschäftsleitungen der grossen Unternehmen in der Schweiz auf 5 Prozent. Das bedeutet, in den grössten 100 Firmen der Schweiz gibt es gerade einmal 50 Frauen in diesen Etagen – und ich bin eine davon. Sie können sich ungefähr vorstellen, wie man sich da fühlt: als Rarität. Ich freue mich auf den Tag, an dem dieser Anteil in der Schweiz 25 Prozent beträgt, denn damit werden wir von der Rarität zur Minderheit aufsteigen.

Leiden Sie denn unter dieser ­Situation?

Nein. Aber es ist wichtig zu wissen, wer man ist. Für mich spielte diese Frage bei Jobentscheidungen sehr wohl eine Rolle. Hier einen Unterschied machen zu können, zu zeigen, dass es geht – diese Gedanken waren durchaus da.

Sie haben es aber auch ohne Quote weit gebracht.

Ob Quote oder nicht: dass ich eine Frau bin, hat bei meinen Rekrutierungen eine Rolle gespielt. Mein damaliger, inzwischen leider verstorbener Chef Carsten Schloter brachte es beim Vorstellungsgespräch auf den Punkt, indem er sagte: «Wir suchen bewusst eine Frau, stört Sie das?» Ich fand das sehr sympathisch und echt. Ich bin skeptisch, wenn kategorisch dementiert wird, dass solche Gedanken im Raum stehen. Es ist einfach nicht lebensnah.

Schliessen Sie ein politisches Comeback eigentlich aus?

Momentan schliesse ich ein Comeback für die kommenden Jahre aus. Man sollte aber nie nie sagen. Grundsätzlich bin ich keine Person, die auf Vorrat plant oder gar eine Laufbahn auf dem Reissbrett entwirft. Ich prüfe Chancen, wenn sie da sind. Meine Energie und Leidenschaft gehören dem Hier und Jetzt. Was später ist, wird sich zeigen. Es lebt sich einfacher, wenn man für die Zukunft offen bleibt.

Kathrin Amacker

Kathrin Amacker gehörte drei Jahre lang dem Nationalrat an. Im Februar 2007 wurde sie in den Landrat gewählt, ein halbes Jahr später erfolgte die Wahl in den Nationalrat. Von 2004 bis 2009 war sie Präsidentin der Baselbieter CVP. Zudem war sie Mitglied des Parteipräsidiums der CVP Schweiz. Amacker schloss die Universität Basel mit einer Dissertation in Pharmazeutischer Technologie ab. Von 1990 bis 2010 arbeitete sie bei der Ciba-Geigy respektive Novartis, unter anderem als Beauftragte für Chancengleichheit. Zwischen Herbst 2010 und Frühling 2013 war sie Mitglied der Konzernleitung der Swisscom, wo sie die Unternehmenskommunikation leitete. Seit Sommer 2013 arbeitet Kathrin Amacker als Leiterin Kommunikation bei den SBB und ist Konzernleitungsmitglied. ­Ausserdem präsidiert sie den Verein Regio Basiliensis und ist seit Kurzem Mitglied des Universitätsrates. Sie ist verheiratet und hat drei Kinder. Sie lebt in Binningen.

Artikelgeschichte

Erschienen in der Wochenausgabe der TagesWoche vom 14.02.14

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